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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Klein-Wattoneon verkleiden, ich werde städtischer Fusselaufklauber und Fädcheneinsammler. Ha, die Stadt wird wieder blitzen und blinken...«
    »Und warum geht dann nicht lieber Klein-Wattoneon selbst?«, fragte Paprikel. »Ihn kann man jedenfalls nicht für einen anderen halten, er braucht sich nicht zu verkleiden.«
    »Ja, könnten wir dich darum bitten?«, fragte Don Blech.
    Klein-Wattoneon nickte. »Zwar wollte ich nie wieder nach Wattelstadt zurückgehen. Aber durch euer Kommen hat sich das geändert. Ich helfe euch und mir.«
    So wurde man sich einig, dass Klein-Wattoneon am nächsten Morgen in die Stadt zurückkehren sollte, um seine alte Tätigkeit wieder aufzunehmen. Er hoffte nur, dass noch niemand seinen Abschiedszettel gefunden hatte, das wäre ihm peinlich gewesen und man hätte ihn womöglich gefragt, warum er wiederkäme. Paprikel aber ärgerte sich. Er dachte, man sei zu leichtherzig über sein Angebot hinweggegangen. Er war bestimmt der einzig richtige Kundschafter. Und in der Nacht, als er allein unter einem Baum lag, konnte er nicht schlafen. Er schaute in den Sternenhimmel hinauf und seine Wissbegier wurde riesengroß. Er wollte die Zeltstadt mit den Oberstübchen kennen lernen.
    Und damit ihn niemand zurückhielt, stand er im Morgengrauen, als die anderen noch schliefen, leise auf um fortzugehen.
    Leider vergaß er, sich in Baumwollfasern einzuhüllen. Da hatte ihn sein Scharfsinn einmal gründlich verlassen.

Ungeduld

    Junker Hohlkopf hatte die Nacht sitzend verbracht, an die Zeltwand gelehnt, so, wie er jede Nacht verbrachte. Er saß aufrecht da, regungslos. Er schlief nicht, aber er wachte auch nicht. Er wartete einfach, wartete, dass die Nacht verging, dass die Stadt wieder lebendig wurde und der Tag mit neuer Tätigkeit erfüllt werden musste.
    Und gegenwärtig wartete er besonders ungeduldig auf den Tag der Hochzeit. Er ärgerte sich, dass er selbst vorgeschlagen hatte, dass sie erst in acht Tagen sein sollte.
    Nun waren es immer noch fünf Sonnenauf- und — Untergänge.
    Er dachte auch kurz an den nächtlichen Störer, der die Zeltwand gelüpft hatte. Bisher war noch nie ein Wattel so vorwitzig gewesen. War der Vorwitzige nicht auch größer gewesen, kräftiger als die anderen? Am Ende war es gar kein Wattel? Doch wer sonst? Manchmal beunruhigte ihn der Gedanke, dass Don Blech ihm wieder auf den Fersen sein könnte. Am liebsten sähe er ihn nie wieder. Und wenn, so wollte er zuerst verheiratet sein.
    Und dann fiel ihm Scheppertonne ein. Es war doch lästig, immer auf den eigenen Füßen zu stapfen. Seine Gelenke lechzten nach Öl. Ob er einen Wattel auffordern könnte, ihm zu helfen? Oder doch lieber nicht, denn wenn der sein Geheimnis entdeckte, war es womöglich aus mit der Hochzeit. Wer will schon jemanden heiraten, der in einer goldenen Rüstung nicht zu finden ist.
    Sehr ungern stolzierte er so schnarrend und klappernd umher. Hoch zu Ross war er schöner und eindrucksvoller. Und dann war Scheppertonne ja auch die Einzige, mit der er sich offen unterhalten konnte. Sie waren durch ein gemeinsames Schicksal aneinander gebunden. Gewiss, sie widersprach ihm oft. Sie war ängstlich und ging Schwierigkeiten gern aus dem Weg. Aber trotzdem — sie wäre ein Gesprächspartner gewesen.
    Wie mochte es ihr jetzt gehen? Wusste sie vielleicht gar nichts von sich selbst, von dieser Zeit, weil sie irgendwo auseinander genommen lag? Wie merkwürdig war das — einmal war man und einmal war man wieder nicht...
    Junker Hohlkopf verwünschte die Nacht mit ihren Gedanken, die ihn peinigten, als ob Ameisen in seinem hohlen Kopf herumkrabbelten.
    Als es endlich hell wurde, als die Wattels aus ihren Behausungen kamen und als die Sonne feurig emporstieg, verließ auch Junker Hohlkopf sein Zelt und schaute — wie jeden Morgen — an den Himmel. Wie gut, nirgends war ein Wölkchen zu sehen. Mindestens bis zur Hochzeit durfte es nicht regnen. Nun, für heute bestand also keine Gefahr.

    Er war zufrieden. Seine Missstimmung milderte sich. Er streckte seine hohlen Glieder, ließ seine Gelenke und Scharniere knacken, machte Kniebeugen, winkelte die Arme an, übte später noch einige Paraden und Ausfälle mit dem Schwert. So brachte er sich in eine ritterliche Form, so trimmte er sich für den Tag.
    Danach ging er zum Wattepalast. Er wollte am Frühstück seiner Braut und seiner zukünftigen Schwiegermutter auch heute wenigstens als Beobachter teilnehmen.
    Auf dem kurzen Weg fiel ihm jedoch ein kleiner Kerl auf,

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