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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Ich soll hier warten, bis sie mich zum Verhör holen.«
     
    Sandi Sjøqvist sitzt auf ihrem Stuhl
mit dem Rücken zur Kamera. Die Tochter hält es offensichtlich vor Erregung nicht
mehr auf ihrem Platz. Sie stellt sich direkt neben den Stuhl ihrer Mutter, ballt
ihre Hände zu Fäusten. Mit zusammengepressten Lippen ringt sie nach Worten. Swensen
beobachtet jede Regung auf dem Bildschirm, als würde er gleich in das Gerät hineinklettern.
Es ist nur der schwere Atem von Freja Sjøqvist zu hören. Einen Augenblick wirkt
die Szenerie eingefroren, dann entlädt sich die aufgestaute Energie in ihrer schrillen,
sich fast überschlagenden Stimme.
     
    »Du hast mich angelogen, Mutter,
jahrelang! Jedes Mal hast du mich angelogen, immer wenn ich dich gefragt habe! Warum
hast du mir das angetan? Warum?«
    »Wovon redest
du, Kind?«
    »Von meinem
Vater, diesem ewigen Gespenst, den es für mich immer gegeben hat, aber der nie eine
Gestalt hatte. Kein Foto, keine Beschreibung, eben ein Gespenst. Mein Vater hat
dich angeblich vor meiner Geburt verlassen! Aber das ist eine Lüge, gib es endlich
zu!«
    »Dein Vater
… dein Vater hat mich verlassen, als ich schwan …«
    »Hör endlich
auf damit, Mutter! Ich weiß wer mein Vater …, mein Vater ist ein Frauenschänder!«
    »Das ist
doch Unsinn! Wer hat dir das eingeredet?«
    »Bei der
Polizei gibt es eine Akte, darin wird das bestätigt!«
    »Hast du
die Akte gesehen?«
    »Nein!«
    »Siehst
du, die denken sich etwas aus, um dich zu verunsichern. Du solltest deiner Mutter
glauben, nicht diesen deutschen Polizisten!«
    »Und was
ist damit, dass wir mit der Familie von Oleander verwandt sein sollen? Hat die Polizei
sich das auch ausgedacht?«
    »Das ist
alles Unsinn! Sie wollen uns auseinander bringen!«
    »Warum hat
Großmutter sich umgebracht?«
    »Das weiß
ich nicht, Kind. Woher soll ich das wissen.«
    »Du weißt
mehr, als du mir sagen willst! Ich will endlich die Wahrheit erfahren!«
    »Großmutter
hat der Krieg unglücklich gemacht. Das waren schwere Zeiten damals, glaub mir, Kind.
Sie hatte Kummer, mochte einfach nicht mehr leben.«
    »Sag die
Wahrheit. Du bist gar nicht das Kind vom Großvater. Großvater war schon uralt, als
ich noch ein kleines Mädchen war. Schon damals hatte ich immer das Gefühl, dass
er nicht mein Großvater sein kann. Alle anderen Kinder hatten viel jüngere Großväter.«
    »Du bildest
dir etwas ein. Als Kind sieht man die Welt mit anderen Augen.«
    »Ich hab
mehr verstanden, als du glaubst. Mir ist nicht entgangen, dass du deinen Vater nie
wie einen Vater behandelt hast, Mutter!«
    »Was weißt
du von damals. Wir haben es nicht gelernt, unsere Gefühle zu zeigen!«
    »Weil überhaupt
keine Gefühle da waren, Mutter! Du hattest keine Gefühle für deinen Vater, weil
er nicht dein Vater war. Jetzt rede endlich! Was bedeutet der Brief, den diese Nonne
aus Deutschland geschrieben hat? Von wem wurde meine Großmutter vergewaltigt?«
    »Deine Großmutter
wurde nicht vergewaltigt!«
    »Doch, Mutter!
Man hat einen DNA-Test von mir machen lassen und mit Oleanders DNA verglichen. Ich
bin mit ihm verwandt. Das bedeutet, du kannst nur das Kind von Oleanders Großvater
sein. Das erklärt auch endlich den Brief dieser Nonne. Sie hat gewusst, was du schon
jahrelang geahnt hast. Das stimmt doch, oder? Du hast mir nur Lügen erzählt, jahrelang!
Ich hasse dich, hast du gehört? Ich hasse dich!«
    »Du wagst
es, so mit mir zu reden, Freja! Du undankbarer Bastard! Du hast nicht die geringste
Ahnung von dem, was hier in Dänemark passiert ist. Und es hat dich auch nie wirklich
interessiert. Du hast mich allein zurück gelassen. Es war dir völlig egal, was aus
mir wird. Bist lieber in der Weltgeschichte herumgereist, hast dich nur amüsiert,
und mit wem, das war dir gleichgültig.«
     
    Der Hauptkommissar hätte jetzt gerne
in das Gesicht der Mutter gesehen, doch die Kameraperspektive gibt nur ihre Rückseite
preis. Die Frau sitzt mit einer seltsamen Steifheit auf ihrem Stuhl, als würde ein
hölzernes Tragjoch mit zwei Wassereimern auf ihren Schultern liegen, die sie bisher
ohne zu murren durch ihr Leben getragen hat. Das erste Mal scheint sie sich dagegen
aufzulehnen. Wie eine Explosion brechen ihre Vorwürfe hervor.
     
    »Wenn es dir gepasst hat, bist du
nach Hause gekommen und hast dich mit mir gestritten. Wer dein Vater ist, warum
du ihn nicht kennenlernen kannst. Und ich? Sollte ich dir etwa zwischen Tür und
Angel erzählen, dass ich vergewaltigt worden bin?

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