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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Gegend und sagte, daß Juwelen und Geld dort eingegraben lägen; daß man sie aber leicht bekommen könnte, wenn ich selber nach ihnen zurückreiste. Alles dieses sagte ich, damit ihn nicht meine Schönheit, sondern seine Habsucht verblenden möchte. Indem er noch mit mir sprach, brachte man ihm die Nachricht, daß mit mir einer der edelsten und schönsten Jünglinge gekommen sei, die man sich nur vorstellen könne. Ich merkte gleich, daß von Don Gaspar Gregorio die Rede sei, dessen Schönheit alles weit übertrifft, was man beschreiben kann. Ich erschrak, weil ich an die Gefahr dachte, in der sich Don Gregorio befand, denn unter diesen barbarischen Türken wird ein schöner Jüngling höher geschätzt, als ein Mädchen, wenn sie auch die Allerschönste wäre. Der König befahl sogleich, man sollte ihn vorführen, daß er ihn sehen könne, wobei er mich fragte, ob es die Wahrheit sei, was man von diesem jungen Menschen erzähle. Ich, als wenn es mir in diesem Augenblicke vom Himmel eingegeben würde, sagte ja; er müsse aber zugleich erfahren, daß er kein Mann sei, sondern ein Mädchen wie ich, ich bäte ihn daher, er möchte mir erlauben, ihn in seine natürliche Tracht zu kleiden, damit er sich in seiner ganzen Schönheit zeigen und unbefangener vor ihm erscheinen möge. Er antwortete, wie er es gern erlaube, und daß wir am folgenden Tage darüber sprechen wollten, wie ich nach Spanien zurückkehren könne, um den vergrabenen Schatz zu heben. Ich sprach mit Don Gaspar und erzählte ihm die Gefahr, in der er sich befände, wenn man ihn für einen Mann hielt, ich kleidete ihn als Mohrin und stellte ihn noch am nämlichen Abend dem Könige vor, der, sowie er ihn sah, in Erstaunen geriet und beschloß, ihn zu behalten und mit ihm dem Großherrn ein Geschenk zu machen. Um ihn aber der Gefahr zu entziehen, in der er sich unter den Weibern seines Serails befinden könne, und weil er sich selber nicht traute, befahl er, ihn in das Haus einiger vornehmen Mohrinnen zu bringen, die ihn bewachen und bedienen sollten, wohin er auch sogleich abgeführt wurde. Was wir beide empfanden (denn ich kann nicht leugnen, daß ich ihn liebe), laß’ ich diejenigen erwägen, die getrennt worden und sich lieben. Der König machte alsbald Anstalt, daß ich in dieser Brigantine nach Spanien zurückkehren und mich zwei geborene Türken begleiten sollten, welches eben diejenigen sind, die Eure Soldaten getötet haben. Auch dieser spanische Renegat reiste mit mir (indem sie auf den zeigte, welcher zuerst gesprochen hatte), von dem ich gewiß weiß, daß er ein heimlicher Christ ist, und daß er mehr mit dem Vorsatze mitging, in Spanien zu bleiben, als nach der Berberei zurückzukehren: das übrige Schiffsvolk auf der Brigantine sind nur Mohren und Türken, die bloß dazu gedient haben, die Ruder zu führen. Diese beiden habsüchtigen und verwegenen Türken kehrten sich nicht an den Befehl, der uns mitgegeben war, daß sie mich und diesen Renegaten in christlichen Kleidern, mit denen wir versehen sind, gleich auf der spanischen Küste an das Land setzen sollten, sondern sie wollten erst an diesem Ufer kreuzen, wo möglich, eine Beute zu machen, weil sie fürchteten, daß, wenn sie uns gleich ans Land setzten, es vielleicht durch irgendeinen Zufall, der uns begegnete, entdeckt werden könnte, daß sich eine Brigantine in See befinde, und daß sie so von Galeeren, wenn welche dalägen, genommen würden. Heut erblickten wir diese Reede, und ohne daß wir von diesen vier Galeeren etwas wußten, wurden wir entdeckt, und uns widerfuhr das, was ihr wißt. Don Gregorio ist nun in Weiberkleidern unter Weibern zurückgeblieben, in der äußersten Gefahr des Verderbens, und ich stehe hier mit gebundenen Händen in der Erwartung, oder richtiger zu reden, in der Furcht, ein Leben zu verlieren, dessen ich überdrüssig bin. Dieses, meine Herren, ist der Beschluß meiner traurigen Geschichte, die ebenso wahrhaftig als unglückselig ist; ich bitte Euch nur noch, daß Ihr mich als Christin sterben laßt, denn wie schon gesagt, ich bin durch nichts in die Schuld verwickelt, welcher sich meine Nation teilhaftig gemacht hat.«
    Hiermit schwieg sie, die Augen mit rührenden Tränen gefüllt, welche viele von denjenigen, die zugegen waren, ebenfalls vergossen. Der Vizekönig, mitleidig und gerührt, ging ohne ein Wort zu sprechen zu ihr und löste die Bande mit seinen Händen, mit welchen die überaus schönen der Mohrin gefesselt waren. Während die christliche

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