Don Blech und der silberne Regen
noch zu unterzeichnen.
Der Obereinpuderer gab sich viel Mühe, denn so ein wichtiges Staatspapier schreibt man nicht jeden Tag. Nach langer Zeit endlich puderte er das Pergament mit feinem Sand trocken, wie das so üblich ist.
Dann machte er sich auf den bitteren Gang zum Zelt des goldenen Junkers. Ihm war himmelangst.
Junker Hohlkopf, mit der Krone auf dem Blechhelm, stand noch immer vor Scheppertonnes Bauch und spiegelte sich. Er tat so, als ob er des Obereinpuderers Kommen nicht bemerkte.
Der räusperte sich und flüsterte: »Majestät!« Die Anrede fiel ihm schwer.
Stolz richtete sich Junker Hohlkopf auf und drehte sich um. Majestätisch sah er schon aus. Der Mantel wallte von seiner Schulter und die Krone hing schief. »Was willst du, Knecht?« So herrschte er den Obereinpuderer an. Das fand er königlich.
»Ich bin nur der Überbringer dieser Urkunde, nicht ihr Verfasser!«, stotterte der Obereinpuderer. Er verwünschte es, dass die hohen Herrschaften stets ihre Untergebenen mit schweren, lebensgefährlichen Aufgaben betrauen. Zitternd überreichte er Junker Hohlkopf die Schriftrolle.
Junker Hohlkopf klapperte mit dem Kinnreff. »Lies!«
»Könntet Ihr es nicht selber lesen, Majestät?«
»Lies!«
»Auf Eueren Befehl!», sagte der Obereinpuderer mit bebender Stimme, entrollte das Pergament und las: »Ich, der Unterzeichnete, jetzt König Junker, Majestät Junker und Hoheit Junker von Wattelland, erkläre hiermit feierlich, auf die Krone für alle Zeiten zu verzichten, Simsalabim und Unterschrift...«
»Simsalabim? Sososo! Ich will dir meine Antwort geben, tritt nur näher!«
Junker Hohlkopf trat einen Schritt zurück auf sein Zelt zu und des Obereinpuderers Herz klopfte vor Freude, denn er glaubte, seine Majestät wolle eine Feder zum Unterschreiben holen. Ach, dachte er, ich bin doch der geborene Diplomat und Staatsmann, ich werde Gehaltszulage verlangen.
Er trat also seinerseits einen Schritt näher, um die Abdankungsurkunde unterschrieben wieder in Empfang zu nehmen. Wie glatt und geschickt hatte er doch die Staatskrise gelöst! Er stand nun sehr dicht beim Zelt und Junker Hohlkopf reckte die Arme und stemmte das Dach innen empor, da, wo es wie ein gefüllter Sack durchhing — und der Wasserfall ergoss sich über den Obereinpuderer, der erstarrte, zusammenklatschte und bis in die Seele hinein erschrak — und davonrannte, triefend wie er war...
Junker König Hohlkopf brüllte ihm nach: »Das ist meine Antwort, an alle!«
Jetzt war guter Rat noch teuerer geworden im Wattepalast.
Doch glücklicherweise war die Hilfe nahe. Don Blech nämlich in der stillen Bucht hatte zwar den Regen abgewartet. »Jetzt aber«, sagte er zu seinen Getreuen, »jetzt ist der Augenblick gekommen, Wattemutter wird ihren Irrtum einsehen. Nun wird es keine Hochzeit mehr geben, Watteia wird vor dem größten Fehler ihres Lebens bewahrt — und wir werden den goldenen Junker endlich unschädlich machen!«
Er legte seine Blechbüchsenrüstung an und Donito legte seine Blechbüchsenrüstung an und Schmuser erhob sich und der Hadnik übte das Luftanhalten noch einmal und Tura erprobte seine Schwingen. Nur Paprikel saß weiterhin unter dem Busch und dachte nach. »Ich bin der Lösung schon zum Greifen nahe«, murmelte er rätselhaft.
Deshalb ließ man ihn in Ruhe. Nassi schmauste im Wasser und schmatzte ungeniert. Sie war froh, dass sie den weiten Weg in die Stadt über Land und zu Fuß nicht gut zurücklegen konnte, denn sie hatte eine sinnverwirrend süße Wurzel gefunden, an der sie kaute und lutschte. Sie benutzte wirklich das Wort »sinnverwirrend«, rollte die Augen und lallte mit vollem Mund. Vielleicht enthielt die Wurzel Alkohol? Gern blieb sie. So brach Don Blech also ohne diese beiden auf. Er ritt schwer gepanzert auf Schmuser. Donito ging als Trompeter voraus, Tura hockte auf Don Blechs Schulter wie ein Jagdfalke und der Hadnik quetschte sich hinter ihn an die Blechbüchsenrüstung.
Flucht
Mit Betrübnis sah Don Blech die Verwüstungen, die der Regen in der Stadt angerichtet hatte. Noch immer waren Straßen und Wege wie ein Morast, bis zu den Knöcheln watete Schmuser im Schlamm. Die gewebten Wände der Oberstübchen waren durchweicht, einige flatterten abgerissen am kahlen Gestänge. Überall bemühten sich die Wattels, Ordnung zu schaffen. Das glückselige Schweben war ihnen vergangen: Die meisten sahen aus wie nasse Scheuerlappen.
Am Fuße der großen Treppe zum Wattepalast rollte Don Blech von
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