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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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darauf, daß der Maresciallo wieder auf der Bildfläche erscheine.
    Und tatsächlich, nach etwa einer Stunde erschien er.
    «Hochwürden», sagte der Maresciallo, «Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich offen reden kann! Wollen Sie mich anhören?»
    «Dazu bin ich hier», erwiderte Don Camillo und ließ ihn vor dem Kaminfeuer Platz nehmen.
    «Hochwürden», begann der Maresciallo nach kurzem Schweigen, «haben Sie den ganzen Vorgang beobachtet?»
    «Ja, ich bin in dem Moment aus dem Tabakladen gekommen, wo ich mir Briefmarken gekauft hatte. Ich habe alles ganz genau gesehen: Wie Sie sich vor die Bestie geworfen, wie Sie geschossen und wie Sie das Tier erledigt haben.»
    Der Maresciallo schüttelte lächelnd den Kopf: «Sie haben tatsächlich gesehen, wie ich mit einer normalen Pistole auf den Stier geschossen und ihn mit einer Maschinenpistole erledigt habe?»
    Don Camillo hob die Arme: «Maresciallo, ich verstehe nichts von Waffen und von Ballistik. Ich weiß nur, daß Sie eine Feuerwaffe in der Hand hatten, aber ich könnte nie mit Sicherheit sagen, um welche Waffe es sich dabei handelte.»
    «Ich verstehe», murmelte der Polizeichef. «Sie wollen also sagen, daß Sie nicht in der Lage sind, einen einfachen Pistolenschuß von einer Maschinenpistolensalve zu unterscheiden?»
    «Im Priesterseminar werden solche Dinge nicht gelehrt.»
    «Auf der Polizeischule dagegen schon», beharrte der Maresciallo. «Und daher ist es meine verdammte Pflicht zu wissen, daß dieses Tier, auf das ich mit meiner Dienstwaffe geschossen habe, durch eine Maschinenpistolensalve getötet wurde.»
    «Herr Polizeichef, wenn Sie das behaupten, kann ich nichts dagegen sagen. Das fällt nicht in mein Fach. Aber das Wichtigste ist doch, daß der Stier getötet wurde, bevor er Sie und die armen Weiber, die hinter Ihnen standen, aufschlitzen konnte! Ich finde, man sollte daraus nicht eine ballistische Streitfrage machen.»
    Der Maresciallo seufzte: «Hochwürden, diese Maschinenpistolensalve hat mir und einigen anderen Leuten das Leben gerettet, das steht außer Zweifel. Aber es steht auch außer Zweifel, daß eine Maschinenpistolensalve eben aus nichts anderem als einer Maschinenpistole stammen kann.»
    Don Camillo zuckte die Achseln: «Maresciallo, wie gesagt, ich verstehe nichts von Feuerwaffen, aber wenn ich mir eine Meinung erlauben darf, so würde ich sagen, daß das, was Sie als bezeichnen, beispielsweise auch aus einem mit Kugeln geladenen Jagdgewehr stammen könnte. Ich sehe keinen Grund, warum es Ihre Vorgesetzten merkwürdig finden sollten, daß man einen wildgewordenen Stier mit einer Doppelflinte erlegt.»
    «Wenn es nur darum ginge, die Sache meinen Vorgesetzten zu erklären, dann könnte die These mit der Jagdflinte ausreichen», erwiderte der Maresciallo. «Aber was soll ich tun, um sie mir selbst zu erklären? Sehen Sie, Hochwürden, ein Polizist ist nie allein, er hat immer noch einen Maresciallo hier drinnen.»
    Dabei klopfte er sich an die Brust, und Don Camillo antwortete lächelnd: «Und wenn Sie jetzt tot wären, wo befände sich dann der Polizist, den Sie da drin haben?»
    «Der wäre auch tot. Aber ich bin nicht tot, und der Polizist, den ich da drin habe, sagt mir: »
    Don Camillo hatte sich die übliche halbe Toskanozigarre angezündet und zog ein paarmal daran.
    «Maresciallo, es bringt nichts, wenn wir dauernd um den heißen Brei herumreden. Sprechen Sie offen. Wenn Sie gegen mich einen Verdacht hegen, dann schreiten Sie ein. Ich stehe zu Ihrer Verfügung, zu Ihrer und der Ihres inneren Polizisten.»
    «Spaß beiseite, Hochwürden. Ich weiß genau, wer die Maschinenpistolensalve abgefeuert hat. Und Sie wissen es auch. Sie wissen es sogar noch besser als ich, weil Sie ihn gesehen haben.»
    Don Camillo blickte dem Polizeichef in die Augen.
    «Sie haben sich in der Tür geirrt», sagte er hart. «Für diese Art von Information wenden Sie sich überallhin, nur nicht an mich. Wenn Ihnen das nicht paßt, dann zeigen Sie mich doch an! Ich hab’ hier drin zwar keinen Maresciallo, aber mein Gewissen, und das kann Ihnen und Ihrem Polizisten eine Menge beibringen.»
    «Es wird uns nie beibringen können, daß ein gewöhnlicher Bürger, der noch dazu der örtliche Anführer von Revolution und Volksjustiz ist, eine Maschinenpistole besitzen

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