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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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und beiläufig die kleine Kuhle des Bauchnabels, um dann noch
tiefer in den lockigen Haarbusch einzudringen. Aus dem Delta der fleischigen Blütenblätter
strömt ein schwerer süßlicher Geruch. Dann wieder das schallende Gelächter, das
seine Lust verhöhnt. Der große Kilian lacht in seinem Nacken, scheucht seine entflammten
Gefühle zurück in seine eiskalten Gedanken.
    Der bestialische
Gestank von Fischmehl dringt durch die Ritzen des Wagens, weht von der Fischfabrik
herüber und unterbricht sein eifersüchtiges Nachsinnen. Der herbe Geruch liegt wie
ein klebriger Ölfilm über der ganzen Stadt, Oleander kann ihn auf der Zunge schmecken.
Am Schild ›Bunkermuseum‹ biegt Freja ab, steuert auf den Parkplatz, und sie steigen
aus. Am Wegrand liegt ein Kanonenphallus auf zwei Betonstelen, deutet in blitzsauberem
Grau zum blauen Himmel.
    Feuer frei!
    Er blickt
Freja an, sie lächelt und drückt seine Hand. Er bleibt vor dem Geschützrohr stehen,
betrachtet es aus der Nähe.
    »Ein gigantisches
Teil! Ist das eine von diesen Kanonen?«
    »Nein, die
hat man in den 50ern in Stücke zerteilt und umgeschmolzen.«
    »Eine Nachbildung?«
    »Nein, die
sollte in der Batterie ›Tirpitz‹ einsetzt werden, in der Nähe von Blåvand. Dort
wurde sie aber nie montiert, lag lange Jahre im Hof des Tøjhusmuseums in Kopenhagen
herum.«
    Ein Reisebus
kommt auf das Gelände gefahren, und aus den Türen stürmen dänische Mädchen und Jungen
mit lautem Gejohle auf die Kanone zu. Während der Lehrer sie mit deutscher Vergangenheit
zu bändigen versucht, räumen Oleander und Freja den Platz, flüchten zum Glasbau
des Museums, vorbei an einer kleineren Feldhaubitze und einem Spalier von Panzersperren
aus gekreuzten Winkeleisen. Freja kauft die Eintrittskarten, aber die Exponate hinter
den großen Panoramascheiben langweilen Oleander, haben nichts mit ihm zu tun. Die
Uniformen, hundertmal in Kriegsfilmen gesehen, wirken so wenig abschreckend wie
Vogelscheuchen auf Vögel. Selten steigt ein beklemmendes Gefühl in ihm auf, doch
manchmal reicht eine Kleinigkeit, ein banales Hinweisschild, das auf Deutsch warnt:
Wer feste Kraftstoffe für andere Zwecke als zum Motorenbetrieb verwendet, gefährdet
die Einsatzbereitschaft der Truppe und hat mit schwerster Strafe – unter Umständen
mit Todesstrafe – zu rechnen.
    Am Ende
des Rundgangs, vorbei an ausgedienten Seeminen, Funkanlagen und Flugabwehrgeschützen,
hat sie ihn besiegt, die Vergangenheit, hängt wie ein Klotz am Bein, der ihm nur
hinderlich ist. Erst das Modell der großen Geschützanlage weckt seinen Spieltrieb.
Per Knopfdruck kann der Turm gedreht und die Kanone in Stellung gebracht werden.
Freja wirft ihm einen verstörten Blick zu, irritiert von seinem plötzlichen Gefallen
am Kriegspielen.
    Eine schräge
Rampe führt in den Bunkerbau, der sich unter der Erde befindet.
    »Das ist
der Gang in die deutsche Dunkelheit«, feixt Oleander süffisant zu Freja, die sich
an ihn schmiegt. Vor ihnen schleppt ein dänischer Museumsbegleiter eine Gruppe Schaulustige
durch die Betonwohnräume, Sanitäranlagen, Maschinenräume und Munitionsbunker. Freja
und Oleander folgen den Leuten in einiger Entfernung und landen in einem Geschützbunker,
in dem mannsgroße Granaten lagern.
    »Die Besatzungsstärke
mit Funktionspersonal betrug 112 Mann«, übersetzt Freja leise die Worte des Begleiters.
»In dem Raum, in dem wir uns befinden, lagen höchstens 65 Schuss. Der Rest wurde
aus Sicherheitsgründen separat gelagert. Für das Geschütz dieser Batterie wurde
extra das sogenannte ›Siegfried-Geschoss‹ entwickelt. Es war nur 500 kg schwer und
erreichte mit der Treibladung eine Reichweite von 55.000 Metern.«
    Plötzlich
ist die Gruppe durch eine Türöffnung in der Mauer verschwunden. Freja und Oleander
eilen hinterher und kommen in den inneren Kreis der Kanonenstellung, in dessen Mitte
ein runder Betonsockel hervorragt, auf dem sich vermutlich einmal das Geschütz gedreht
hat.
    »Die Kesselbettung
hat einen Durchmesser von 30 Metern. Der Geschützbunker ist über 7.000 qm groß und
die Wandstärke des Betons beträgt 3,5 Meter. Mit einer Schmalspurbahn, die gleich
zu einer Rundfahrt bereitsteht, wurde die Munition zum Geschütz transportiert, an
Ketten befestigt und von hinten zum Geschützrohr hinaufgehievt.«
    Freja dolmetscht
den Monolog. Oleander lehnt mit dem Rücken am grauen Beton, schließt die Augen und
genießt die warme Sonne. In seinem Kopf sucht er nach den Bildern, die sich

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