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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Obereinpuderers Augen leuchteten. Daran sah Wattemutter, dass sie einen guten Gedanken gehabt hatte.

Ein Held

    Am übernächsten Morgen, in aller Frühe, waren die Plakatankleber ausgeschwärmt und hatten die Bekanntmachung an jeder Stelle angebracht, wo sie gerade Platz dafür fanden.
    Als die Sonne heraufstieg, klebten die Plakate. In den Straßen der Innenstadt — und sogar weit, weit draußen am Meer. Da hatten die Plakatankleber die Anschläge sogar mehrfach an- und übereinander befestigt, und zwar auf einer Bretterwand, auf der schon lange etwas zu lesen war, nämlich ganz oben. Da stand:

    Sie betreten hier das Ufer von Wattelland.
    Bitte nicht spucken.
    Jedes Verspritzen von Wasser ist untersagt.
    Bitte!

    Der Plakatanklebemeister hatte die Wahl dieses Platzes damit begründet, dass in Wattelland ja doch kein Held wäre, der den Regen besiegen könne. Also musste man dafür sorgen, dass die Botschaft überall in der Welt gehört würde. Vielleicht käme ein fremder Held vorbei...
    Der Plakatanklebemeister irrte sich aber. Es gab in Wattelland so einen Helden. Der wusste es nur selber auch noch nicht.
    Gerade heute hatte Klein-Watteneon sehr heftig von der reizenden Watteia geträumt. Ach, es war alles ganz hoffnungslos! Als er aufstand, fasste er einen Entschluss: Er wollte das städtische Fädcheneinsammeln aufgeben. Er wollte das Land verlassen und Watteia vergessen. Irgendwo würde er vielleicht sein Glück machen und sei es auch nur als Puderquaste — in fernen, fernen Ländern.
    Er glättete seine Wattefädchen sorgfältig und puderte sich gründlich. Ein Wattel konnte sich niemals waschen!
    Nach dem Obstfrühstück verließ er sein Hüttenzelt. Er schulterte sein Werkzeug, die Fusselaufklaubegabel und die Fädcheneinsammelzange. Die Müllfusselkarre schob er in eine Ecke.
    So leb denn wohl, du liebes Haus, dachte er — und es wollte ihm das Watteknäuelherz zersprengen.
    Da stieß er mit der runden Nase fast an die Bekanntmachung. Sie klebte am Gartenzaun. Hoffentlich ist es nichts Unangenehmes, dachte er, etwa ein Auswanderungsverbot — gerade jetzt! Aber als er den Text gelesen hatte: »Wo ist der Held, der den Regen besiegt? Gelingt ihm dies, soll er Watteia heiraten und Wattelland regieren, das gelobe ich feierlich. Wattemutter.« Da dachte er: Das ist doch die Höhe! Das kann man ja gar nicht, den Regen besiegen. Dann las er noch einmal: »Gelingt ihm dies, soll er Watteia heiraten«, und da dachte er, ich will mich doch sofort in tausend Fäserchen auflösen. Und plötzlich durchzuckte es ihn: Warum soll ein anderer Watteia heiraten? Ich, ich werde der Held sein... Wenigstens kann ich es ja versuchen. Besser, als in der Fremde Puderquaste zu werden, ist es jedenfalls.
    Er schulterte also sein Werkzeug noch entschlossener und machte sich auf den Weg. Er wanderte durch die Straßen mit den Zelthäusern und unter den Oberstübchen hindurch. Er kam auch am Festzelt in der Stadtmitte vorbei.
    Wattemutter schlief noch in ihrer Bettdose. Sie lag wollig eingekuschelt und schlummerte behaglich. Die winzigen Faserspitzen zitterten fein vor sich hin.
    Sie war äußerst ungnädig, als die Torglocke neben dem Vorhangportal heftig geläutet wurde und der Obereinpuderer sie weckte.
    »Kann man mich denn nie schlafen lassen?«, brummte sie wattig.
    »Man kann es nicht«, sagte der Obereinpuderer sanft, »denn vor dem Tor steht der städtische Fusselaufklauber und möchte ein Held sein.«
    »Was geht mich das an?«, fragte Wattemutter.
    »Er will den Regen besiegen und Watteia heiraten.«
    Jetzt war Wattemutter munter. Sie fragte: »Wie heißt der Held?«
    »Klein-Wattoneon.«
    »Sehr heldisch klingt das gerade nicht.«
    »Nach dem Sieg wird man ihn Groß-Wattoneon nennen.«
    »Führe ihn herein!«
    »Ins Dosenschlafzimmer?« Der Obereinpuderer war peinlich berührt.
    »Nein, in den großen Salon!«
    »Da wartet er bereits.«
    Ja, da wartete Klein-Wattoneon mit geschultertem Werkzeug und besah die Gemälde der Watte-Großmütter, Watte-Urgroßmütter und Watte-Ururgroßmütter.

Schlechte Aussichten

    Bevor Wattemutter in den großen Salon rauschen konnte, musste der Obereinpuderer seines Amtes walten. Etwas verschlafen begab sie sich in das neben dem Dosenschlafraum gelegene Puderzimmer. Die Wattels — wie gesagt — wuschen sich niemals, nicht mit Seife und schon gar nicht mit Wasser: Schrecklicher Gedanke! Sie puderten sich.

    Im Puderzimmer standen auf zierlichen Regalen aufgereiht an die hundert

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