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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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man das in Nordfriesland, so’n Spitzeninfall!«
    »Mit Eiergrog!«
    »Goot! Ihr
seid richtig plietsche Kerle.«
    Keine fünf
Minuten später ist die junge Bedienung mit zwei Gläsern zurück. Der gelbe Eischaum
steht wie eine Bierblume über dem Rand. Wilhelm schiebt das heiße Rumgetränk den
beiden Kriminalisten vor die Hände und haut Hollmann sofort auf die Finger, als
der unbedarft den Teelöffel herausziehen will.
    »Hier hört
man mir erst mal zu, bevor man alles falsch macht, klar? Also, den Löffel erstmal
am Boden belassen und in kreisenden Bewegungen ganz langsam durchziehen, mit Gefühl.
Löffel raus, ablecken von beiden Seiten, den Stängel auch. Und jetzt legt ihr den
Löffel mit der Spitze auf den Bierdeckel. Und da bleibt er liegen, nicht mehr anrühren
bis am Ende zum Auskratzen. Alsdann nehme jeder das Glas in die Hand, führe es zum
Munde. Die Oberlippe nach vorne. Man lege sie großflächig über den Rand und entnehme
zwei Zentimeter vom Inhalt. Na los, hoch mit dem Glas und saugen. Die zwei Zentimeter
im Mund behalten und schön durchkauen. Zeit lassen, denn das ist der schönste Schluck
vom Eiergrog. So, und danach könnt ihr ihn ohne weitere Hilfe von mir in aller Ruhe
austrinken.«
     
    Der zweite Grog war einer zuviel,
denkt Swensen und sucht in der Jacke nach seiner Brieftasche. Er spürt am unbeholfenen
Gang, dass er doch ziemlich beschwipst ist. Nachdem er mit Mühe bezahlt hat, klettert
er ins bestellte Taxi und versackt auf der Rückbank. Die Fahrt geht durch die klare
Nacht, unter dem Himmelsrasen entlang, den erblühten Sternen und der Milchstraße
mit den Milliarden Gänseblümchen. Der Mond hängt eiergrogfarben über dem Reetdachhaus
in Witzwort. Swensen tänzelt übermütig durch den Garten zur Haustür hinauf, mit
sich im Reinen, dass sein Wagen bei Wilhelm steht und Peter ebenfalls ein Taxi genommen
hat. Der Schlüssel will nicht ins Schloss passen, als sein Handy klingelt. Er bricht
den Versuch ab, setzt sich auf die Steinstufe und fingert das Gerät heraus.
    »Swensen,
fast daheim«, albert er mit schwerer Stimme.
    »Ich bin’s!
Was ist mit dir? Wieso bist du fast daheim?«
    »Weil ich
vor der Haustür sitze, einen im ›T‹ habe und mit dir rede, obwohl du in Wien bist«,
kichert der Hauptkommissar.
    »Jan Swensen!
Was ist da los, wenn ich nur kurz mal weg bin?«
    »Dann bin
ich auch mal kurz weg, bei Wilhelm, mit Peter, auf einen Eiergrog, oder auch zwei!
Und du? Tanzt der Kongress?«
    »Nein! Hier
ist alles nüchtern und trocken, dafür aber höchst spannend. Heute war ich auf einem
Vortag über Traumaheilung und Stammhirnaktivitäten.«
    »Ich glaub,
jetzt werde ich wieder nüchtern.«
    »Einen Vortrag
von Peter Levine, der Mann hätte dich bestimmt interessiert. Er ist Amerikaner und
stützt seine Thesen auf buddhistische Übungen der Achtsamkeit. Aber das erzähl ich
dir, wenn ich wieder in Witzwort bin.«
    »Ich danke
dir, Anna!«
    »Wie war
dein Tag, Schnüffelhase?«
    »Ich bin
im Moment nicht in der Lage, klare Gedanken zu fassen, Schatz.«
    »Okay, okay,
ich ruf wieder an, wenn du ausgeschlafen bist! Gute Nacht«
    »Danke,
Schatz, wünsch ich dir auch.«
    Der Hauptkommissar
startet einen erneuten Versuch, die Tür zu öffnen. Diesmal klappt es auf Anhieb.
Im Schlafzimmer öffnet er das Fenster. Frische Luft strömt herein, während er sich
auszieht und auf der Bettkante hockt. Sein Kopf hämmert. Er schleicht in die Küche,
nimmt ein Aspirin mit einem großen Glas Wasser und fühlt sich langsam wieder klarer.
    Das ist
der Fluch von Hoyerswort, geistert es durch seine Gedanken, als er eine Stunde später
noch immer mit offenen Augen im Bett liegt und sich hin und her wälzt. Er setzt
sich auf, schaut durch das Fenster in die Nacht. Das Herrenhaus von Hoyerswort erscheint
in seiner Vorstellung, sein weißgetünchter Treppengiebel und der kleine Turm an
der Seite. Er sieht seinen Finger, wie er die Türklingel drückt.
    »Hauptkommissarin
Haman und Hauptkommissar Swensen möchten mit Herrn Kreuzhausen sprechen.« Er zeigt
dem Bediensteten, der ihn mustert, seinen Dienstausweis.
    »Der Herr
Fregattenkapitän möchte heute keinen Menschen empfangen«, sagt der unwirsch.
    »Das trifft
nicht auf Kriminalbeamte zu, die in einem Mordfall ermitteln«, stellt Swensen mit
ruhiger Stimme fest.
    Ohne ein
weiteres Wort bringt der Mann im Livree sie in einen schummrigen Raum, in dem Bücherregale
bis an die Decke reichen. Der Fregattenkapitän sitzt neben einer Leselampe in

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