Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Verderben veranlaßt hättest. Bedenke, daß kein Kleinod in der ganzen Welt dem keuschen und tugendhaften Weibe an Wert gleichkommt, und daß die Ehre der Weiber in der guten Meinung besteht, die man von ihnen hat. Da nun die Ehre deiner Gattin, wie du selber weißt, so ist, daß nichts ihren Glanz vermehren kann, weshalb willst du nun diese Wahrheit in Zweifel ziehen? Bedenke, mein Freund, daß die Weiber unvollkommene Geschöpfe sind, und daß man ihnen keine Steine in den Weg legen muß, worüber sie straucheln und fallen könnten, sondern man muß ihnen vielmehr jeden Anstoß und jedes Hindernis aus dem Wege räumen, damit sie ohne Beschwer und leicht zu der Vollendung gelangen können, die ihnen fehlt, nämlich tugendhaft zu sein. Die Naturkundigen sagen uns, wie der Hermelin ein Tierchen mit schneeweißem Felle sei und daß die Jäger, wenn sie ihn jagen wollen, sich folgenden Kunstgriffes bedienen. Da sie die Örter wissen, über die es laufen und fort pringen wird, bestreichen sie diese mit Schmutz, dann schrecken und treiben sie das Tierchen bis an diese Stelle, und wie der Hermelin sich dem Kote nähert, steht er still und läßt sich greifen und gefangennehmen, um nur nicht über den Schmutz zu gehen und so seine Weiße zu verderben, die er höher als Freiheit und Leben schätzt. Die tugendhafte und keusche Frau ist ein Hermelin, und weißer und reiner als Schnee ist die Tugend und Keuschheit, und wer sie nicht verlieren, sondern bewahren und erhalten will, muß sich einer anderen Weise bedienen, als mit dem Hermelin geschieht, denn es muß kein Schmutz der Bewerbung und Schmeichelei ungestümer Liebhaber in den Weg gelegt werden, denn vielleicht hat sie von Natur nicht so viel Tugend und Standhaftigkeit, um durch sich selbst diese Schwierigkeiten zu überwinden und zu übersteigen: es ist daher nötig, dieselben fortzuschaffen und die Reinheit der Tugend und die Herrlichkeit aufzustellen, die ein guter Name mit sich führt. Die edle Frau gleicht auch dem kristallenen, glänzenden und reinen Spiegel, der aber jeden Hauch annimmt und von ihm verdunkelt wird. Ein tugendhaftes Weib muß man wie eine Reliquie behandeln, sie verehren, aber nicht anrühren, die edle Frau muß man so bewahren und schätzen, wie man einen schönen Garten bewahrt und schätzt, der voller Blumen und Rosen steht, dessen Besitzer nicht erlaubt, daß einer hereintrete und sie berühre, nur aus der Ferne, und durch die Eisenstäbe darf man den Duft und die Schönheit genießen. Endlich will ich dir noch einige Verse sagen, die mir einfallen und die ich in einer neuen Komödie gehört habe, die mir hier wegen des Gegenstandes, worüber wir sprechen, schicklich angebracht scheinen. Ein verständiger Alter gibt dem Vater eines Mädchens den Rat, daß er sie zurückgezogen halte, bewache und einschließe, und unter anderen Dingen sagte er ihm folgendes:
Weiber sind wie Glas so fein;
drum dich nicht der Prob’ erfreche,
ob es, ob es nicht zerbreche,
beides kann gar nicht leichtlich sein.
Leichter ist, es springt in Stücken,
und das heißt gewiß nicht klug
anzustellen den Versuch,
was man nicht nachher kann flicken.
Meinen haben noch gewollt
viele, was auch mir gefällt;
hat noch Danaen die Welt,
fehlt auch Regen nicht von Gold.
    Was ich bisher gesagt habe, Anselmo, ist nur das gewesen, was dich angeht, jetzt sollst du aber noch einiges hören, was mich selbst betrifft; wenn ich weitläufig bin, so vergib mir, denn das Labyrinth, in dem du dich verirrt hast und aus welchem ich dich befreien soll, macht es so notwendig. Du willst mein Freund sein, und doch willst du mir die Ehre rauben; etwas, das aller Freundschaft entgegen ist; und das ist dir noch nicht genug, sondern du verlangst auch, daß ich es sei, der dir das Deinige stiehlt. Daß du sie mir rauben willst, ist deutlich, denn wenn Camilla sieht, wie ich um sie werbe, wie du es verlangst, so muß sie mich notwendig für einen ehrlosen und schlechtgesinnten Mann halten, weil ich mich in ein Unternehmen einlasse, das so fern von dem liegt, wozu ich, mein eigener Wert und deine Freundschaft mich verpflichten sollte. Daß du aber verlangst, ich soll dir die Ehre rauben, ist augenscheinlich, denn wenn Camilla sieht, daß ich um sie werbe, so wird sie glauben, daß ich in ihr etwas Leichtsinniges gefunden habe, das mich kühn genug macht, meine schlechte Gesinnung zu erklären, und wenn sie sich für entehrt hält, so trifft dich ebenso wie sie selbst ihre Unehre; und eben hieraus ist der

Weitere Kostenlose Bücher