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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Systemwechsel, d.h. die Aufhebung des bisherigen verfassungsmäßigen
Regierungssystems in Dänemark würde alle Hemmungen der dänischen Bevölkerung beseitigen
und ihren allgemeinen passiven und z.T. aktiven Widerstand gegen die Besatzung auslösen.
    II. Ohne die Notwendigkeit
eines Systemwechsels in der deutschen Lenkung Dänemarks heraufzubeschwören, können
die folgenden Maßnahmen eingeleitet werden, die geeignet sind, für eine spätere
totale Lösung der Judenfrage in Dänemark den Boden vorzubereiten:
    1) Systematische
Entfernung aller Juden aus dem öffentlichen Leben – Staatsdienst, öffentliche Körperschaften,
Presse usw. –, indem sie einzeln der dänischen Regierung als für eine Zusammenarbeit
untragbar erklärt werden;
    2) systematische
Entfernung aller Juden aus dem deutsch-dänischen Wirtschaftsverkehr, indem bei deutschen
Aufträgen zur Auflage gemacht wird, dass an der dänischen Firma keine Juden beteiligt
sein dürfen;
    3) einzelne Zugriffe
gegen Juden durch die deutsche Exekutive mit der Begründung politischer oder krimineller
Vergehen. Zur Vorbereitung einer späteren totalen Lösung der Judenfrage in Dänemark
wird im übrigen von meiner Behörde eine Übersicht über die hier ansässigen Juden
geschaffen werden, auf Grund derer später weitere Maßnahmen veranlasst werden können.
Die Gesamtzahl wird nach meiner Schätzung verhältnismäßig gering sein; nach meinem
gegenwärtigen Überblick dürfte es sich um etwa 6.000 Köpfe handeln. Diese geringe
Zahl und die Konzentration der meisten Juden in der Stadt Kopenhagen wird die spätere
Lösung erleichtern.«
     
    Reichsbevollmächtigter,
SS-Obergruppenführer,
    Dr. Werner Best
     
    Aases Mutter reckt den Hals. Sie
steht auf der Holztreppe der Baracke und wippt ungeduldig mit dem rechten Fuß. Endlich
kommt das Mädchen mit dem Eimer in Sicht. Er ist so schwer, dass sie ihn mehrmals
von einer in die andere Hand wechseln muss.
    »Wo bleibst
du denn nur, Aase? Beeil dich, die Suppe wird noch kalt!«, ruft die Mutter der Tochter
von weitem entgegen.
    Aase schleppt
das Wasser ins Haus, stellt es ab, schaut ihre Mutter an und fragt: »Was ist ein
Jude?«
    »Wie kommst
du denn darauf?«, fragt die Mutter verwundert.
    »Beim Wasserholen
hat eine Frau gesagt, Herr Rosen ist ein Jude. Ist Herr Rosen kein Däne, Mutter?«
    »Doch, Aase,
natürlich ist Herr Rosen ein Däne.« Die Mutter kniet sich vor Aase hin und schaut
ihr in die Augen. »Jude ist man, wenn man zu einer Religion gehört. Wir sind Christen
und Herr Rose ist Jude. Aber wir sind alle Dänen. Das ist alles, Aase. Wir sind
einfach alle Dänen!«
    »Die Frau
hat aber gesagt, die Deutschen mögen die Juden nicht.«
    »Und wir
Dänen, ob Christen oder Juden, mögen die Deutschen nicht, weil sie einfach in unser
Land gekommen sind.«
    »Ich möchte,
dass die Deutschen weggehen und wir wieder in unserem Haus wohnen.«
    »Das dauert
nicht mehr lange, Aase. Und wenn sie weg sind, gehen wir wieder nach Hansted in
unser Haus zurück.«
    »Wie lange
noch?«
    »Das weiß
ich nicht genau, Aase, aber nicht mehr lange! So, und jetzt setzt du dich an den
Tisch und isst deine Suppe.«
    Die Mutter
stellt der Tochter den dampfenden Teller hin. Der Kohlgeruch steigt Aase in die
Nase. Kohlsuppe schmeckt nicht gut. Sie mag lieber Fisch, aber den gibt es nicht
mehr, seitdem der Vater bei den Deutschen arbeitet. Aase stochert unwillig in den
weichen Blättern herum und blickt neugierig auf, als es an die Tür klopft.
    »Du isst
deine Suppe!«, sagt die Mutter mit einem scharfen Blick, öffnet, geht mit einem
»Herr Rosen, meine Tochter hat mir schon erzählt, dass Sie jetzt auch hier sind«
nach draußen und schließt die Tür hinter sich. Aber Aase kann trotzdem alles hören,
was sie miteinander sprechen.
    »Hansted
ist bis auf das letzte Haus geräumt, Frau Stræde. Ich musste meinen Laden zumachen.
Meine Frau und ich wissen nicht, wovon wir leben sollen. Ich verhandle noch immer
mit der Behörde um eine Entschädigung. Die wollen nur eine Erstattung anhand meiner
Jahresumsätze vor 1940 leisten. Wenn mein Gespartes verbraucht ist, was mach ich
dann?«
    »Es werden
überall Bunker gebaut, Herr Rosen. Mein Mann arbeitet auch auf einer dieser Baustellen.«
    »Aber solch
schwere Arbeit schaffe ich nicht mehr, Frau Stræde, dafür bin ich zu alt.«
    »Es gibt
auch leichte Arbeit, Herr Rosen. Sie suchen Leute, die Strandhafer auf die Bunker
pflanzen, damit sie getarnt sind. Oder Faschinen herstellen, für die

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