Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
sie auf eigenen Hosen reiten würden, bis dann schließlich das allgemeine Bild an einen Pariser Apachenmörder oder an einen neuseeländischen Matrosen in Freiheit erinnert. Dann stauen sie sich um den Tisch im Wirtshaus, krempeln die Ärmel auf, zeigen ihre weißen tätowierten Arme, benehmen sich wie Zirkusbesitzer, schlagen mit den Fäusten auf den Tisch und brüllen mit einer Stimme, als ob sie sie aus dem Bauch herausholen würden. Dann kommt das Heimkehrfinale; wenn sie auf der Straße auf ein Huhn stoßen, lassen sie es bestimmt nicht mehr aus.
    An einem Sonntagnachmittag kam so ein Lastwagen, zum Bersten voll mit Roten, aus der Stadt, unter dem Vorwand der Begleitung für einen großen Parteihäuptling, der eine Rede für die Kleinbauern abhalten sollte. Bevor sich Peppone nach der Kundgebung in den Parteisitz zurückzog, um dem Häuptling einen Lagebericht zu erstatten, sagte er zu jenen aus der Stadt, daß sie Gäste der lokalen Sektion seien und daß sie ruhig in das Wirtshaus von Molinetto gehen sollten, weil dort eine große Korbflasche auf sie warte.
    Sie waren ungefähr dreißig und dazu noch fünf oder sechs Mädchen, ganz in Rot; Typen, die immer wieder schrien: «Hallo, Gigiotto, einen Zug!»
    Daraufhin pflegte jener, der Gigiotto hieß, sich die Zigarette aus dem Mund zu nehmen und sie dem Mädchen zuzuwerfen, und dieses fing sie im Fluge und rauchte in langen Zügen und ließ dann den Rauch durch die Löcher, die Ohren mit einbegriffen, aus.
    Sie begannen vor dem Wirtshaus zu trinken und zu singen. Sie sangen nicht schlecht, besonders die Opernstücke. Dann ermüdeten sie und fingen an, den Passanten auf der Straße verschiedene Bemerkungen zuzurufen. So kam Don Camillo auf dem Fahrrad vorbei, und als sie einen so großen Kerl erblickten, gebärdeten sie sich wie verrückt und schrieen: «Schau dir das an, ein Rennpriester!»
    Don Camillo steckte dies ruhig ein und fuhr durch das Gelächter wie ein Panzer durch einen Strohhaufen. Als er dann das Straßenende erreichte, kehrte er zurück, anstatt nach Hause abzubiegen. Sein zweiter Durchgang hatte einen noch größeren Erfolg als der erste, und die rote Menge aus der Stadt schrie ihm einstimmig nach: «Nur fest, Dickdarm!»
    Don Camillo steckte auch dies ein, ohne mit den Wimpern zu zucken. Als er jetzt das andere Ende der Straße erreichte, mußte er stehenbleiben und zurückfahren, und sein dritter Durchgang war insofern denkwürdig, als die Menge leicht von «Dickdarm» auf die Redefigur «Sack» überging, sich aber mit dem allgemeinen Begriff nicht begnügte, sondern auch näher den Inhalt des Sackes bezeichnete.
    Jedermann hätte sich an Stelle Don Camillos empört. Don Camillo hatte aber Nerven wie aus Stahl und beherrschte sich phantastisch.
    «Wenn sie glauben, mich herausfordern zu können, dann irren sie sich», dachte Don Camillo. «Ein Priester rauft nicht mit angesäuselten Idioten im Wirtshaus. Ein Priester setzt sich nicht auf das Niveau eines besoffenen Gepäckträgers herab!»
    Daraufhin bremste er, warf das Fahrrad beiseite, trat an die Gruppe heran, ergriff den Tisch, zog ihn unter den Leuten heraus, erhob ihn und schmiß ihn mitten in den Schwarm. Da sich daraufhin auf einmal eine Bank in seiner Hand fand, begann er sie zu schwingen.
    In diesem Augenblick kam Peppone mit einer Menge Leute; Don Camillo beruhigte sich und wurde von einem diensthabenden Trupp bis zum Pfarrhof begleitet, weil die Leute aus der Stadt, nachdem sie mühsam unter dem Tisch hervorgekrochen waren und nachdem das durch die Bank hervorgerufene Gewitter aufgehört hatte, zu brüllen begannen, daß sie ihn aufhängen wollten.
    Die Frauen waren am fürchterlichsten.
    «Schöne Sache, Herr Priester!» mahnte ihn Peppone, als sie vor den Pfarrhof gelangt waren. «Vor lauter Politik vergessen Sie geradezu Ihr Dominustecum!»
    «Sie sind kein Priester, Sie sind ein faschistischer Aktivist!» schrie der Häuptling aus der Stadt, der dazugekommen war. Dann sah er die riesige Gestalt Don Camillos und seine Hände, die wie Schaufeln waren, und verbesserte sich: «Sie sind ein kompletter faschistischer Stoßtrupp!»
    Don Camillo warf sich aufs Bett. Vorher hatte er das Fenster zugemacht, die Tür verriegelt und dann den Kopf unter den Polster gesteckt, aber trotzdem war nichts zu machen. Jemand rief ihn von unten und man hörte fortwährend die Stimme.
    Dann stieg er hinunter und ging langsam zum Hauptaltar.
    «Don Camillo, hast du mir nichts zu sagen?»
    Don Camillo

Weitere Kostenlose Bücher