Donavan und die Eurasierin
mit einem angenehmen Wärmegefühl im Magen wieder auf die
Beine. Kaiser richtete sich langsam auf, hielt beide Hände gegen den Bauch
gepreßt und sah plötzlich aus wie ein ganz alter Mann. Das untersetzte
Individuum rührte sich nicht, was nach dem Tritt, den Hicks ihm versetzt hatte,
nicht eben erstaunlich war. Blut floß aus einer Wunde unmittelbar über seiner
Schläfe. Elaine erschien wieder auf der Schwelle und lächelte beglückt.
»Wenn das nicht geklappt
hätte«, sagte sie, »wäre mir immer noch ein Messer im Schlafzimmer geblieben.
Ich hätte ihn kastriert, so wie man Lychees schält.«
»Vielleicht wird mir jetzt
endgültig schlecht«, sagte Daphne in betont beiläufigem Ton.
»Ihr wart beide einfach
genial«, sagte ich. »Mir fehlen die Worte.«
»Kleinigkeit«, sagte Daphne.
»Eine plötzliche Inspiration. Elaine hat natürlich sofort begriffen. Aber
schließlich ist sie ja nicht bloß ein dummes Mannsbild.«
»Wo liegt die Barkasse nun
genau?« fragte ich Kaiser.
»Sie können mich...«, sagte er
äußerst unoriginell.
»Würdest du dein Messer holen,
Elaine?« sagte ich. »Kaiser hält anscheinend etwas von deinen Methoden.«
»Es liegt ganz nahe am Ufer«,
knurrte Kaiser verdrossen. »Ungefähr in anderthalb Meter Wassertiefe. Vielleicht
jetzt, bei Ebbe, noch weniger.«
»Ich glaube, wir sollten es uns
mal ansehen«, sagte ich.
Hicks ging zur Bar, nahm den
Wasserkrug und goß den Inhalt dem untersetzten Individuum ins Gesicht. Der Kerl
prustete und kam zu Bewußtsein, und ich benutzte das Intermezzo, um seine Waffe
vom Boden aufzuheben.
»Ich glaube, wir werfen jetzt
mal einen Blick auf die Barkasse«, sagte ich.
»Du hast doch nichts dagegen,
wenn wir hier auf euch warten, Schätzchen?« fragte Daphne.
»Nicht das geringste.«
Wir nahmen den Wagen der beiden
Kerle, einen drei Jahre alten Lincoln. Ich fuhr, während Hicks neben mir saß
und die beiden düsteren Gestalten auf dem Rücksitz in Schach hielt. Der Strand
war verlassen, als wir den Wagen parkten. Wir gingen zum Wasser, und da lag das
Boot, in rund sieben Meter Entfernung.
»Sehen wir uns die Sache mal
näher an«, sagte ich.
Als wir die Barkasse erreicht
hatten, standen wir etwa bis auf Hüfthöhe im lauwarmen Wasser.
»Donavan.« Kaiser drehte sich
zu mir um. »Was Sie wollen - okay? Eine Partnerschaft zu gleichen Anteilen.«
»Darüber sprechen wir, sobald
wir an Bord der Barkasse sind«, erwiderte ich.
Er drehte sich wieder langsam
um, griff nach dem Schandeckel und begann sich an Bord zu ziehen. Ich drehte
die Pistole in meiner Hand um und gab ihm mit dem Griff einen Schlag auf den
Hinterkopf. Hicks tat dasselbe bei dem anderen Burschen, und ihre Körper
sackten ins Meer zurück.
»Wollen wir sie ersaufen
lassen, Kollege?« fragte Hicks beiläufig.
»Nein«, erwiderte ich. »Steigen
Sie an Bord, dann hieve ich sie Ihnen hinauf.«
Eine Minute später lagen die
beiden Bewußtlosen auf dem Deck. Wir blickten zuerst
in die Kabine. In ihr lagen drei Säcke, und ich hielt es nicht für nötig, ihren
Inhalt zu betrachten. Hicks untersuchte mit großer Vorsicht das Paket, das
dicht neben diesen Säcken lag.
»Verdammt primitiv«, sagte er
schließlich. »Aber es haut hin. Ausreichend Dynamit, um einen QE 2 in die Luft
zu jagen. Und da ist der Zeitzünder, Maximum fünfzehn Minuten. Man braucht ihn
nur einzustellen und den entsprechenden Draht einhängen.«
Wir schafften die beiden bewußtlosen Männer in die Kabine hinab und legten sie neben
die Säcke, die ihre Kameraden enthielten. Dann stellte Hicks den Zeitzünder auf
zehn Minuten und befestigte sorgfältig die Anode. Danach kehrten wir ins
Cockpit zurück, und ich ließ den Motor an. Neben dem Steuerrad lag ein Strick,
mit dem ich es festband.
»Wollen Sie schwimmen?« fragte
ich Hicks.
»Nein«, erwiderte er schnell.
»Ich gehe lieber zu Fuß zurück, danke.«
Er ließ sich an der einen Bootsseite
hinab und begann zum Ufer zurückzuwaten. Ich drückte den Gashebel nach vorn,
und die Barkasse begann sich in einem leichten Bogen vom Ufer zu entfernen. Ich
löste schnell den Strick, drehte das Steuerrad, bis der Meereshorizont genau
vor mir lag, und band es dann wieder fest. Vor mir lag weit und breit keine
Fischerflotte, womit ein großes Problem wegfiel. Ich drückte den Gashebel bis
zum Anschlag durch und sprang dann vom Heck aus ins Wasser. Nach zwei Minuten
schnellen Schwimmens war ich wieder zurück am Ufer. Ich blieb neben Hicks
stehen, und wir warteten
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