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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und der Riese machte ihm ein Zeichen, daß er ruhig sein solle.
    Man pfiff ihn aber nicht aus. Man hatte Mitleid mit ihm und beschränkte sich darauf, ihn laut auszulachen. Gegen Ende des ersten Aktes wurde es immer schlimmer, die Angst wurde zur Todesangst, und Radames gickste wie ein armer Hund.
    Die dritte Galerie grölte. Und es war ein Grölen, daß der Vorhang wogte. Peppone preßte die Zähne zusammen, und sein Gefolge war bereit, loszugehen und ein Blutbad anzurichten. Der Riese aber faßte Peppone am Genick und zog ihn hinaus.
    Sie spazierten im Freien am Theater entlang, und wenn sie ein Gebrüll hörten, begriffen sie, daß Radames wieder gegickst hatte. Die Posaunen des Triumphmarsches beruhigten dann die Leute.
    Knapp vor dem Beginn des dritten Aktes sagte der Riese zu Peppone.
    «Gehen wir.»
    Man ließ sie nicht in den Bühnenraum ein, doch war gegen zwei solche Satane, die die Stoßkraft eines Panzers entwickelten, nichts auszurichten.
    Gebrochen und fassungslos wartete Radames darauf, wieder einmal auf die Bühne geschoben zu werden, und als er die beiden vor sich sah, sperrte er den Mund auf.
    Der Riese im grünen Lodenmantel faßte ihn von hinten an den Schultern und gab ihm einen Fußtritt, nicht gemünzt auf Franco Santalba, sondern auf Radames aus der Bassa.
    Radames erschien wie im Flug auf der Bühne, er war aber ein anderer. Nach der Arie «Io son disonorato» stürzte fast das Theater von dem Applaus ein.
    «Die Künstler muß man gründlich kennen», sagte der Riese triumphierend zu Peppone, der vor Freude johlte.
    «Jawohl, Hoch...» antwortete Peppone. Ein Blick des Riesen schnitt ihm aber das Wort ab.

Madonna brutta

    Die Leute nannten sie die «Madonna brutta». Wenn man das sagen hörte, stellten sich einem die Haare auf, denn es hat den üblen Beigeschmack eines verallgemeinernden Fluches, heißt doch «Madonna brutta» häßliche oder schlimme Mutter Gottes. In Wirklichkeit hatten aber die Leute wirklich nicht die geringste Absicht, es an der Achtung der Mutter Gottes gegenüber fehlen zu lassen. Der Ausspruch besagte das wenigste, was man über die so berüchtigte Statue sagen konnte, die ständig ein Dorn in Don Camillos Herzen war. Es war eine große Statue, über zwei Meter hoch, ein Ding, schwer wie Blei. Eine große Statue, aus gemaltem Ton, in so scheußlichen Farben, daß einem die Augen weh taten.
    Wer sie modelliert hatte, mußte - seine Seele ruhe in Frieden - der größte Gauner auf der Welt gewesen sein. Wenn sie ein armer Teufel bemalt hätte, der keine Ahnung davon hat, worum es bei der Bildhauerkunst geht, der aber ansonsten ein Ehrenmann ist, dann hätte niemand diese Madonna häßlich nennen dürfen. Auch in Dingen der Kunst bedeutet Unwissenheit niemals Bosheit, weil der Unwissende mit ganzer Seele dabei ist, eine Statue oder ein Bild so schön zu machen, wie er nur kann, und weil in Dingen der Kunst die Absicht immer wichtiger ist als die technische Fertigkeit.
    Diese Madonna hatte aber einer modelliert, der seine Sache offensichtlich bestens verstand. Ein Schuft, der seine ganze bildhauerische Fertigkeit aufgewendet hatte, um eine häßliche Madonna zu machen. Und das war ihm gelungen.
    Als Don Camillo - temporibus illis - das erste Mal seine Kirche betrat, war er über die Häßlichkeit dieser Statue zutiefst entsetzt, und er beschloß, sie durch eine andere zu ersetzen, die die Mutter Gottes würdiger darstelle. Er sprach auch sofort davon, man antwortete ihm aber, daß daran nicht zu denken sei.
    Es handelte sich um eine Tonfigur aus dem Jahre 1693, und man zeigte ihm das am Sockel eingeritzte Datum.
    «Es ist gleichgültig, wann sie gemacht worden ist», widersprach Don Camillo, «sie ist häßlich!»
    «Häßlich, aber alt», antwortete man ihm.
    «Alt, aber häßlich», erwiderte Don Camillo.
    «Ein historisches Stück, Hochwürden!» entschieden die anderen.
    Umsonst hatte Don Camillo jahrelang gekämpft. Wenn es schon ein historisches Stück war, so meinte er, könnte man es einem Museum geben und durch eine andere Madonna mit einem christlichen Gesicht ersetzen. Schlimmstenfalls hätte man die «Madonna brutta» in eine Ecke der Sakristei stellen können, während an ihren Platz in der Seitenkapelle eine neue Madonna gekommen wäre.
    Es war nur eine Geldfrage.
    Als sich Don Camillo auf Geldsammlung begab und die Sache erklärte, schauten ihn alle höchst erstaunt an.
    «Die ersetzen? Die (Madonna brutta» ist ein historisches Stück!»

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