Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
Vom Netzwerk:
Scheiße!«
    Wütend fegte er einen zusammengeknüllten Pulli von der Armlehne der Couch.
    »Langsam, Kumpel.« Raphael funkelte ihn an, und tatsächlich hob Wunderlich den Pulli vom Boden auf und legte ihn wieder auf die Lehne. »Hier schiebt Ihnen niemand was in die Schuhe.«
    »Das kommt bestimmt noch«, unkte Wunderlich finster. »Ist doch immer so, ich kenn die Scheiße schließlich zur Genüge.«
    »Ach«, gab Raphael zurück, »an Ihren Vorstrafen sind auch nur die Bullen schuld, oder wie?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Sondern?«
    »Ja, Mann, ich hab früher viel Scheiße gebaut!« Wunderlich jaulte beinahe. »Aber das ist vorbei, echt!«
    »Das würde ich an Ihrer Stelle auch behaupten«, bemerkte Raphael. »Woher der Sinneswandel?«
    »Weil ich jetzt eine Ausbildung mache. Und wegen Jenny«, antwortete Dennis trotzig.
    »Süß. Wegen Jenny.« Raphaels Ton klang höhnisch.
    Ich warf ihm einen Halt-jetzt-endlich-die-Klappe-Blick zu, hoffte, dass er ihn verstand und befolgte, und ergriff das Wort: »Bitte ziehen Sie sich an und kommen Sie mit, Herr Wunderlich.«
    »Verhaften Sie mich jetzt?«, fragte er und riss schockiert die Augen auf.
    »Warum sollten wir?«
    »Weil …« Unsicher brach er ab.
    Ob er die Auseinandersetzung Wahlners nicht nur beobachtet hatte, sondern doch darin verwickelt gewesen war? Hatte er uns deshalb nicht selbst kontaktiert? Ich hoffte, dass wir das gleich herausfinden würden. »Also, was ist jetzt, kommen Sie mit?«
    Wunderlich nickte, murmelte ein »Moment noch« und verschwand im Badezimmer.
    »Hier ungefähr war es.« Wunderlich blieb auf Höhe des zweiten Brückenpfeilers stehen und bestätigte damit in etwa unsere Vermutungen.
    »Okay, dann spielen wir jetzt doch mal die Situation nach«, sagte ich. »Herr Wunderlich, Sie sind der Angreifer, Herr Jordan übernimmt die Rolle des Opfers.«
    »Ich soll ihn angreifen?«, fragte Wunderlich und sah mich entrüstet an. »Und danach stecken Sie mich in den Bau, oder was?«
    »Sie scheinen ja ganz erpicht darauf zu sein«, konterte ich. »Also, können wir jetzt anfangen?«
    Raphael grinste, Wunderlich sah mich immer noch skeptisch an, nickte dann aber gnädig. »Okay. Also, die beiden standen in etwa hier.« Er positionierte sich mit dem Blick Richtung Salzstadel einen halben Meter neben der Brückenbrüstung. »Der Große gegenüber.«
    Folgsam stellte sich Raphael ihm gegenüber mit Blick nach Stadtamhof. »Ich bin von zu Hause gekommen und hab die beiden zwar schon länger da stehen sehen, aber so richtig bewusst wahrgenommen habe ich sie erst, als ich ungefähr dort war.« Er deutete auf einen Punkt etwa zehn Meter entfernt, und ich nahm ebenfalls folgsam Position ein.
    »Wie groß war in etwa der Größenunterschied zwischen den beiden, Herr Wunderlich?«, rief ich gegen das Rauschen der Donau an.
    Sofort drehte er sich zu mir um. »Schwer zu sagen. Der Große war vielleicht eins fünfundachtzig, der andere zehn Zentimeter kleiner?« Er zuckte die Achseln. »Aber beschwören kann ich das wirklich nicht.«
    Trotzdem, die Größe von eins fünfundsiebzig passte auch in etwa auf Sascha Hoyer. »Und was genau haben Sie gesehen, als Sie ungefähr hier standen?«, fragte ich.
    »Ein Gerangel. Der Kleine hat den Großen gepackt –«
    »Wo?«, fragte Raphael. »Keine Scheu, bitte. Zur Not kann ich mich wehren.« Er schickte ein Grinsen hinterher.
    »Also, ungefähr da«, antwortete Wunderlich und griff mit der rechten Hand, wenngleich etwas zaghaft, nach Raphaels Jacke – etwa in Höhe der Brusttasche.
    »Der Täter hat also an der Jacke des Opfers gerissen«, sagte ich laut.
    Wunderlich hielt inne. »Nein. Nein, ich glaube … Ich glaube, die Jacke war offen. Die Jacke war dunkel, aber das Hemd war weiß.« Wieder biss er sich auf die Unterlippe. »Ich glaube, er hat am Hemd gerissen.« Bingo. Das klang nach einem Volltreffer.
    »Angesichts der Tatsache, dass Sie betrunken waren, ist Ihr Erinnerungsvermögen bemerkenswert«, sagte Raphael und öffnete seine Jacke. »Was hatte der Kleine an?«
    Dennis zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Nichts Auffälliges.«
    »Eher was Schickes?«, versuchte ich ihm zu helfen.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Wahrscheinlich eher dunkel, sonst wäre es mir aufgefallen. Aber mehr kann ich echt nicht sagen.«
    »Also, dann weiter im Programm«, sagte Raphael, während ich langsam näher kam. »Der Täter reißt hier dran herum, oder?« Nach einer auffordernden Handbewegung Raphaels krallte Dennis

Weitere Kostenlose Bücher