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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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«Lassen Sie sich wieder ins Wasser fallen! Es fliegt alles in die Luft!»
    «Dann fliegen wir zusammen», antwortete Don Camillo.
    «Weg von dort!» brüllte wieder Peppone, mit den Händen auf dem Zündungshebel. «Ich sprenge die Brücke! Sie wird Sie begraben!»
    «Du trägst das allein mit Gottvater aus», antwortete Don Camillo und preßte sich fest an den Pfeiler.
    Man hörte bereits das Motorengeräusch. Peppone brüllte und schien tausendfach verrückt geworden zu sein, ließ dann den Hebel los und setzte sich verzweifelt auf dem Damm nieder.
    Dröhnend passierten die Panzerwagen die Brücke. Es verging einige Zeit.
    Peppone stand auf, Don Camillo umarmte aber noch immer seinen Brückenpfeiler. «Weg von dort, verfluchter Priester!» schrie wütend Peppone.
    «Wenn du nicht zuerst die Drähte durchschneidest und die Zündung in den Fluß wirfst, bleibe ich hier bis Neujahr. Diesen Pfeiler habe ich geradezu liebgewonnen.»
    Peppone schnitt die Drähte durch und warf die Zündungsbatterie ins Wasser. Dann sagte ihm Don Camillo, er solle auch die Drähte wegwerfen, und Peppone warf sie. «Und jetzt komm und reiche mir die Hand», schloß Don Camillo.
    «Wenn Sie auf mich warten, werden Sie dort Wurzeln schlagen», antwortete Peppone und streckte sich hinter einem Gebüsch aus. Don Camillo mußte also zu ihm hin.
    «Meine Ehre ist verloren«, sagte Peppone. «Ich trete von allem zurück.»
    «Mir scheint, du hättest deine Ehre verloren, wenn du die Brücke gesprengt hättest.»
    «Und was sage ich dem Volke? Ich habe versprochen, die Vertreibung zu verhindern!»
    «Sage, daß es dir dumm vorkam, einst für die Befreiung Italiens gekämpft zu haben und heute demselben Italien den Krieg zu erklären.»
    Peppone stimmte zu.
    «Das ist wahr», murmelte er. «Das mit Italien paßt schön zum Bürgermeister. Was mache ich aber als Parteichef? Ich habe das Prestige meiner Partei geschädigt!»
    «Wieso? Ist es bei euch Pflicht, auf die Polizei zu schießen? Mache deinen Kürbisköpfen weis, daß im Grunde genommen auch die Karabinieri von Kapitalisten ausgenützte Söhne des Volkes sind.»
    «Jawohl, mein Herr, von Kapitalisten und Pfaffen!» stimmte Peppone zu.
    «Auch Karabinieri sind Söhne des Volkes, ausgenützt vom Kapitalismus und von den klerikalen Pfaffen!»
    Don Camillo war naß wie eine gebadete Maus und hatte keine Lust zu streiten. Er beschränkte sich darauf, Peppone zu raten, keine Dummheiten zu reden.
    «Klerikaler Pfaffe ist Unsinn.»
    «Kein Unsinn, ganz im Gegenteil», erwiderte Peppone. «Sie sind zum Beispiel ein Priester, nicht aber ein klerikaler Pfaffe.»
    Alles ging in Ordnung, als Genugtuung für die Vertreibung Polinis erhielt endlich die Gemeinde einen Kredit, um die Holzbrücke über den Canalaccio durch einen Steinbau zu ersetzen, wodurch das Arbeitslosenproblem gelöst wurde. («Angesichts des allgemeinen Interesses der Masse haben wir gedacht, das Privatinteresse des Pächters Polini Artemio opfern zu müssen. Auf jeden Fall ist der Wechsel nur prolongiert, nicht bezahlt. Genossen, die Rechnung mit der Regierung bleibt offen!»)
    Don Camillo verlautbarte in der Kirche, daß ein Rad aufgefunden wurde und daß es der, dem es verlorenging, jederzeit im Pfarrhaus abholen könne. So kam noch am selben Nachmittag Smilzo und bekam das Rad und einen Fußtritt von der Wucht zweier Tonnen auf den Hintern.
    «Wir werden schon eines Tages abrechnen», sagte Smilzo. «Wenn die zweite Welle der Weltrevolution kommt.»
    «Du weißt, daß ich schwimmen kann», antwortete Don Camillo.

DIE STÄDTISCHEN

    Die einzigen, die Don Camillo wirklich nicht verdauen konnten, waren die Roten aus der Stadt. Die städtischen Proletarier mögen angehen, solange sie in der Stadt bleiben, kaum sind sie aber über den Zaun, glauben sie Städtische spielen zu müssen und werden lästig, wie der Rauch in den Augen.
    Selbstverständlich geschieht das besonders, wenn sie in Gruppen reisen, vor allem mit Lastwagen. Dann fangen sie sofort an, allen Unglücklichen, denen sie unterwegs begegnen, «verfluchter Bauer» zuzurufen, und wenn einer zufällig dick ist, nennen sie ihn einen Dickdarm oder Schmalzkuppe.
    Und wenn sie auf ein Mädchen stoßen – reden wir lieber nicht davon.
    Wenn sie am Ziel sind und vom Lastwagen heruntersteigen, beginnt erst das wahre Schauspiel, weil sie sich gleich wie Stiere aufzuführen beginnen, mit einer Zigarette im Mundwinkel ihrer Fratze herumstolzieren und sich beim Gehen schaukeln, als ob

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