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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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für beide zugleich; die man für Gott unternimmt, sind solche Sachen, denen sich die Heiligen unterzogen, um ein Leben wie Engel in menschlichen Körpern zu führen. Die Dinge, die man aus Rücksicht für die Welt tut, werden von denen unternommen, welche über die Unendlichkeit der Fluten setzen, die Verschiedenheit des Klimas erfahren, und die fernsten Völker sehen, um das zu erwerben, was man Glücksgüter nennt; und diejenigen, die für Gott und Welt verbunden sich versuchen, sind jene großherzigen Soldaten, die kaum in der feindlichen Mauer eine so kleine Lücke erblicken, wie sie die runde Kugel des Feuerwerkers geschlagen hat, und die, alle Furcht beiseite setzend, und ohne andere Überlegung, ohne an die Gefahr zu denken, die ihnen offen droht, wie auf den Flügeln ihres herzlichen Verlangens, für ihren Glauben, ihr Vaterland und ihren König fortgerissen worden, und sich unerschrocken in die Mitte von tausend gegenstehenden Toten stürzen, die ihrer warten. Diese Dinge sind es, die man versucht, und es ist ehrenvoll, rühmlich und nützlich, sie zu versuchen, wenn auch so viele Mühseligkeiten und Gefahren sich entgegenwerfen. Was du aber versuchen und unternehmen willst, geschieht nicht um die Liebe Gottes, Glücksgüter oder Ruhm unter den Menschen zu erwerben, denn wenn es dir auch so gelingt, wie du wünschest, so wirst du darum um nichts vergnügter, reicher oder geehrter, als du es jetzt bist, kommt es aber anders, so bist du in das größte Elend versunken, das man sich nur vorstellen kann, denn alsbald hilft es dir nichts, zu denken, daß kein anderer um dein Unglück wisse, denn um dich zu betrüben und zu vernichten, ist es hinreichend, daß du selbst darum wissest. Zur Bestätigung dieser Wahrheit will ich dir eine Stanze hersagen, die der berühmte Poet Luis Tansilo geschrieben, am Ende seines ersten Teiles der Tränen des heiligen Petrus, die also lautet:
Es wächst der Schmerz, es wächst das Schamerröten
In Petrus, als sich Sonn’ und Tag verkünden,
Es sieht ihn niemand, doch muß er erröten
Vor sich, denn er sieht alle seine Sünden:
Der edle Geist muß vor sich selbst erröten,
Wenn ihn auch keine andre Blicke finden:
Hat er gefehlt, ihn peinigt die Beschwerde,
Sehn ihn auch nur der Himmel und die Erde.
    So kannst auch du deine Qual nicht mit der Verborgenheit lindern, vielmehr wirst du unaufhörlich weinen, wenn auch nicht Tränen aus den Augen, doch blutige Tränen aus dem Herzen, wie jener einfältige Doktor weinte, den unser Poet schildert, der mit dem Gefäße die Probe anstellte, welches aber mit mehr Verstand der klügere Reynald unterließ, wenn dieses gleich nur eine poetische Erdichtung ist, so enthält sie doch im geheim eine Moral in sich, die wohl verdient beherzigt, verstanden und nachgeahmt zu werden; um so viel mehr, weil du durch das, was ich nun hinzufügen will, vollkommen einsehen wirst, in welcher großen Verirrung du dich befindest. Sage mir doch, Anselmo, wenn der Himmel oder das gute Glück dich zum Besitzer und rechtmäßigen Eigentümer des schönsten Diamanten gemacht hätte, von dessen Güte und Echtheit alle Juwelenhändler, die ihn nur sähen, überzeugt wären, und daß das Urteil von allen dahin ausfiele, daß er in Ansehung der Schönheit, Echtheit und des Wassers alles erreiche, was ein solcher Stein nur irgend in der Natur sein könnte, du es auch ebenfalls glaubtest, ohne das Gegenteil zu wissen, wäre es dann wohl vernünftig, wenn dir der Vorsatz käme, diesen Diamant zu nehmen, ihn zwischen Amboß und Hammer zu bringen, und mit aller Kraft und Anstrengung des zuschlagenden Arms zu versuchen, ob er denn nun auch so hart und schön sei, als man ihn rühme? Und noch mehr, wenn du es ins Werk richtetest? Denn gesetzt, der Stein widerstände dem törichten Versuche, so würde er doch dadurch so wenig an Wert, wie an Schönheit gewinnen, wenn er aber zerbräche, was doch möglich ist, wäre dann nicht alles verloren? Gewiß, und seinen Besitzer würde die ganze Welt nur einen Toren schelten. Bedenke aber, Freund Anselmo, daß Camilla der feinste Diamant ist, sowohl nach deiner, als nach anderer Schätzung, und daß es nicht der Vernunft gemäß ist, ihn dem Zerbrechen auszusetzen, denn wenn er auch ganz bleibt, so wird sein jetziger Wert dadurch um nichts erhöht, wenn er aber zum Widerstande zu schwach sein sollte, so bedenke, was du ohne sie sein würdest, und wie du dich ganz mit Recht über dich selber beklagen könntest, weil du ihr und dein

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