Donavan und das Mädchen im Hotel
mehrere Zentimeter nach
oben rutschte. Colette setzte sich auf einen Barhocker und sah zu, wie ich die
Gläser einschenkte. Sie nahm zwei davon und brachte sie dem Paar auf der Couch.
Als sie zum Hocker
zurückgekehrt war, öffnete sie ihre Handtasche und nahm ein gefaltetes Papier
heraus.
»Hier ist Ihr Beweis, Paul.«
Es handelte sich um den
Ausschnitt einer Pariser Zeitung vom vergangenen Tag, und mein Französisch
reichte gerade aus, um ihn entziffern zu können. Die Leiche eines
amerikanischen Staatsbürgers war in den frühen Morgenstunden in einer
Nebenstraße gefunden worden. Er war erstochen und offensichtlich ausgeraubt
worden. Das war der dritte Raubmord in Paris während eines Monats — und so
weiter, und so weiter. Ich faltete den Ausschnitt zusammen und gab ihn ihr
zurück.
»Nun sollte uns also nichts
mehr aufhalten«, sagte sie. »Ich habe einen Direktflug nach Los Angeles für
morgen früh gebucht. Wir treffen uns gegen elf Uhr vormittags am Flughafen,
wenn es Ihnen recht ist. Dann haben wir reichlich Zeit.«
»Gut«, sagte ich. »Meinen Sie,
wir sollten anschließend sofort nach Hillside fahren?«
»Ich habe Zimmer für uns
reservieren lassen«, antwortete sie. »Ich dachte, wir würden dann am nächsten
Morgen einen Wagen mieten und hinausfahren.«
»Ja, gut«, sagte ich. »Wie hat
sich Kurt denn Sugdens Leiche entledigt?«
Sie trank einen Schluck und
stellte das Glas vorsichtig auf die Bar. »Ich weiß es nicht«, sagte sie mit
ausdrucksloser Stimme. »Ich habe nicht danach gefragt.«
»Sie sind doch nicht etwa wegen
der Morde an sich beunruhigt?« fragte ich. »Sondern nur wegen der Leichen, die
dann hinterher unaufgeräumt herumliegen?«
»Ich glaube nicht, daß ich das
diskutieren möchte, Paul«, sagte sie. »Aber schätzen Sie mich nicht falsch ein.
Wenn ich jemand umbringen muß, dann bringe ich ihn um.«
Sie drehte den Kopf und blickte
auf das Paar auf der Couch, das tief in eine Unterhaltung verstrickt war. Dann
sah sie mich wieder an und lächelte.
»Die beiden scheinen keinerlei
Schwierigkeiten zu haben. Ich fand zuerst Mandys Aufmachung ein bißchen zu
demonstrativ, aber ich bin überzeugt, daß Kurt damit völlig einverstanden ist.«
»Ihnen macht es nichts aus?«
fragte ich lässig.
»Ich sehe schon, ich muß
fortwährend den falschen Eindruck korrigieren, den Sie von mir haben«, sagte
sie. »Wir sind lediglich Geschäftspartner. Zwischen Kurt und mir haben niemals
physische Beziehungen bestanden, Paul.«
»Finden Sie ihn nicht
anziehend?«
»Nicht in diesem Punkt«,
antwortete sie. »Können wir das Thema fallenlassen?«
»Da ist immer noch eine Sache,
die ungeklärt ist und mich beunruhigt«, sagte ich. »Wie steht es mit Bouchard?«
»Er hat zuviel Angst vor Kurt,
um etwas zu unternehmen«, sagte sie zuversichtlich.
»Und wie steht es mit Fischer?
Wie wird er reagieren, wenn er hört, daß sowohl Hendricks als auch Sugden tot
sind?«
»Er kann nicht wissen, daß
Sugden McLaren umgebracht hat«, sagte sie. »Meiner Ansicht nach wird er
annehmen, daß McLaren die beiden beseitigt hat, also wird er jemand von seinen
Leuten hier herüberschicken, um McLaren aufzustöbern.«
»Es sieht ganz so aus, als ob
Sie bereits an alles gedacht hätten.«
»Ja, abgesehen von der Story,
die Sie Fischer auftischen müssen«, sagte sie. »Ich hoffte, Sie könnten mir
dabei behilflich sein.«
»Ich war vor ein paar Monaten
in eine fehlgeschlagene Revolution in Malagai verwickelt«, sagte ich. »Bouchard weiß bestens darüber Bescheid, weil er mir
die Waffen lieferte. Die Sache ging, wie gesagt, schief. Wie wäre es also, wenn
ich es erneut versuchte? Aber diesmal möchte ich, daß Fischer die Angelegenheit
für mich in die Hand nimmt.«
»Warum nicht?« Sie dachte eine
Weile darüber nach und nickte dann. »Das klingt recht gut. Und Fischer kann,
wenn er will, sich bei Bouchard erkundigen, bei dem er dann sicherlich die
richtigen Antworten bekommt.«
»Ich muß Losey alles Nähere
darüber mitteilen«, sagte ich, »wenn er mein fachkundiger Assistent sein soll.
Aber das kann ich im Flugzeug erledigen.«
»Haben Sie irgendwelche Pläne
für das, was nach unserem Besuch in Hillside geschehen soll?« fragte sie.
»Das können wir erst
entscheiden, nachdem wir Fischer getroffen haben«, sagte ich. »In dieser Situation
darf man nichts übereilen.«
»Ich habe keine Eile«, sagte
sie. »Wenn nur dieser miese Massenmörder ins Jenseits befördert worden ist,
bevor wir wieder
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