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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Sie aßen schweigend, und dann legte der älteste Sohn los.
    «So geht es nicht mehr weiter», sagte er. «Es muß etwas geschehen, oder man verreckt vor Hunger.»
    Giaròn stieß einen Fluch in fragendem Ton aus.
    «Reg dich nicht auf», rief finster der Sohn. «Schau, wohin du willst, und du wirst sehen, daß wir die einzigen sind, die sich noch in diesem Beruf plagen. Alle anderen haben schon seit einiger Zeit begriffen, daß man mit Pferden nicht mehr konkurrenzfähig ist. Ein Lastwagen faßt zehnmal mehr und legt den zehnfachen Weg zurück wie ein Pferd. Ein Pferd muß auch fressen, wenn es nicht arbeitet, ein Lastwagen verbraucht aber nichts, wenn er steht.»
    Giaròn fragte, worauf sein Sohn mit dieser Rede hinauswolle. Und der Sohn machte es ihm klar.
    «Wir haben sechs Tiere und jeder ein wenig Geld. Verkaufen wir die Pferde und kaufen einen Lastwagen. Die Gelegenheit ist günstig und wird nicht so bald wiederkommen.»
    Giaròn schaute umher und sah, daß sich alle drei Söhne einig waren, dann kam ihm die Galle hoch, und es ging ein fürchterlicher Streit los.
    «Wem es hier nicht gefällt, der kann gehen. Das Zeug gehört nur, und ich mache damit, was ich will!»
    «Das Zeug gehört auch uns!» erwiderte der älteste Sohn. «Wir haben genauso gearbeitet wie du. Alle haben das gleiche Recht.» Giaròn stieß seinen furchtbarsten Fluch aus und entschied: «Macht, was ihr wollt, ich behalte Menelik und Bionda und bleibe bei meinem Geschäft.»
    Drei Abende später kam Giaròn voll Wein nach Hause und fand im Hof einen großen Lastwagen. Es war ein schönes Fahrzeug, und die drei Söhne bewunderten es, als ob es das Panorama von Neapel wäre.
    Giaròn schaute es haßerfüllt an und spuckte auf die Erde.
    «Es wird ihm vergehen!» meinte höhnisch der älteste Sohn zu den anderen.
    Es verging ihm nicht. Und als ihm die Söhne einen Monat später die Abrechnung zeigten und erklärten, was sie in dreißig Tagen verdient hätten, ließ sich Giaròn nicht beeindrucken.
    «Die Abrechnung macht man nicht nach einem Monat», behauptete er. «Auf das Ende kommt es an.»
    Er wollte von diesem Geld nichts haben.
    «Es stinkt nach Petroleum», sagte er. «Und das Petroleum hat die Welt ruiniert. Seitdem es in diesem Haus nach Petroleum stinkt, geht nichts mehr gut.»
    Der älteste Sohn fuhr wütend auf.
    «Es geht in diesem Haus nichts mehr gut, seitdem du nach Wein stinkst, wie jetzt!» erwiderte er.
    Giaròn stürzte sich auf ihn, um ihn zu schlagen, der Sohn stieß in aber mit einer Hand zurück. Giaròn war bis zu den Augen voll Wein und fiel der Länge nach zu Boden. Er richtete sich mühsam auf, und sein Ärger wurde zur Raserei, weil er sich kaum auf den Füßen halten konnte.
    «Ihr habt alles, was euch gebührt - und noch mehr!» brüllte er die Söhne an. «Schaut, daß ihr weiterkommt, und nehmt dieses Teufelszeug mit! Ich bin diesen Gestank satt! Wenn es mir morgen noch in den Weg kommt, zünde ich es an! Hinaus mit euch allen, ihr verdammten Schweine!»
    Die drei Söhne gingen noch in derselben Nacht; sie luden ihre Habseligkeiten auf den Lastwagen und fuhren ohne ein Abschiedswort davon.
    Zu Hause blieben nur Giaròn und die Alte, und es war ein jämmerliches Dasein, weil die ganze Unterhaltung zwischen den beiden aus wütenden Flüchen Giaròns und aus finsterem Schweigen seiner Frau bestand.
    Giaròn arbeitete weiter als Fuhrmann und wollte sich von den Pferden und seinen Gewohnheiten nicht trennen. Er war der einzige in der ganzen Bassa, der noch immer eine rotgrüne Wollschärpe um den Leib, ein kariertes Hemd und eine zweireihige Weste mit einer schweren silbernen Uhrkette trug. Sein Hut saß immer noch nach der Art der Sozialisten der älteren Generation in herausfordernder Weise am Hinterkopf. Giaròn arbeitete in der bisher geübten Weise als Fuhrmann weiter. Er mußte sich aber eines Tages von Bionda trennen und sich von nun an, so gut es ging, mit Menelik allein behelfen.
    Er trennte sich aber nicht von seiner rotgrünen Wollschärpe, verzichtete nicht auf den Wein und auch nicht auf die furchtbaren Flüche. Und als einmal auf einem einsamen Feldweg Don Camillo auf dem Fahrrad von hinten daherkam und schrie, er solle ihn Vorfahren lassen, weil die Straße für alle da sei und alle das Recht hätten, sie zu benützen, brüllte Giaròn mit rüder Stimme solche Dinge, daß auch einem kahlköpfigen Atheisten die Haare zu Berge gestanden wären. Don Camillo stieg vom Fahrrad, faßte Giaròn an einem

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