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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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weiteren zwei Augen, groß wie die des Mädchens, aber tiefer, weil sie einem kleinen Buben gehörten, der anstatt in einer Wiege in einem Korb aus Weidenruten lag.
    «Donnerwetter», schrie Peppone in äußerster Wut, «was soll das bedeuten?»
    «Bitte, Herr, nichts sagen, um Gottes willen», wiederholte das Mädchen weinend, das sich über den Korb gebeugt hatte, als ob es das Kind schützen wollte.
    Vier solche Augen waren für Peppone zuviel; er hängte das Gewehr um und schlug die Tür hinter sich zu.
    Als man ihn zurückkommen sah, waren die Leute sprachlos.
    «Ich habe überall geschaut», erklärte düster Peppone. «Ich habe nichts Rechtes gefunden. Etwas muß aber tatsächlich nicht in Ordnung sein. Man hört Geräusche, die mir nicht gefallen.»

    Don Camillo schaute besorgt Giorgino, den jüngsten Sohn der Morini, an; dann breitete er die Arme aus.
    «Beruhige dich und erzähle.»
    Der junge Mann wischte sich den Schweiß ab, der ihm auf der Stirn perlte, und setzte sich vor Don Camillo nieder.
    «Als ich in Deutschland in Gefangenschaft war», sagte er, «führte man mich zusammen mit anderen Lagerinsassen jeden Morgen zur Arbeit nach Bremen. Wir mußten nach den Luftangriffen die Straßen von den Trümmern aufräumen. Das war aber so eine Sache, weil die Flugzeuge auch tagsüber kamen, zu tausend oder fünfzehnhundert auf einmal, und es war nicht ganz einfach, irgendwo einen Schutz zu finden. An einem Morgen Anfang April 1945, da fiel mir beim Graben ein Zementblock auf das Bein, ein Ding, das es hätte zermalmen können. Aber ich habe harte Knochen, und es geschah weiter nichts, doch konnte ich nicht gehen. In diesem Augenblick kamen die Flugzeuge, und ich blieb im Freien liegen, allein wie ein Hund. Ich kroch dann hinter ein eingestürztes Haus, und dort saß auf einem Haufen von Schutt und Trümmern ein Mädchen. Ich bemühte mich, deutsch zu sprechen: fragte ich. , antwortete das Mädchen. Ich hatte in meinem Leben schon manche dumme Antwort gehört, doch nie so eine blödsinnige. , sagte ich. Inzwischen war der Tanz losgegangen, es war wie ein Erdbeben. , antwortete diese Gans lächelnd. fragte ich sie. , sagte das Mädchen. , erklärte sie und zeigte mit dem Finger auf den Schutthaufen, auf dem sie saß.»
    Der junge Mann unterbrach sich.
    ... «Hochwürden», seufzte er, «der Krieg ist eine dreckige Sache; wenn man aber unter einem Bombenteppich auf den Trümmern einer ganzen Familie sitzt und solche Gespräche führt, was soll da ein Christ tun? Ich machte mit Deutschland einen Sonderfrieden. , klagte das Mädchen und schaute mich mit ihren verdammten Augen an. , antwortete ich, »
    «Ausgezeichnet», rief Don Camillo.
    «Sie schaute mich dann wieder an, stieg vom Schutthaufen herunter und verband mir den Fuß mit dem Tüchlein, das sie um den Hals trug. Dann kehrte sie auf den Schutthaufen zurück und schaute mich weiter an. Das Lager war fünf oder sechs Kilometer außerhalb der Stadt, und der Fuß tat mir verteufelt weh; nach dem Luftangriff mußten wir zu Fuß zurück, und ich hatte eine Mordswut in mir; aber das verfluchte Tüchlein um meinen Fuß ließ mich nicht denken, was ich gerne gedacht hätte. Am nächsten Morgen ging es mir schon besser; und als wir zu einem gewissen Punkt der Straße kamen, wartete dort das Mädchen. Und es begleitete die Kolonne bis zu unserer Arbeitsstätte; dort blieb es, auf einem Schutthaufen sitzend, bis wir heimkehren mußten. Nun folgte sie uns bis zum Lager. , dachte ich. Am Abend wusch ich es also, bügelte es mit dem Deckel des Eßgeschirrs, das ich mit Glut gefüllt hatte, und wickelte es in ein Stück Papier, zusammen, mit einem Stein. Als am nächsten Morgen das Mädchen wieder erschien und sich alles wie am Vortag wiederholte, warf ich ihr das Päckchen zu. Am nächsten Tag sah ich sie wieder. Sie erwartete mich vor dem Lager; dann begleitete sie mich bis zur Arbeitsstätte, setzte sich nieder und schaute uns zu; und begleitete uns zurück. Da sagte ich mir: Ich konnte nicht mit ihr

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