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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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sich im Morast zur Seite zu wälzen und so Scheppertonnes Hufen zu entgehen.
    Jetzt verlor Schmuser die Beherrschung. Immer schon hatte es ihn gereizt, den goldenen Junker auf die Hörner zu nehmen. Nun senkte er das Haupt mit der gewaltigen zweizinkigen Gabel und preschte los, donnernd, der Boden bebte und der Schlamm spritzte, da konnte man sich schon fürchten.
    Junker Hohlkopf erschrak, er hatte nicht den Wunsch, von Schmuser aus dem Sattel gehoben zu werden. Auch Scheppertonne erinnerte sich nur allzu gut des verlorenen Kampfes damals auf der Didnikinsel — sie scheute, sprang zur Seite — »auch noch Hörner im Bauch vertrage ich nicht!«, wieherte sie. Und Schmuser fand nirgends Widerstand. Weit schoss er über sein Angriffsziel hinaus, konnte sein entfesseltes Gewicht nicht bremsen, stolperte in Junker Hohlkopfs Zelt, das brach über ihm zusammen, begrub ihn unter einem Gewirr von Tüchern, feuchten Lappen und zersplitterten Stangen.
    »Gut, dass dieses Zelt nicht mehr gebraucht wird«, brummte Don Blech mit Galgenhumor. Er hatte sich inzwischen aufgerappelt.
    Allerdings brauchte er sein Schwert nicht zu ziehen. Junker Hohlkopf hatte es sich plötzlich anders überlegt. Er wollte nicht mehr kämpfen. Sei es, dass er sich seines Sieges nicht mehr sicher war, sei es, dass ihm nun die Freude am Königsein vergangen war — kurzum, er sprengte davon, aus der Stadt, dem Meer, der stillen Buch zu.
    Ganz schnell wurde sein Rücken kleiner — und kleiner — und kleiner! —
    Da konnte Don Blech nur noch rufen: »Ihm nach!«

Groß-Wattoneon

    »Ihm nach!«, rief also Don Blech. Da blieb keine Zeit mehr, Schmusers Rücken zu besteigen — auch wäre es ihm in aller Eile doch wieder misslungen. So hastete er also in der klirrenden Rüstung durch Wattelstadt und dann über den Dschungelpfad.
    Klein und eilig wirbelten seine Füße unter der Blechbüchse, die sein Panzer war, über den nassen Grund. Donito folgte, die Trompete schwenkend. Und Tura flog voraus, vermochte aber den fliehenden Junker nicht aufzuhalten. Und Schmuser donnerte hinterher. Und der Hadnik fliepfte, was seine Lungen aushielten. Wattemutter vergaß alle Würde. Auch sie jagte davon, dem Flüchtling nach. »Meine Krone, meine Krone!«, jammerte sie.
    »Nein, meine Krone, meine Krone!«, rief Watteia. Da ihre Mutter abgedankt hatte, stand ihr der würdevolle Kopfschmuck auch nicht mehr zu.
    Auch der Obereinpuderer atmete schwer, denn er rannte nicht gern, aber er japste dennoch: »Meine Krone, deine Krone, seine Krone... ja wessen Krone denn nun eigentlich?«
    Junker Hohlkopf überließ sich mit Freude Scheppertonnes wildem Galopp. Fort wollte er, hinaus in die freie, weite Welt, wo ihn niemand kannte, wo er neue Heldentaten vollbringen konnte. Heißa — fremdes Blut sollte da spritzen. Lange genug hatte er sich gemäßigt. Doch die Krone gedachte er mitzunehmen. Als König wollte er aus Wattelland scheiden, als König anderswo ankommen.
    Schon sah er die Bucht vor sich, schon lockten die Masten der beiden Segelschiffe zwischen den Bäumen.
    Und Nassi schlummerte am Ufer, von der wildsüßen Wurzel betäubt. Auch Paprikel schnarchte unter dem Busch. Er hatte sein Rätsel gelöst. Nachdenken macht müde.
    Scheppertonne dröhnte heran, sie erwies sich als wildes Rennpferd, kein Araberhengst hätte sie einholen können.

    Sie sah den Seefalter, das vertraute Boot, mit dem sie schon einmal übers Meer gesegelt war. Sie erreichte die Bordwand, setzte hinüber, wie über ein Hindernis beim Turnier. Kraftvoll war ihr Schwung, er teilte sich dem
    Boot mit, drückte es ab vom Land, das Tau spannte sich, knirschte, riss; Junker Hohlkopf konnte sich nur knapp im Sattel halten.
    Doch blieb er auf dem Pferderücken — nicht einmal die Krone fiel ihm vom Kopf, nur hing sie noch schiefer. Aber besser eine schiefe Krone, als gar keine.
    Und nun zog Junker Hohlkopf das Segel hoch, es füllte sich mit Luft, blähte sich — kühn zog der Seefalter aus der Bucht.
    Da waren die anderen am Ufer angekommen und konnten nicht mehr hinüber. Ziehen lassen mussten sie ihn — wieder fortziehen, den goldenen Junker.
    »Nassi! O, Nassi!«, gellte Don Blechs Ruf in höchster Not.
    Nassi riss verschlafen die Augen auf. So schöne Bilder hatte sie geträumt. Ach, eine Zauberwurzel war das gewesen...
    »Nassi, Nassi — «, rief Don Blech, riefen, schrien, kreischten alle anderen im Chor. »Halte ihn, halte ihn! Spritze mit Wasser, versenke das Boot!«
    Nassi blinzelte, sie

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