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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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Luft abschnürte, die in ihren Schläfen pochte, die ihr den Magen wie einen Schwamm auspresste. Nur raus, raus hier. Sie stürzte an Leo vorbei aus dem Büro und rannte auf den Flur.
    * * *
    Wir hatten gerade die heiligen Hallen von HEUREKA betreten, als Celia Kleingrün mit bleichem Gesicht und verzerrtem Mund aus ihrem Büro rannte und, ohne uns zur Kenntnis zu nehmen, den Flur in Richtung Toilette weiterhastete.
    Raphael und Moritz tauschten einen alarmierten Blick, und ich folgte Celia und hoffte verzweifelt, dass man ihr dieses Mal nicht eine überfahrene Katze in die Schreibtischschublade gelegt hatte.
    Kaum im Waschraum angekommen, hörte ich schon ihr verzweifeltes Schluchzen aus einer der Kabinen. »Frau Kleingrün?«
    Sie antwortete nur mit einem erstickten Würgen.
    »Frau Kleingrün, Sarah Sonnenberg hier. Ist etwas passiert?«
    Ich hörte, wie sie Toilettenpapier abrollte. »Einen Moment, bitte«, sagte sie mit zittriger Stimme, bevor sie sich lautstark schnäuzte.
    In gespannter Erwartung lehnte ich mich gegen das Waschbecken. Celia tat mir von Herzen leid, aber je aggressiver ihr Peiniger vorging, umso größer war die Chance, dass er einen Fehler machte.
    Es dauerte noch eine Minute, bis die Spülung rauschte, sich die Tür öffnete und Celia herauswankte, bleich, mit verschmierter Wimperntusche und einem angespannten Zug um den Mund. »Haben Sie vielleicht einen Kaugummi für mich?«
    In den Untiefen meiner Handtasche wurde ich nach kurzem Suchen fündig. »Haben Sie sich übergeben?«
    Sie zuckte verlegen die Achseln. »Diese ganze Sache schlägt mir ziemlich auf den Magen.« Ja, das war offensichtlich. Auch ihre Jeans saß nicht mehr ganz so knackig eng wie noch vor einer guten Woche. Es musste schrecklich sein, so tyrannisiert zu werden.
    »Ich glaube«, sagte sie und stützte sich auf dem Waschbecken neben mir ab, »ich muss meine Einschätzung revidieren.« Sie beugte sich vor und inspizierte ihr Gesicht im Spiegel. »Es ist doch Leo, der mir all das antut.«
    Damit hatte ich nun nicht gerechnet. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Es passt alles zusammen«, antwortete sie, befeuchtete ein Papierhandtuch und fing an, die Wimperntusche aus ihrem Gesicht zu entfernen. »Er hat mir gestern einen Auftrag erteilt, heute weiß er plötzlich nichts mehr davon – und behauptet, ich hätte eigenmächtig gehandelt und wieder einmal alles verkehrt gemacht. Und …« Sie brach ab und atmete tief durch.
    »Ja?«
    »Und er wusste, dass ich wegen des Auftrags gestern bis spätabends hier sein musste.« Sie sah mich an. »Bitte halten Sie mich nicht für verrückt, okay?«
    »Das tue ich nicht, Frau Kleingrün.« Das tat ich wirklich nicht. Sie war nervlich am Ende, aber trotzdem strahlte sie zeitweilig noch eine Stärke aus, die ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an den Tag gelegt hätte.
    »Gut«, fuhr sie fort. »Ich war gestern Abend also noch hier, nachdem alle anderen schon Feierabend gemacht hatten. Die Glastür wird abends verriegelt, aus Sicherheitsgründen, sodass man den Büroschlüssel braucht, um rauszukommen. Und als ich dann gehen wollte, gegen halb elf, war mein Schlüssel weg.«
    »Vielleicht hatten Sie ihn verlegt?«, wandte ich ein. Dabei ahnte ich schon, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war.
    »Das habe ich zuerst auch gedacht und meinen Schreibtisch abgesucht, auch darunter nachgesehen, die Manteltaschen durchwühlt … Der Schlüssel war weg. Schließlich habe ich André angerufen, damit er mich befreit.« Ein dankbares Lächeln erhellte ihre ebenmäßigen Züge. »Und heute Morgen hat André dann den Schlüssel unter meinem Schreibtisch gefunden.«
    Natürlich. Der große Retter befreite sie. Und der große Retter fand auch noch den Schlüssel! Sollte ich Celia von unserem Verdacht erzählen? Ich war nach wie vor skeptisch, André König wirkte einfach zu aufrichtig, mein Gefühl sprach eindeutig dagegen – aber ich konnte die Indizien trotzdem nicht vom Tisch wischen.
    »Verstehen Sie«, sagte sie, griff nach meinem Arm und durchbohrte mich fast mit ihrem Blick. »Leo wusste, dass ich länger arbeiten würde. Er hat den Schlüssel aus meiner Handtasche genommen. Und heute Morgen war er früh genug da, um ihn unter meinen Schreibtisch zu werfen! Ich weiß nicht, weshalb, aber er hasst mich! Das hat er gerade mal wieder eindrücklich bewiesen!«
    Auch wenn Celia überzeugt war: Ich war es nicht. Das war nicht die Vorgehensweise eines temperamentvollen Cholerikers. War es

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