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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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der Kirchplatz waren gesteckt voll.
    Die letzten Lose wurden verkauft und die dazugehörigen Abschnitte in die Urne gesteckt.
    Die Ziehung begann: Don Camillo hatte nur fünfzig halbwegs anständige Preise zusammenstellen können. Wenn die in der Reihenfolge ihres Werts verlost waren, sollte der Rest des Plunders stückweise an jeden Losinhaber verteilt werden, so daß keiner mit leeren Händen heimgehen müßte.
    «Erster Preis: ein Fahrrad mit Hilfsmotor!» verkündete Don Camillo.
    Ein kleiner Junge zog eine Nummer aus der Urne.
    «Achthundertsiebenundvierzig!» rief Don Camillo. «Wer die Nummer achthundertsiebenundvierzig hat, gewinnt das Fahrrad!»
    Keiner der Anwesenden hatte diese Nummer.
    «Das Fahrrad bleibt zur Verfügung des Besitzers der Nummer achthundertsiebenundvierzig!» rief Don Camillo. «Die vollständige Liste der Gewinner wird morgen veröffentlicht. Zweiter Preis: ein Korb mit fünfzig Flaschen Weißwein. Nummer ...»
    Der Junge zog eine Nummer.
    «Zweitausenddreihundert!»
    Der Mann mit der Nummer zweitausenddreihundert bahnte sich, das Los in der Hand schwenkend, seinen
    Weg nach vorn und nahm mit Hilfe seiner Freunde grinsend den Korb mit den Flaschen in Empfang.
    Damit war die Losziehung praktisch beendet, denn das einzige, was die Leute interessiert hatte, war das Fahrrad mit Motor. Der Rest, mit Ausnahme der Weinflaschen, schien kaum der Rede wert. Aber keiner rührte sich, bis alle fünfzig «halbwegs anständigen» Preise verlost waren.
    Und als die fünfzig Gewinner ihre Preise abgeholt hatten, fingen die Leute zu murren an. Es sei doch sehr merkwürdig, daß von den fünfzig Gewinnern ausgerechnet der mit dem Fahrrad fehle.
    «Ich», sagte ein junger Mann, «habe die Nummer achthundertsechsundvierzig gekauft, und zwar hier drinnen, im letzten Moment, und ich habe gesehen, daß auf dem Block noch vier Lose übrig waren: die Nummern achthundertsiebenundvierzig, achthundertachtundvierzig, achthundertneunundvierzig und achthundertfünfzig. Ich würde gern mal den Losblock sehen. Man könnte ja das unverkaufte Los in die Urne gesteckt haben statt des Nummernabschnitts.»
    Jemand ging zu Don Camillo und sagte es ihm. Keuchend kam er an.
    «Hier gibt es keine Schiebung!» rief er aufgebracht. «Wir haben nur die Gegenabschnitte in die Urne getan. Bitte, da ist die gezogene Nummer. Und da ist der Block. Die Lose sind alle verkauft worden.»
    «Und wer bezeugt das?» brummte der junge Mann.
    «Der Polizeichef und der Notar, die beide hier anwesend sind!»
    «Und woher wissen die, ob das Los verkauft worden ist? Vielleicht hat es jemand abgerissen und in die
    Tasche gesteckt. Daß der Gegenabschnitt in der Urne ist, bedeutet noch lange nichts.»
    Don Camillo wurde blaß: «Dieser jemand könnte nur ich sein, weil ich die letzten vier Lose verkauft habe.»
    «Ich will ja nichts behaupten ...», meinte der junge Mann.
    «Aber wenn die Lose hier drinnen verkauft wurden, warum ist dann der mit der Losnummer achthundertsiebenundvierzig nicht aufgetaucht?»
    Don Camillo verspürte wahnsinnige Lust, diesen aufsässigen jungen Mann am Kragen zu packen und an die Wand zu werfen, aber er mußte Ruhe bewahren.
    «Meine Herrschaften!» rief er. «Die Nummer achthundertsiebenundvierzig ist vor kurzem hier verkauft worden. Wer sie gekauft hat, muß hier sein. Schaut doch noch einmal alle genau nach: Die Angelegenheit muß auf der Stelle geklärt werden. Alle, die vor kurzem hier bei mir ein Los gekauft haben, sollen noch einmal in ihren Taschen suchen.»
    Jeder kramte in seiner Tasche, auch die, die überhaupt kein Los gekauft hatten, und plötzlich hörte man jemanden murmeln: «Das hab’ ja ich!»
    Und Peppone trat vor und reichte Don Camillo ein Los. Don Camillo stieß einen riesigen Seufzer der Erleichterung aus.
    «Alles in Ordnung?» fragte er fröhlich. «Ist der junge Mann jetzt überzeugt? Ausgezeichnet! Mit großer Freude händige ich hiermit den ersten Preis dem Herrn Bürgermeister aus. Nichts ist gerechter: Da der Preis von der Kommunistischen Partei gestiftet worden war, ist es nur recht und billig, daß er wieder an die Kommunistische Partei zurückgeht.»
    Die Leute lachten.
    «Na, die haben sich wirklich nicht angestrengt», brummte der alte Cibia. «Sie haben das Fahrrad gestiftet und es sich jetzt wiedergeholt. Die taugen auch bloß dazu, den Gänsen Wasser zu bringen, wenn’s regnet!»
    Peppone fuhr herum, rot wie die Oktoberrevolution: «Was redet Ihr da für einen Stuß? Ich hab’

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