Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
drückender und kälter, als ob ganz langsam die Luft erstarrte.
    Und auf einmal hörte man einen langen und herzzerreißenden Seufzer, der durch die leeren und verlassenen Räume des verwunschenen Hauses ging.
    Peppone erblaßte und schaute entsetzt Don Camillo an. Don Camillo sagte aber mit fester Stimme:
    «Friede den Seelen aller, die der Krieg verschlungen hat.»
    «Amen», hauchte Peppone.
    Und der Seufzer verging.

    In der Cagnola wurde eine unbekannte Fremde tot aufgefunden. Die Gendarmerie stellte fest, daß sie sich wahrscheinlich in der Gegend verirrt, dort Zuflucht gesucht hatte und erfroren war.
    Man fand bei der Toten einen kleinen Buben, und der Erzpriester ruhte nicht, bis es ihm mit Gottes Hilfe gelang, daß der Kleine von den Morini angenommen wurde.
    Der Bürgermeister konnte manchmal nicht schlafen, sondern schaute nachts mit aufgerissenen Augen in die Finsternis und hörte, wie die Stimme sagte: «, klagte das Mädchen und schaute mich mit ihren verdammten Augen an. - , antwortete ich, »
    Giorgino war es, als ob es ihm das Gehirn im Kopf umgedreht hätte. Manchmal schien es ihm, als ob ihm jemand bloß eine solche Geschichte erzählt hätte. Eine verfluchte Kriegsgeschichte.

Der Engel aus dem dreizehnten Jahrhundert

    Als der alte Bassini starb, war in seinem Testament zu lesen: «Ich hinterlasse alles dem Erzpriester für die Vergoldung des Engels auf dem Glockenturm, damit dieser leuchte und ich an ihm dort oben jederzeit sehen kann, wo mein Heimatdorf ist.»
    Der Engel stand auf der Spitze des Turms und sah von unten nicht nach viel aus, weil der Turm hoch war. Als man aber ein Gerüst errichtete und hinaufstieg, stellte sich heraus, daß er fast die Größe eines Menschen hatte. Da würde man zur Vergoldung schon manche Unze brauchen.
    Aus der Stadt kam ein Fachmann und ging hinauf, um sich das Stück anzuschauen, blieb aber nicht lange; nach einigen Minuten stieg er wieder herab und war ganz außer sich.
    «Das ist ein Erzengel Gabriel aus getriebenem Kupfer», erklärte er Don Camillo. «Ungewöhnlich schön! Ein echtes Stück aus dem dreizehnten Jahrhundert!»
    Don Camillo schaute das Männlein an und schüttelte dann den Kopf.
    «Wie kann er aus dem dreizehnten Jahrhundert sein, wenn die Kirche und der Glockenturm bestenfalls dreihundert Jahre alt sind?» warf er ein.
    «Ich bin seit vierzig Jahren in diesem Beruf und habe Tausende von Statuen vergoldet. Wenn er nicht aus dem dreizehnten Jahrhundert ist, vergolde ich ihn Ihnen kostenlos.»
    Don Camillo war ein Mensch, der mit beiden Füßen auf der Erde stand, aber die Sache machte ihn derart neugierig, daß er mit dem Männlein zur Turmspitze hinaufstieg, um den Engel von Angesicht zu Angesicht zu betrachten.
    Der Mund blieb ihm offen, denn der Engel war wirklich ungewöhnlich schön.
    Don Camillo stieg ganz verwirrt herunter. Wie konnte nur ein so schöner Engel auf der Turmspitze einer armseligen Dorfkirche enden?
    Er wühlte lange im Pfarrarchiv, um etwas zu finden, das die merkwürdige Angelegenheit hätte klären können, fand aber nicht das geringste.
    Am nächsten Morgen kam der Fachmann mit zwei anderen Herren aus der Stadt zurück, und alle bestiegen den Turm; als sie wieder unten waren, wiederholten sie Don Camillo gegenüber, was bereits das Männlein gesagt hatte: Es sei ein echtes Meisterwerk aus dem dreizehnten Jahrhundert.
    Es waren zwei Professoren vom Kunstfach, zwei «große Tiere», und Don Camillo dankte ihnen gerührt.
    «Eine außergewöhnlich schöne Sache!» rief er. «Ein Engel aus dem dreizehnten Jahrhundert auf dem Turm dieser armseligen Kirche. Es ist eine Ehre für das ganze Dorf.»
    Am Nachmittag stellte sich ein Bildberichter ein und stieg hinauf, um den Engel von allen Seiten aufzunehmen. Am nächsten Tag erschien in der Stadtzeitung ein langer Artikel, der sich mit dem Engel aus dem dreizehnten Jahrhundert beschäftigte und mit drei Aufnahmen illustriert war; der Artikel schloß mit der Erklärung, daß es ein wahres Verbrechen wäre, ein so wertvolles Meisterwerk dort oben zu belassen und der Zerstörung durch Wetterunbilden auszuliefern. Das künstlerische Erbe gehöre zur Kultur und Zivilisation und müsse daher geschützt werden und so weiter. Die Sache kam Don Camillo zu Ohren.
    «Wenn diese verfluchten Kerle aus der Stadt glauben, sie können uns um den Engel bringen, dann täuschen sie sich!» sagte Don Camillo zu den Maurern, die damit

Weitere Kostenlose Bücher