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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Herr sagte und ihn wollte glauben machen.
    Es waren nun schon zwei Tage verflossen, seit diese ganze erlauchte Gesellschaft sich in der Schenke aufgehalten; es schien ihnen allen Zeit zur Abreise zu sein, und man machte Anstalt dazu, ohne daß Dorothea und Don Fernando sich die Mühe zu geben brauchten, den Don Quixote bis nach seinem Dorfe zu begleiten, um die List mit der Befreiung der Mikomikonischen Prinzessin durchzuführen, sondern wie es der Pfarrer und Barbier wünschten, wurde es eingerichtet, daß sie ihn mitnehmen konnten, um ihn in seiner Heimat aus seinem Unsinn wieder zu Sinnen zu bringen. Sie kamen nämlich dahin überein, daß sie mit einem Manne mit einem Ochsenkarren einen Handel schlossen, der von ungefähr dort durchkam, damit dieser ihn auf dem Karren auf folgende Weise mitnehmen sollte; sie machten etwas wie einen Käfig aus hölzernen Stangen, der geräumig genug war, daß Don Quixote bequem darin liegen konnte; und Don Fernando und seine Gefährten nebst den Dienern des Don Luis und den Häschern wie auch dem Wirte bedeckten sich sogleich auf Anordnung des Pfarrers die Gesichter und entstellten sie, einer auf diese, der andere auf eine andere Weise, so daß Don Quixote sie für ganz andere Menschen halten mußte als diejenigen, welche er in diesem Kastell gesehen hatte. Hierauf gingen sie in der größten Stille dahin, wo Don Quixote, von seinen Streitigkeiten ermüdet, schlief; sie gingen zu ihm, der, sicher solches Überfalls, im ruhigen Schlafe war, und banden ihm die Hände und Füße so, daß, als er mit Schrecken erwachte, er sich nicht bewegen, auch nichts weiter tun konnte als sich verwundern und über die seltsamen Gesichter erstaunen, die er vor sich sah; er verfiel sogleich auf das, was ihm seine verwirrte Einbildung immer vorstellte, und glaubte, daß alle diese Gestalten Gespenster wären, die im bezauberten Kastell umgingen, und daß er ebenfalls bezaubert sei, weil er sich nicht bewegen oder verteidigen konnte; alles dies geschah so, wie der Pfarrer geglaubt hatte, daß es kommen würde, der der Erfinder dieser Komödie war. Sancho hatte allein seinen Verstand und seine eigentümliche Gestalt behalten; es fehlte ihm zwar nur wenig, um ebenso unpaß als sein Herr zu sein, er kannte aber doch alle diese verstellten Personen, er wagte es indes nicht, den Mund aufzutun, sondern wollte abwarten, was aus dem Überfalle und der Gefangennehmung seines Herrn werden würde, der auch keinen Laut von sich gab, sondern das Ende seines Schicksals bedachte, welches darin bestand, daß man den Käfig herbeibrachte und ihn hineinsteckte, worauf man die Bretter so fest vernagelte, daß er sich nur mit großer Mühe aufbrechen ließ. Hierauf nahmen sie ihn auf die Schultern, und sowie sie aus dem Gemache gingen, hörten sie eine furchtbare Stimme – so erschrecklich sie nur immer der Barbier hervorbringen konnte, nicht der mit dem Reitkissen, sondern der andere –, welche sagte: »O Ritter von der traurigen Gestalt, nicht müsse dir dieses dein Gefängnis Bekümmernis geben, denn also muß es geschehen, um desto schneller das Abenteuer zu vollbringen, welches du mit deiner großen Gewalt unternommen; solches wird vollbracht sein, wenn der wütende manchanische Leu, mit der weißen tobosinischen Taube in eins verbunden, den erhabenen Nacken in das sanfte eheständische Joch geschmiegt hat, aus welcher unerhörten Vermählung an das Licht der Welt die tapfere Brut geboren wird, welche die kühnen Griffe ihres edlen Vaters nachahmen soll, und dieses wird geschehen, bevor noch der Nachfolger der flüchtigen Nymphe zu zweien Malen die leuchtenden Bilder auf seinem natürlichen und schnellen Laufe durcheilen wird. Du aber, edelster und gehorsamster Stallmeister, der jemals ein Schwert im Gürtel, einen Bart im Gesichte und Geruch in der Nase hatte, sei nicht erschrocken, betrübe dich nicht, so vor deinen Augen die Blume der irrenden Ritterschaft wegführen zu sehen, denn bald, wenn es dem Bildner der Welt also gefällt, wirst du dich so hoch und glorreich befinden, daß du dich selber nicht erkennst, und dir werden die Versprechungen, die dir dein großer Gebieter getan, nicht verlorengehen. Wisse demnach von seiten der weisen Lügneriniana, daß dein Gehalt dir ausgezahlt wird, wie du es durch die Tat erkennen sollst; folge nun den Fußstapfen des starken bezauberten Ritters, denn ihr sollt beide beisammenbleiben; da mir nicht mehr zu sagen vergönnt ist, so geleite euch Gott, denn ich gehe an den

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