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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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des Zimmers habe, ein Unheil angerichtet, das man nachher schon finden würde. Ich glaube, er nannte sich den weisen Munnaton.«
    »Freston wird er gesagt haben«, sprach Don Quixote.
    »Ich weiß nicht«, antwortete die Haushälterin, »ob er Freston oder Friton hieß, aber sein Name endigte sich auf ton.« »Dieser«, antwortete Don Quixote, »ist ein weiser Zauberer und mein großer Feind, denn er ist mir grämlich, weil er durch seine Kunst und Wissenschaft in Erfahrung gebracht, daß ich einst in künftigen Zeiten einen Zweikampf mit einem Ritter bestehen werde, den er begünstigt, und ich soll ihn überwinden, ohne daß er es zu hindern vermag, und derohalben erzeigt er mir so viele Unart, als er nur kann. Aber ich verkündige ihm, daß er dem nicht widerstreben noch ausweichen kann, was der Himmel einmal verhängt hat.«
    »Das ist gewißlich wahr«, sagte die Nichte, »aber warum wollen sich der Herr Oheim in dergleichen Händel mischen? Wäre es nicht angenehmer, ruhig zu Hause zu bleiben, als in der Welt herumzuziehen, um das Brot der Betrübnis zu kosten? Gar nicht einmal zu erwähnen, daß mancher nach Wolle geht und geschoren nach Hause kommt.«
    »O Nichte!« rief Don Quixote aus, »welche ungereimte Dinge sprichst du da! Bevor mich einer scheren sollte, müßte der eher so Haut als Bart dran strecken, der sich nur unterfinge, ein einziges meiner Haare zu berühren.« Sie antworteten ihm nichts weiter, weil sie sahen, daß er in Zorn geriet. Er hielt sich noch ferner vierzehn Tage ganz friedlich im Hause, ohne den Argwohn zu veranlassen, daß er in seinen vorigen Tollheiten fortfahren werde. In dieser Zeit führt er sehr anmutige Gespräche mit seinen beiden Gevattern, dem Pfarrer und Barbier, in welchen er behauptete, daß das, was der Welt am meisten vonnöten, irrende Ritter wären, und daß in ihm die irrende Ritterschaft wieder auferstünde. Der Pfarrer widersprach ihm einmal, ein andermal gab er ihm recht, denn wenn er nicht mit dieser Klugheit verfuhr, konnte er nicht mit ihm fertig werden.
    In dieser Zeit handelte Don Quixote mit einem Bauer, seinem Nachbar, einem für wacker geltenden Manne (wenn man nämlich den so nennen kann, der gar kein Geld hat), der aber nicht sonderlichen Witz im Kopfe hatte. In diesen drang er so sehr, redete ihm zu und versprach ihm so viel, daß der gute Landmann sich entschloß, mit ihm auszuziehen und als sein Edelknabe zu dienen. Unter anderen Dingen sagte ihm Don Quixote, daß es für ihn der größte Gewinn sei, mit ihm zu ziehen, denn es könnte ihm sehr leicht ein Abenteuer aufstoßen, in dem statt der Streu, die er jetzt verließe, eine Insel gewonnen würde, über die er ihn zum Statthalter setzen wolle. Auf diese und ähnliche Versprechungen verließ Sancho Pansa (so hieß der Bauer) Frau und Kinder und ward der Edelknabe seines Nachbars. Don Quixote sorgte ferner dafür, Geld anzuschaffen, er verkaufte also ein Stück, verpfändete ein anderes, alles aber in eiliger Unordnung, und brachte so eine ansehnliche Summe zusammen. Er versah sich auch mit einem Schilde, den er von einem Freunde borgte, befestigte, so gut er konnte, seinen zerschlagenen Helm, und bestimmte seinem Edelknaben Sancho Tag und Stunde, wann er sich auf den Weg machen wolle, damit dieser sich mit allem Nötigen versehen könne; vor allen Dingen aber befahl er ihm, einen Schnappsack mitzunehmen. Jener versprach, ihn nicht zu vergessen, und daß er selbst einen Esel mitnehmen wolle, der sehr wacker sei, denn er besitze nicht die Gabe, viel zu Fuß zu laufen. Das mit dem Esel verschnupfte Don Quixote ein wenig, denn er überlegte sogleich, ob er sich eines irrenden Ritters entsinnen könne, der seinen Edelknaben eselweise beritten mit sich geführt, aber nicht ein einziger kam ihm in die Gedanken: doch bewilligte er demungeachtet, ihn mitzunehmen, mit dem Vorsatze, ihn bald ehrenvoller beritten zu machen, weil er Gelegenheit habe, dem ersten unhöflichen Ritter, der ihm aufstieße, sein Pferd zu nehmen. Er versorgte sich auch mit Hemden und anderen Dingen, dem Rate folgend, den ihm der Schenkwirt gegeben hatte. Als nun alles getan und vollbracht, zogen sie in einer Nacht, ohne daß Sancho von Frau und Kindern oder Don Quixote von Haushälterin und Nichte Abschied genommen, aus dem Dorfe aus, wobei sie kein Auge bemerkte, und sie so eilig reisten, daß sie mit Tagesanbruch sicher waren, nicht eingeholt zu werden, wenn man sie auch aufsuchen sollte. Sancho Pansa zog auf seinem Tiere mit

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