Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
steigen hinunter und teilen uns dann», sagte vor dem Damm der Oberbefehlshaber Don Camillo.
    «Jawohl, Duce», antwortete Peppone. Und Don Camillo schaute ihn schief an. Eins, zwei, drei Schritte; das Wasser reichte bereits bis zu den Knien des Mädchens und des jungen Mannes und war nicht mehr kalt. Und der entsetzliche Gang setzte sich unerbittlich fort, als sich plötzlich vom Damm Stimmen erhoben und die beiden sich mit einem Ruck umsahen: auf dem Damm wimmelte es von Lichtern.
    «Man sucht uns!» sagte das Mädchen.
    «Wenn sie uns erwischen, erschlagen sie uns!» rief der junge Mann. Noch zehn Schritte und sie wären am Rande der Tiefe gewesen. Nunmehr hatten aber der Strom und der Tod ihren Zauber verloren. Das Licht und die Leute banden sie wieder heftig ans Leben. Mit einem Sprung waren sie am Ufer und dann auf dem Damm. Jenseits waren abgeerntete Felder und Wald. Sie wurden aber sofort bemerkt, und die Jagd begann. Die beiden liefen auf dem Damm, und die zwei losgelassenen Sippen rannten weiter unten, links und rechts vom Damm, nach.
    Sie wurden überholt, und auf ein Gebrüll Peppones, der wie ein Regiment von Stieren vor der Kolonne schnaufte, die am Ufer lief, stiegen die beiden Abteilungen auf den Damm und vereinigten sich.
    Als Don Camillo kam, der mit Volldampf loslegte, die Soutane bis zum Bauch geschürzt, war das Zangenmanöver vollzogen.
    «Unglückselige!» brüllte ein Weib von den Filottis und ging auf Gina Filotti zu. «Taugenichts!» schrie ein Weib von der Bruciata und ging drohend auf Mariolino von der Bruciata zu.
    Die Filotti packten ihr Mädchen, die anderen ihren Jüngling und es erhob sich ein wütendes Weibergebrüll. Da erschienen aber Peppone und Don Camillo, die jeder eine besorgniserregende Eichenstange in der Hand hielten.
    «Im Namen Gottes», sagte Don Camillo.
    «Im Namen des Gesetzes», brüllte Peppone.
    Alle schwiegen, und ein langer Zug formte sich und machte sich auf den Heimweg. Allen voran Julia und Romeo, die Verlobten. Hinter ihnen Don Camillo und Peppone mit der zugehörigen Eichenstange. Wieder hinter ihnen, Seite an Seite, die beiden schweigenden Stämme.
    Kaum daß er den Damm verlassen hatte, mußte der Zug stehenbleiben, weil der alte Filotti den Weg sperrte und die Fäuste zum Himmel hob, als er die Enkelin sah. Natürlich kam in diesem Augenblick eilig hinkend der Alte von der Bruciata, der sich auf den Enkel stürzen wollte. Wie durch ein Wunder gerieten sie Seite an Seite. Sie schauten einander wild an: zusammen hundertsechsundsechzig Jahre, aber wutentbrannt wie Jünglinge.
    Die beiden Sippen breiteten sich schweigend auf den Straßenrändern aus und alle erhoben die Laternen.
    Die beiden Alten stellten sich voreinander, ballten die Fäuste und begannen, einander damit auf den Kopf zu schlagen; es war aber mehr guter Wille als Kraft vorhanden, und nach einem ersten Ansturm fingen sie wieder an, aufeinander zu lauern; mit geballten Fäusten beobachteten sie einander, und der Filotti hatte sogar noch den Mut, sich auf die Fingerknöchel zu hauchen, so wie sie es beide einst als Buben gemacht hatten, um der Faust mehr Kraft zu verleihen. Da wandte sich Don Camillo an Peppone. «Walte deines Amtes», sagte er zu ihm.
    «Ich kann nicht, ich bin Bürgermeister. Die Sache würde einen politischen Charakter bekommen.»
    Don Camillo trat dann hervor: er setzte rücksichtsvoll die Rechte Filotti auf den Nacken und die Linke dem anderen auf den Nacken, und dann ließ ein rascher und genauer Ruck den einen Kürbiskopf an den anderen Kürbiskopf prallen.
    Man sah keine Funken, weil es alte Knochen waren, das Geräusch hörte man aber weithin. «Amen», sagte Peppone und ging weiter.
    Und so endete auch diese Geschichte, wie alle Geschichten enden. Jahre vergingen, und noch immer ist im Drahtnetz, das das Gut von der Torretta vom Gut der Bruciata trennt, dasselbe berühmte Loch, und ein kleines, ganz kleines Kindlein spielt, indem es durch das Loch von einer Seite auf die andere kriecht. Und der alte Filotti und der Alte von der Bruciata sind endlich einander nahe, ohne zu streiten, und der Totengräber behauptet sogar, daß er niemals zwei Tote gesehen hätte, die sich besser vertragen würden.

DER MALER
    Die Gisela war eine Frau in den Vierzigerjahren, eine von jenen Frauen, die, kaum daß sie auf der Straße auf eine Gruppe von Menschen stoßen, sofort ihre Stimme erheben und sich mit dem Kopf voran in die Menge stürzen und brüllen: «Schlag ihn nieder! Schlag ihn

Weitere Kostenlose Bücher