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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zurück, um die Altarlampen zu entzünden. Ihr Licht reichte jedoch nur aus, um den Altar und einen kleinen Teil des Bodens davor dem Dunkel zu entreißen. Die Wände lagen nach wie vor in dichtem Schatten. Schließlich trat der Priester an sie heran.
    »Wollt ihr beten?«, fragte er.
    »Verzeih, Priester, aber ich bete nur zu meinem Gott«, sagte Ga-nor leise.
    »Es gibt nur einen Gott. Und es spielt keine Rolle, mit welchem Namen du dich an ihn wendest, ob nun mit Meloth oder mit Ug«, erwiderte Othor ebenso gelassen. »Hören wird er dich in jedem Fall.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass meine Glaubensbrüder deine Auffassung teilen.«
    »Viele von uns Priestern hängen diesem Irrtum ebenfalls an. Doch auch wir sind Menschen, und so liegt es in unserer Natur zu irren, da unterscheiden wir uns nicht von den anderen Kindern Gottes … Ich werde für euch beten.«
    »Dann will ich hoffen, dass du gehört wirst«, sagte Luk und seufzte. »Irgendeine Hilfe könnten wir jetzt nämlich wirklich gut brauchen.«
    Othor ging zum Altar und begann, in einem Singsang Verse aus dem Buch der Schöpfung vorzutragen.
    »Kann ich euch sonst noch helfen?«, fragte er, nachdem er sein Gebet beendet hatte.
    »Ja – mit etwas Wasser.«
    »Das sollt ihr haben.«
    Doch selbst als Othor ihnen etwas zu trinken gab, nahm er ihnen die Fesseln an den Händen nicht ab. Danach blieben die beiden wieder allein. Diesmal für sehr lange Zeit.
    »Da platzt doch die Kröte!«, entfuhr es Luk irgendwann. »Ich komme mir vor wie eine Fliege nach einer Begegnung mit einer Spinne.«
    »Beweg deine Finger, dann lockern sich die Schnüre.«
    »So weit, dass wir uns von den Fesseln befreien können?«
    »Das nicht. Aber wenigstens schlafen deine Hände dann nicht ein.«
    Kaum befolgte Luk Ga-nors Rat, klang das unangenehme Gefühl der Taubheit langsam ab, bis es schließlich ganz verschwand.
    »Ein heißer Shaf!«, bemerkte Luk voller Inbrunst. »Was gäbe ich jetzt für einen Becher heißen Shafs und eine Schale Fleisch. Hast du übrigens gehört, was die gesagt haben? Die Nabatorer sind uns auf den Fersen. Und werden uns schon bald eingeholt haben!«
    »Ich hoffe, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr hier sind.«
    »Ist dir was eingefallen, wie wir hier wegkommen?«
    »Wir müssen die Leoparden einfach von unserer Unschuld überzeugen.«
    »Die Leoparden? Ach so, du meinst diese Ritter! Das sind Männer aus Korunn, oder? Schützen sie den Imperator?«
    »Nein, da verwechselst du sie mit der Garde. Die Leoparden des Imperiums bilden eine der Einheiten der schweren Reiterei. In den letzten sechs Jahren waren sie bei Altz stationiert. Es sind gute Soldaten.«
    »Die aber ihren Meister gefunden haben, sonst wäre es jetzt nicht so ein armseliger Haufen. Was für ein Gemetzel muss bloß hinter ihnen …«
    Luk verstummte mitten im Satz, da im Fenster etwas aufblitzte. Eine Sekunde später hörten die beiden ein durch die Entfernung gedämpftes Donnern.
    »Zieht ein Gewitter herauf?«, fragte Luk.
    »Ich glaube nicht.«
    Von draußen drangen Schreie an ihr Ohr, in die sich mit dumpfem Ton ein Horn mischte. Es rief zu den Waffen.
    Rando träumte von seiner Mutter. Im Traum sah sie genau so aus, wie er sie aus der Zeit in Erinnerung hatte, als sein Vater noch lebte: jung, fröhlich und stets unverzagt. Mit einem glockenhellen Lachen streichelt sie den Welpen ihres grauen, zerzausten Wolfshundes. Der kleine Hund knabbert sanft an den Händen seiner Herrin und versucht, sich unter drolligem Geknurr auf den Rücken zu drehen.
    Das weiße Kleid seiner Mutter strahlt, dass es fast silbrig wirkt. Die feine Perlenkette aus Grohan um ihren Hals nimmt sich eleganter und schöner aus als alle Familienbrillanten. Das dunkelrote Haar funkelt im Sonnenlicht wie das Fell eines Fuchses. Sie scheint aus Luft geschaffen, geradezu zauberisch, ganz wie eine Jungfrau aus den alten Legenden.
    Beseelt genoss Rando ihren Anblick – bis ihn der Schrei des Horns jäh aus dem Schlaf riss. Benommen schnellte er hoch. Im Raum war es dunkel, aus dem Gang fiel mattes Licht herein, vor den Fenstern zuckten im Fackellicht Schatten. Das Horn ertönte noch einmal. Und noch einmal. Der Ritter fasste nach seinem Schwert, stürzte zur Tür hinaus, überwand mit vier Sprüngen die Treppe und stürmte auf die Straße.
    Der Regen hatte endlich aufgehört. Im ganzen Dorf brannten, von den Soldaten entfacht, gewaltige Lagerfeuer.
    »Rando!«, rief Woder, der einen gigantischen Streithammer

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