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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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durchdringenden Gezwitscher der Bootsmannspfeifen, zum Rhythmus der Trommeln und Querpfeifen. Tonwolken schwebten wie weißer Staub über den Marinesoldaten, als sie ihm zu Ehren die Waffen präsentierten. Und da kam auch schon Thomas Herrick mit strahlendem Gesicht herbeigeeilt und ließ die Förmlichkeit verwehen wie Pfeifenton.
    »Kommen Sie nach achtern, Sir Richard«, rief Herrick. Er lächelte schüchtern. »An den Titel habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt.«
    Ich auch nicht, dachte Bolitho, als sie unter die vertraute Poop schritten. Hier hatten Männer die Waffen gegeneinander erhoben und waren gefallen. Dort oben hatten Kugeln Matrosen und Seesoldaten umgemäht, und wo nun zwei kleine Kadetten aufmerksam dem Sailing Master lauschten, war er selbst getroffen worden.
    In der Achterkajüte war es warm, obwohl Fenster und Skylight weit offenstanden. Herrick eilte geschäftig umher.
    »Hier stinkt es nach Farbe und Teer wie auf der Werft von Chatham!«
    Ein Kabinensteward stellte Pokale auf ein Tablett, und Bolitho, dem das Hemd bereits am Leib klebte, setzte sich unters Skylight. Er sah Herrick voller Zuneigung an. Sein Haar war nun graumeliert, und er wirkte fülliger, was vermutlich am Eheleben und den Kochkünsten seiner Dulcie lag. Doch sonst sah er so aus wie früher: die gleichen klaren blauen Augen und die forschende Neugier, wenn er seinen Freund ansah, der früher einmal sein Kommandant gewesen war in einem Krieg, in dem Meuterei eine ärgere Bedrohung darstellte als der Feind.
    »Ich habe den jungen Adam gesehen, als er hier war, Richard.«
    Bolitho nahm einen Pokal vom Tablett. Roter Bordeaux. Mit Herricks Beförderung war auch sein Geschmack besser geworden.
    »Eine schöne Brigg«, fuhr Herrick fort. »Als nächstes bekommt er eine Fregatte, wie er es sich immer erträumt hat. Falls er keine Schwierigkeiten kriegt…« Er machte eine Pause und blickte jäh besorgt drein. »Na, dann trinken wir mal auf dich, mein Freund, und bleibe Fortuna dir treu.«
    Bolitho griff nach seinem Pokal, verfehlte ihn aber und streifte ihn mit der Stulpe. Der Wein floß über den Tisch wie Blut, und als Herrick und der Steward ihm zu Hilfe eilen wollten, sagte Bolitho: »Schon gut, ich komme allein zurecht!« Das klang schärfer als beabsichtigt, deshalb setzte er rasch hinzu: »Entschuldige, Thomas.«
    Herrick nickte langsam und schenkte ihm neu ein.
    »Ich habe natürlich von deiner Verwundung gehört, Richard, und war schockiert.« Er beugte sich vor und schaute Bolitho zum ersten Mal direkt an. »Aber ich kann keinen Schaden erkennen, außer vielleicht…«
    Bolitho senkte den Blick. »Aye, Thomas, außer vielleicht – das sagt alles.« Er leerte den Pokal, ohne es überhaupt zu merken. »So, und nun zu dieser Untersuchung, Thomas.«
    Herrick lehnte sich zurück und musterte ihn ernst. »Die Verhandlung findet morgen hier statt.«
    »Das ist doch alles Mumpitz, Thomas.« Bolitho wäre am liebsten aufgestanden und auf- und abgegangen, wie er es in dieser Kajüte so oft getan hatte. »Mein Gott, du kennst Valentine Keen doch. Er ist ein vorzüglicher Charakter und inzwischen ein hervorragender Kommandant.«
    »Natürlich habe ich ihn nicht vergessen. Schließlich sind wir oft genug miteinander zur See gefahren.« Herrick wurde ernst. »Über die Verhandlung kann ich nicht sprechen, Richard, aber du hast dieses schmutzige Geschäft ja schon selbst erledigen müssen und verstehst das bestimmt.«
    »Nur zu gut. Mein Flaggleutnant hat mir gleich von diesem Besuch abgeraten.«
    Herrick beobachtete ihn besorgt. »Da hatte er recht. Jeder Kontakt zwischen uns könnte als Absprache gedeutet werden. Schließlich sind wir alle Freunde.«
    Bolitho starrte zornig aus den Fenstern. »Wirklich? Ich frage mich langsam …« Herricks verletzter Blick entging ihm. »Als meine Flagge auf der
Benbow
wehte und du das Kommando hattest, war der junge Keen Kommandant der
Nicator.«
Hastig fuhr er fort: »Als wir dann nach Westindien fuhren und um diese verdammte Insel kämpften, gab Val ein größeres Schiff auf, um die
Achates,
einen kleinen Vierundsechziger, zu übernehmen, weil ich ihn gebeten hatte, mein Flaggkapitän zu sein.«
    Herrick packte die Tischkante. »Ich weiß, Richard, ich weiß. Doch das ändert nichts an der Tatsache, daß wir hier eine Verhandlung zu führen haben. Ohne den entsprechenden Befehl würde ich kein Wort mehr darüber verlieren.«
    Bolitho war bemüht, sich zu entspannen. Seit seiner Verwundung schien ihm

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