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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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beschäftigt waren, das Gerüst um den Turm zu verstärken.
    «Sie täuschen sich», antworteten die Maurer. «Was uns gehört, lassen wir uns nicht nehmen.»
    Nun kamen weitere Leute, weitere «große Tiere», auch von der oberhirtlichen Behörde, und alle stiegen hinauf, um den Engel zu sehen, und alle sagten, wenn sie wieder herunten waren, zu Don Camillo, daß es ein Verbrechen wäre, ein so schönes Ding Regen und Frost ausgesetzt zu lassen.
    «Ich werde ihm einen Regenmantel kaufen», brüllte schließlich Don Camillo. Und da ihm die anderen entgegenhielten, daß man so nicht reden könne, sprach Don Camillo: «Es gibt in allen Städten der Welt Meisterwerke an Statuen, die seit vielen Jahrhunderten mitten auf Plätzen dem Frost und dem Regen ausgesetzt sind, und niemand denkt daran, sie unter Dach zu bringen. Warum müssen wir unseren Engel unter Dach bringen? Warum gehen Sie nicht nach Mailand und sagen den Mailändern, daß ihre kleine Madonna am Dom verfällt, wenn man sie dort oben beläßt, und daß man sie herabnehmen und schützen müsse? Was würden die Mailänder dazu sagen? Sie würden Sie mit Fußtritten behandeln, wenn Sie ihnen mit einem solchen Vorschlag kämen.»
    «Die kleine Madonna von Mailand ist etwas anderes», antwortete eines dieser großen Tiere.
    «Die Fußtritte sind aber in Mailand dieselben wie hier!» erwiderte Don Camillo.
    Da die Leute, die sich am Kirchplatz um Don Camillo gesammelt hatten, diese Rede mit einem «Bravo» bekräftigten, bestanden die anderen nicht mehr auf ihrer Behauptung.
    Nach einiger Zeit ging die Stadtzeitung neuerlich zum Angriff über.
    Es sei ein Verbrechen, einen Engel aus dem dreizehnten Jahrhundert, einen so schönen Engel, auf der Turmspitze in einem gottverlassenen Dorf in der Bassa zu belassen. Nicht weil man den Engel dem Dorf nehmen möchte; ganz im Gegenteil, das Dorf selbst könnte ein Anziehungspunkt für die Fremden werden, wenn man den Engel an einem zugänglichen Ort aufstellen würde. Welcher Kunstliebhaber würde sich in ein so abgelegenes Dorf in der Bassa begeben, um vom Dorfplatz aus eine Statue, die hoch oben auf der Turmspitze steht, anschauen zu dürfen? Wenn man aber den Engel in das Innere der Kirche brächte, könnte man ihn nachformen und eine genaue Kopie mit stilgerechter Vergoldung auf die Turmspitze stellen.
    Die Leute lasen diesen Artikel und begannen dann zu brummen, es sei doch schließlich wahr, daß niemand die Schönheit des Engels sehen könne, wenn er auf der Turmspitze verbliebe.
    In der Kirche könnten ihn alle sehen, und der Turm würde dabei nichts verlieren, denn er bekäme ja seinen vergoldeten Engel, der dem früheren haargenau gliche.
    Die angesehensten Leute der Pfarrgemeinde sprachen darüber mit Don Camillo, und Don Camillo kam zu dem Schluß, daß er sich ins Unrecht setzen würde, wenn er auf seinem Standpunkt beharrte. Als man den Engel von der Turmspitze abseilte, war das ganze Dorf auf dem Platz versammelt, und der Engel blieb einige Tage auf dem Kirchplatz, weil ihn alle sehen und berühren wollten. Auch aus den benachbarten Dörfern kamen viele Leute, denn es hatte sich die Kunde verbreitet, es sei ein wundertätiger Engel.
    Als man daranging, ihn abzuformen, gab Don Camillo nicht nach.
    «Der Engel kommt nicht von hier weg. Bringt das Werkzeug her und macht die Nachbildung hier!»
    Nach Abschluß aller zur Verlassenschaft gehörigen Abrechnungen und Erledigungen stellte sich heraus, daß der alte Bassitii Geld genug hinterlassen hatte, um nicht einen, sondern zehn Engel zu vergolden, und so war auch Geld genug da, um eine neue Statue aus Bronze für die Turmspitze zu bezahlen.
    Und diese Kopie kam an und glänzte schon in prachtvoller Vergoldung, und die Leute versammelten sich, um sie zu sehen, und gaben ihrer Überzeugung Ausdruck, daß sie ein Meisterwerk sei.
    Man verglich sie Zentimeter für Zentimeter mit dem Original, und alles war haargenau gleich.
    «Wenn auch die andere Statue vergoldet wäre, man könnte die beiden nicht voneinander unterscheiden», sagten die Leute. Nun kamen Don Camillo Gewissensbisse.
    «Jetzt lasse ich auch den richtigen Engel vergolden», beschloß er. «Geld ist noch genug da.»
    Da mischten sich wieder die «großen Tiere» aus der Stadt ein; sie sagten, daß die Originalstatue aus tausend Gründen nicht angetastet werden dürfe; Don Camillo hatte aber eine glänzende Idee.
    «Das hat mit der Kunst nichts zu tun», behauptete er. «Hier geht es um den alten

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