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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Papier mit einer Stempelmarke und eine Füllfeder in der Hand.
    «Bleibt’s dabei?» fragte er Nero.
    «Gewiß.»
    «Gut, setz dich und schreib. Es sind nur wenige Worte.»
    Nero setzte sich an den Tisch, und der Alte diktierte ihm folgendes:
    «Ich, Unterfertigter, Francesco Gollini, genannt , erkläre rechtsverbindlich, meine Seele Herrn Giuseppe Molotti gegen den Betrag von Lire tausend zu verkaufen. Herr Molotti setzt sich mit dem heutigen Tag in den Besitz der obengenannten Seele, nachdem er die Vertragssumme von Lire tausend erlegt hat, und kann über die genannte Seele nach seinem Gutdünken verfügen. Gelesen und unterzeichnet...»
    Der alte Molotti reichte Nero die tausend Lire, und dieser setzte seine schönste Unterschrift unter den Vertrag.
    «Abgemacht!» sagte befriedigt der Alte und legte den Vertrag sorgfältig in seine Brieftasche. «Das Geschäft ist gemacht, wir reden nicht mehr davon.»
    Nero ging lachend weg. Der Alte war wirklich völlig kindisch geworden. Nero ärgerte sich, nicht mehr verlangt zu haben. Auf jeden Fall waren ihm aber die tausend Lire geradezu vom Himmel in den Schoß gefallen.
    Während er in die Pedale trat, dachte Nero weiter an den merkwürdigen Vertrag: «Und wenn der alte Molotti nicht so dumm geworden ist, wie er ausschaut, warum hat er mir dann tausend Lire geschenkt?»
    Molotti war ebenso reich wie geizig - und wenn er das bei klarem Verstand gemacht hatte, dann mußte etwas dahinterstecken.
    Plötzlich ging in Neros Hirn ein Licht auf, er stieß einen furchtbaren Fluch aus und kehrte mit dem Entschluß um, die begangene Dummheit wieder gutzumachen.
    Er fand den alten Molotti im Hof vor und sagte ohne Umschweife mit finsterer Miene:
    «Hören Sie, es war dumm von mir, daß ich nicht gleich daran gedacht habe. Besser spät als nie. Ich kenne die schmutzigen Propagandamethoden von euch Reaktionären. Sie haben mir diese Erklärung listig entlockt, um sie zu veröffentlichen und aus ihr einen Skandal zu machen, der meiner Partei schaden könnte. »
    «Das ist ein Geschäft zwischen dir und mir, und es geht - außer uns beiden - niemand anderen etwas an», antwortete der Alte. «Auf jeden Fall bin ich bereit, dem Vertrag eine Garantieklausel anzufügen! Genügt dir das?»
    Molotti war ein Ehrenmann; wenn er schwor, konnte man sich darauf verlassen.
    Molotti begab sich in die Kanzlei, fügte die Garantieklausel hinzu und unterschrieb sie.
    «Jetzt kannst du ruhig sein», sagte Molotti. «Du hättest aber von vornherein ruhig sein können, weil ich deine Seele nicht gekauft habe, um daraus ein mehr oder weniger politisches Geschäft zu machen, sondern um sie für mich zu behalten.»
    «Vorausgesetzt, daß ich eine Seele habe!» lachte fröhlich Nero.
    «Natürlich», erwiderte ruhig Molotti. «Von meinem Standpunkt ist es ein ausgezeichnetes Geschäft, denn ich bin sicher, daß du eine Seele hast. Es wäre das erste Mal in meinem Leben, daß mir ein Geschäft danebenginge.»
    Nero kehrte zufrieden heim; er hatte keine Zweifel mehr, der alte Molotti war gänzlich kindisch geworden.
    Er hatte eine verdammte Lust, die Geschichte weiterzuerzählen, wenigstens seinen besten Freunden innerhalb der Bande; aber die Angst, die Sache könnte ruchbar und von der Reaktion gegen die Partei ausgenützt werden, um alte Betschwestern damit zu schrecken, hielt ihn davon zurück.

    Die Arbeit im Haus des alten Molotti dauerte eine Woche. Jeden Tag begegnete Nero dem Alten. Dieser sprach aber nie wieder über die Veranlassung zum Vertrag, noch ließ er sich auf Gespräche mit politischem Hintergrund ein. Es schien überhaupt, als ob er sich an nichts erinnern könnte. Als dann Nero Molottis Haus verließ, vergaß er auch völlig den bewußten Vertrag, und es verging ein Jahr, als er ihm neuerlich in den Sinn kam.
    Das geschah an einem Abend in Peppones Werkstatt. Dieser mußte eine dringende Arbeit beendigen und brauchte jemanden, der ihm ein wenig an die Hand ging. Es handelte sich darum, ein Gitter aus Schmiedeeisen zusammenzusetzen, von dem Peppone bereits die einzelnen Teile geschmiedet hatte.
    «Es ist für den alten Molotti», erklärte Peppone, «und er will es um jeden Preis bis morgen früh haben. Er braucht es für das Familiengrab; er sagt, daß er es noch sehen will, bevor er stirbt, weil die andern nichts

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