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Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten

Titel: Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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könnte Don Genaro es besser beschreiben als ich, meinte ich. »Du schaffst es ganz gut allein«, sagte Don Juan. »Es ist eine innere Stimme, die dir sagt, was los ist. Und damals sagte sie mir, daß ich zum zweitenmal erwacht war. Sobald ich aufwachte, war ich natürlich überzeugt, daß ich geträumt haben mußte. Offenbar war es kein gewöhnlicher Traum gewesen, aber es war auch nicht eigentlich Träumen gewesen. Daher kam ich zu dem Schluß, daß es etwas anderes gewesen sein mußte: Schlafwandeln war es, im Halbschlaf, nehme ich an. Ich konnte es mir nicht anders erklären.« Don Genaro erzählte, sein Wohltäter habe ihm erklärt, daß das, was er erlebt hatte, alles andere als ein Traum war und daß er sich nicht damit begnügen dürfe, es als Schlafwandeln aufzufassen. »Was, meinte er, war es denn?« fragte ich. Sie tauschten einen Blick aus.
    »Er sagte mir, es war der Butzemann«, antwortete Don Genaro, wobei er die Stimme eines kleinen Kindes nachahmte.
    Ich erklärte ihnen, ich wüßte gern, ob Don Genaros Wohltäter es genauso erklärt habe, wie sie selbst es taten. »Natürlich tat er das«, sagte Don Juan. »Mein Wohltäter erklärte«, fuhr Don Genaro fort, »daß der Traum, in dem man sich selbst im Schlaf beobachtet, die Zeit des Doppelgängers sei. Er empfahl mir, ich solle, statt meine Kraft auf Grübeleien und Zweifel zu verschwenden, die Gelegenheit zum Handeln nutzen, und falls ich noch einmal eine Gelegenheit bekäme, darauf vorbereitet sein. Meine nächste Chance ergab sich im Hause meines Wohltä ters. Ich hatte ihm bei der Hausarbeit geholfen. Nun legte ich mich zur Ruhe und fiel wie gewöhnlich in einen gesunden Schlaf. Sein Haus war für mich eindeutig ein Ort der Kraft und half mir. Plötzlich beunruhigte mich ein lautes Geräusch, von dem ich erwachte. Das Haus meines Wohltäters war groß. Er war ein wohlhabender Mann und ließ viele für sich arbeiten. Der Lärm schien von einer im Kies scharrenden Schaufel herzurühren. Ich setzte mich auf, um zu horchen, und dann stand ich auf. Das Geräusch beunruhigte mich sehr, aber ich konnte nicht feststellen, warum. Ich überlegte, ob ich nachschauen sollte, als ich bemerkte, daß ich am Boden lag und schlief. Diesmal wußte ich. was ich zu erwarten und zu tun hatte, und folgte dem Geräusch. Ich ging in den hinteren Teil des Hauses. Dort war niemand. Das Geräusch schien von draußen zu kommen. Ich ging ihm nach. Je länger ich ihm folgte, desto schneller konnte ich mich bewegen. Schließlich gelangte ich an eine entfernte Stelle, wo ich Zeuge unglaublicher Vorgänge wurde.«
    Zur Zeit jener Ereignisse, erklärte er, sei er noch in den Anfängen seiner Lehrzeit gewesen und habe auf dem Gebiet des »Träumens« noch wenig Erfahrung gehabt, aber er habe über eine unheimliche Gabe verfügt, sich selbst im Traum zu sehen.
    »Wohin bist du gegangen. Don Genaro?« fragte ich. »Dies war das erste Mal, daß ich mich wirklich beim Träumen fortbewegt habe«, sagte er. »Aber ich wußte genug darüber, um mich richtig zu verhalten. Ich achtete darauf, nichts direkt anzuschauen, und fand mich schließlich in einer tiefen Schlucht wieder, wo mein Wohltäter einen Teil seiner Kraft-Pflanzen stehen hatte.«
    »Meinst du, es funktioniert besser, wenn man nur wenig über das Träumen weiß?«, fragte ich.
    »Nein!« warf Don Juan ein. »Jeder von uns hat die Gabe zu etwas Besonderem. Genaros Begabung ist das Träumen.« »Was hast du dort in der Schlucht gesehen, Don Genaro?« fragte ich. »Ich sah meinen Wohltäter, der gefährliche Dinge mit anderen Leuten anstellte. Ich glaubte, ich sei dort, um ihm zu helfen, und versteckte mich hinter den Bäumen. Doch ich konnte nicht wissen, wie ich ihm helfen sollte. Immerhin war ich nicht dumm, und ich erkannte, daß diese Szene nur dazu bestimmt war, daß ich beobachtete, nicht aber selbst an ihr mitwirkte.«
    »Wann und wie und wo bist du aufgewacht?«
    »Ich weiß nicht, wann ich aufwachte. Es muß Stunden später gewesen sein. Ich weiß nur, daß ich meinem Wohltäter und den anderen Männern folgte, und als sie beinahe das Haus meines Wohltäters erreicht hatten, wurde ich durch den Lärm, den sie machten - denn sie stritten miteinander -, aufgeweckt. Ich war an der Stelle, wo ich mich schlafend liegen gesehen hatte. Beim Erwachen erkannte ich, daß, was immer ich gesehen oder getan haben mochte, kein Traum gewesen war. Ich war wirklich, durch das Geräusch geführt, ein Stück weit gegangen.«
    »Wußte

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