Don Camillo und seine Herde
Opfer darzubringen. Befreie mich jetzt von dem Dorn in meinem Herzen. Gib, daß man nicht mehr sagt, Don Camillos Kirche sei die Kirche der .»
Christus lächelte.
«Don Camillo, ist es mir bestimmt, mit dir stets dieselbe Zwiesprache halten zu müssen? Warum willst du, daß ich dir noch tausendmal sage, was ich dir schon gesagt habe? Daß die wahre Schönheit nicht äußerlich ist? Daß die Augen die wahre Schönheit nicht sehen können, weil sie im Innern ist und dem Zahn der Zeit widersteht und nicht, wie die äußere Schönheit, zu Erde in der Erde wird?»
Don Camillo senkte das Haupt, ohne zu antworten. Und das war ein sehr schlechtes Zeichen.
Der Tag der August-Prozession nahte, und eines Tages ließ Don Camillo die Träger kommen.
«Heuer», erklärte Don Camillo, «wird der Prozessionsweg länger sein, weil wir, ehe wir ins Dorf gelangen, bis zu den neuen Häusern an der unteren Straße gehen müssen. »
Es war ein höllischer August, und der Gedanke, zwei Kilometer lang auf einer erst seit wenigen Tagen geschotterten Straße mit einem solchen Gewicht auf den Schultern gehen zu müssen, hätte auch den stärksten Stier auf der Welt aus der Fassung gebracht.
«Man könnte zwei Schichten machen», antwortete der alte Giarola, der gewöhnlich der Anführer der Träger bei Prozessionen war.
«Das wäre gefährlich», antwortete Don Camillo, «die Hände schwitzen, die Sonne martert die Köpfe; während die Leute abwechseln, kann die Sache in einem Augenblick schiefgehen. Meiner Ansicht nach können wir Rebeccis kleinen Lastwagen ausschmücken und auf ihn die Madonna stellen. So wird die Sache noch prunkvoller. Ich glaube, ihr habt nichts dagegen.»
Den Trägern mißfiel aber dieser Gedanke; andererseits jedoch dachten sie an die Straße und an die Hitze, und ihr Mißfallen nahm ab. Sie antworteten, daß von ihnen aus die Sache in Ordnung sei.
Rebecci erklärte sich gerne bereit, seinen kleinen Lastwagen herzugeben, und brachte ihn am nächsten Tag in Don Camillos großen Wagenschuppen, weil Don Camillo niemandem traute und selbst den Lastwagen herrichten und ausschmücken wollte.
Die ganze Woche hämmerte er wie ein Besessener, am Samstag war aber alles vollständig beisammen. Auf dem Lastwagen war eine feste Plattform angenagelt, mit Brokat und Blumen war alles getarnt - und man mußte zugeben, daß alles zusammen einen mächtigen Eindruck machte.
Dann kam der Sonntag, und im richtigen Augenblick wurde die «Madonna brutta» ins Freie gebracht und auf die Plattform gestellt. Der Sockel wurde mit festen Seilen am Holzrahmen befestigt, und die Seile mit großen Blumengewinden unsichtbar gemacht.
«Du kannst ohne jede Sorge fahren», sagte Don Camillo zu Rebecci. «Auch bei einem Tempo von neunzig Kilometern kann nichts passieren. Dafür bürge ich.»
«So geschmückt und mit all diesen Blumen ist sie beinahe schön», sagten die Leute, als sich der Lastwagen in Bewegung setzte.
Die Prozession nahm die Richtung auf die neuen Häuser an der unteren Straße, und der Lastwagen fuhr im Schritt, holperte aber trotzdem wegen des Schotters und auch deswegen, weil die verfluchte Kupplung auf ihre Weise zu funktionieren begann, so daß die Fahrt nur ruckartig vor sich ging, und wenn Don Camillo den Sockel der Statue nicht so fest an die Plattform gebunden hätte, wäre der armen «Madonna brutta» ein böser Streich widerfahren.
Don Camillo hatte die Kupplungspanne bemerkt und konnte sich vorstellen, in welch schlimmer Lage sich Rebecci befinden mußte. Daher beschloß er eine Programmänderung, als die Prozession bei den neuen Häusern angelangt war.
«Der Lastwagen fährt nur mühsam in diesem langsamen Tempo auf dem Schotter», erklärte er. «Wir schneiden jetzt den Weg durch die Felder ab und sind in zehn Minuten wieder auf der Landstraße. Rebecci fährt schnell zurück und erwartet uns bei der Brücke. Dort ordnet sich die Prozession wieder, und wir gehen großartig zum Dorf, weil die ganze Straße schön ist.»
Rebecci kehrte mit dem kleinen Lastwagen zurück, und die «Madonna brutta», die arme, machte bestimmt die unangenehmste Reise ihres langen Lebens.
Bei der Brücke ordnete sich wieder der Zug und richtete seine Schritte gegen das Dorf. Die Straße war wunderbar glatt, und alles ging gut, wenn auch der kleine Lastwagen wegen dieser verfluchten Kupplung hier und da einen Sprung vorwärts machte, als ob er einen Fußtritt von hinten bekommen hätte.
Das ganze Dorf war
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