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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Gewehrfeuer empfangen, ehe sie die Villa verlassen hätten, und so war Gisa Biolchi praktisch die Herrin der Villa; tatsächlich herrschte aber dort drinnen noch immer die verhaßte Frau Mimi Torconi, die Gattin des Podestà.
    Schuld an allem war der Ring, der berühmte Ring. Es ging nicht um Zauberei und andere Dummheiten, sondern um eine Prestigefrage; der berühmte Ring war wie ein Kommandostab.
    Man merkt sofort, daß es sich hier um übliche philosophische Dummheiten handelt, wie man sie in den psychologischen Romanen lesen kann, eine Sache für Stadtleute mit einem Wort; obwohl Gisa Biolchi nicht einmal mit Hilfe eines Glases imstande wäre, ein O zu zeichnen, und nur die einfache Frau eines Halbpächters war, verstand sie sehr gut die Lage. Woraus man ersieht, daß Philosophie, Psychologie und das ganze derartige andere Zeug auch jenen die Köpfe verdrehen kann, die nicht einmal wissen, daß es so etwas gibt. Das ist eine Art Bazillus im Gehirn.
    Das Gut der Torconi hieß Pilastri, weil am Eingang zwei Säulen ohne Gittertor standen, noch aus uralten Zeiten. Sie standen ungefähr in der Mitte der vierten Straße, auf der rechten Seite, wo man zum Fluß geht. Bei den Säulen begann ein langer Karrenweg, und am Ende des Weges war die Villa Torconi, umgeben von einem Garten; die Gartenmauer endete beim Wirtschaftsgebäude, dem Haus des Halbpächters Biolchi, der Behausung der Dienstboten, dem Stall und so weiter.
    Wenn man heute von Villen spricht, denkt man sofort an jene Scheußlichkeiten, die wie Pilze in den Städten emporschießen und ganze Stadtviertel in Teile einer Mustermesse verwandeln. Jene Villen aber, die man dort bei uns sieht, sind etwas ernster: große viereckige Häuser mit einem Erdgeschoß, einem Stockwerk und einem Dachboden mit Luken, rund wie Melonen. Die
    Fenster sind sauber symmetrisch und alle nach christlichem Maß gebaut, mit der kürzeren Seite unten, weil doch alle Christen die kürzere Seite waagrecht und die längere Seite lotrecht haben.
    So war auch die Villa Torconi. Außerdem war sie voll schöner Sachen, mit einem Saal und einem Salon und sogar einem Boudoir der Frau Mimi. Da Frau Mimi die Gattin des Podestà war, brauchte sie selbstverständlich ein eigenes Boudoir mit Plüschsesseln, Tapeten und einer Glocke, um dem Dienstmädchen läuten zu können. «Maria, den Tee...» Kaffee war nicht nobel genug. Für Frau Mimi mußte es diese gelbe Brühe sein. Auch die entsprechenden besonderen Kekse, die man eigens aus der Stadt hatte kommen lassen.
    Wenn Gisa mit den Dienstboten über diese Dinge sprach, wurde sie jedesmal blau vor Wut. Um die Wahrheit zu sagen, bis zu einem gewissen Punkt hatte sie nicht einmal unrecht, denn die Torconi waren nur zu zweit, wozu noch ein Dienstmädchen kam, und hatten zehn und mehr Zimmer zur Verfügung, während die Biolchi ein ganzes Regiment Kinder besaßen und mit vier Kämmerchen auskommen mußten.
    Was aber Gisa Biolchi noch mehr in Wut versetzte, waren die kaiserlichen Allüren der Frau Mimi. Sie war ein schönes Weibsstück, etwa fünfundvierzig Jahre alt, mit einem stattlichen Busen (was keineswegs ihr Verdienst war, da sie keine Kinder gehabt hatte), sie war immer dunkel gekleidet, weil sie blond war und ihr das Dunkle gut stand, und trug weder Armbänder noch Broschen oder anderes Geschmeide. Sie hatte einzig und allein einen Ring, der sehr kunstvoll aus Gold und Brillanten gearbeitet war. Es war ein solches Ding, daß man Lust bekam, niederzuknien, um den Ring zu küssen.
    Das ganze Geheimnis war dieser Ring. Gisa erinnerte sich, Frau Mimi einmal ganz unordentlich gesehen zu haben, in einem alten, unscheinbaren Kleid und mit einem Tuch auf dem Kopf, als sie beim Großreinemachen mithalf. Sie war sogar schlechter angezogen als das Dienstmädchen, das Gesicht schmutzig von Staub. Am Finger aber trug sie den berühmten Ring und flößte dieselbe Achtung ein wie sonst in großer Aufmachung. Er war eigentlich nicht einmal so sehr kostbar, es handelte sich um ein wenig Gold und kleine Brillanten, aber er wirkte majestätisch, er hatte die Würde eines Kommandostabes.
    Torconi, der Podestà (so hieß in faschistischer Zeit der Bürgermeister), machte sich wichtig, wo er nur konnte. Man kann aber nichts Böses über ihn sagen; er machte keine Geschichten, weil er reich war, und er tat niemandem Schlechtes an, weil er keine politischen Ambitionen hatte. Er war höchstens ein unsympathischer Podestà, so wie man heute von jemandem sagen würde, er

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