Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
unter dem Titel herausgekommen ist: Zweiter Teil der Taten des Don Quixote von la Mancha, sie ihn meinerseits, so herzlich sie nur können, um Vergebung bitten sollen, daß ich, ohne es zu wollen, ihm Gelegenheit gegeben, so viele und so große Albernheiten zu schreiben, wie er getan hat, denn ich scheide mit dem Vorwurfe aus diesem Leben, die Ursache gewesen zu sein, daß er sie geschrieben hat.«
Hiermit beschloß er sein Testament und wurde ohnmächtig, so daß er im Bette der Länge nach ausgestreckt lag. Alle erschraken und suchten ihm zu helfen; aber in den drei Tagen, welche er noch lebte, seitdem er sein Testament gemacht hatte, befielen ihn diese Ohnmachten häufig. Das ganze Haus war in Verwirrung; aber dessenungeachtet aß die Nichte, die Haushälterin trank und Sancho Pansa war munter, denn etwas zu erben vertilgt oder mäßigt doch im Gedächtnisse des Erben den Schmerz, welcher den Sterbenden begleiten muß.
Endlich erschien die letzte Stunde des Don Quixote, nachdem er alle Sakramente empfangen und mit vielen und nachdrücklichen Reden die Ritterbücher verwünscht hatte. Der Notarius war zugegen und sagte, er habe noch in keinem einzigen Ritterbuche gelesen, daß irgendein irrender Ritter auf seinem Bette so ruhig und christlich gestorben wäre wie Don Quixote, welcher unter den Klagen und Tränen aller, die sich zugegen befanden, seinen Geist aufgab, das heißt starb.
Als dies der Pfarrer sah, forderte er vom Notarius ein Zeugnis, daß Alonso Quixano der Gute, gewöhnlich nur Don Quixote von la Mancha genannt, aus diesem Leben gegangen und eines natürlichen Todes gestorben sei, welches Zeugnis er deswegen begehrte, um zu verhindern, daß nicht irgendein anderer Autor als Cide Hamete Benengeli ihn wieder fälschlich erwecke und unendliche Geschichten von seinen Taten schreibe.
Dieses Ende nahm der Scharfsinnige Edle von la Mancha, dessen Geburtsort Cide Hamete nicht genau hat angeben wollen, damit alle Flecken und Dörfer in la Mancha miteinander streiten können, ihn zu dem ihrigen zu machen, wie die sieben Städte Griechenlands um den Homerus stritten. Wir übergehen hier die Klagen des Sancho, der Nichte und der Haushälterin des Don Quixote, sowie die seltsamen Epitaphien auf seinem Grabmal, unter welchen ihm Simson Carrasco dieses setzte:
Allhier liegt der tapfre Degen,
Der, zum Äußersten geführet,
Von dem Mute, so verwegen,
Daß ob ihm nicht triumphieret
Selbst der Tod mit seinen Schlägen.
Gegen alle Welt so herrisch,
Wie ein Popanz wild und störrisch
Allen, ging in den Geleisen,
Daß es wohl von ihm kann heißen,
Er starb klug und lebte närrisch.
Und der verständige Cide Hamete sagt nun zu seiner Feder: Hier sei an diesem Nagel und ehernen Haken aufgehangen, du, ich weiß nicht, ob gut geschnitten, ob schlecht gespitzt, meine Feder, wo du viele Jahre leben wirst, wenn nicht übermütige und boshafte Geschichtschreiber dich herabnehmen, um dich zu entweihen. Ehe sie dir aber nahekommen, magst du sie warnen und ihnen zurufen, so gut du kannst:
Fort da, fort da, Schelmgesindel,
Keiner soll nun mit mir schalten,
Dieses Unternehmen, merkt euch,
Ward für mich nur aufbehalten.
Für mich allein ward Don Quixote geboren und ich für ihn, er verstand zu handeln und ich zu schreiben; wir gehören beide einander an, trotz dem erdichteten und tordesudlerischen Schreiber, der es sich unterfing oder unterfangen wird, mit einer groben, schlechtgeschnittenen Straußenfeder die Taten meines tapferen Ritters zu schreiben, denn es ist keine Last für seine Schultern und kein Gegenstand für seinen frostigen Geist, dem du sagen magst, wenn du ihn vielleicht kennenlernst, daß er nun im Grabe die müden und schon verwesten Gebeine des Don Quixote ruhen lasse und ihn nicht dem Tode zum Trotz nach Alt-Kastilien schleppen möge, indem er ihn aus dem Grabe holt, in welchem er wirklich und wahrhaftig seiner ganzen Länge nach ausgestreckt liegt, so daß es ihm unmöglich fällt, einen dritten Teil und einen neuen Auszug zu veranstalten. Denn um die Züge lächerlich zu machen, welche so viele irrende Ritter ausgeführt haben, sind die zwei hinreichend, welche er zum Vergnügen und Wohlgefallen aller Menschen begann, die etwas davon hörten, nicht nur in diesen, sondern auch in fremden Reichen; und damit wirst du die christliche Pflicht erfüllen, daß du dem einen guten Rat gibst, der dir übel will, und ich bin alsdann zufrieden darüber, daß ich der erste war, der die Früchte seiner Schriften ganz so
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