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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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einem
Ohrensessel. Im ersten Moment traut Hauptkommissar Swensen seinen Augen nicht. Der
alte Mann, der am gestrigen Abend resolut und körperlich fit gewirkt hat, scheint
über Nacht um Jahre gealtert zu sein. Sein Gesicht ist aschfahl, die wässrigen Augen
wirken verschleiert. Auf den Schläfen treten knotige, blaue Adern hervor. Die Hände
sind bleich wie Pergament. Ein gequälter Ausdruck huscht über die blutleeren Lippen,
als er sich nur mühevoll erhebt und mit großer Anstrengung gerade aufrichtet.
    »Es gibt
anscheinend keinerlei Anstand mehr in den Reihen der Polizei!« Die Stimme hat die
alte Schärfe, die Swensen bereits erlebt hat. »Sie würden sonst die Höflichkeit
besitzen, in einem geeigneteren Moment in meinen Räumen zu erscheinen. Ist es nicht
schon schrecklich genug, was meiner Familie widerfahren ist? Können Sie nicht warten,
bis man Sie rufen lässt?«
    »Sie haben
mein tiefstes Mitgefühl, Herr Kreuzhausen, aber dafür haben wir keine Zeit«, entgegnet
Swensen unbeirrt. »Um ein Verbrechen aufzuklären, kommt es in den ersten Tagen auf
jede Minute an.«
    »Ja dann
…, in Herrgotts Namen, was wollen Sie hier?«
    »Können
Sie sich vorstellen, wer Ihrem Enkel das angetan haben könnte?«
    »Diese verrottete
Gesellschaft hat ihm das angetan, der es an moralischen Werten fehlt, die keine
Treue und Gehorsam mehr kennt. Immer wenn es an Wahrhaftigkeit fehlt, nimmt die
Niedertracht den Raum ein. Deswegen hat Deutschland den Krieg verloren. Ich weiß,
wovon ich rede, ich lebe seit Jahren in einem Haus, in dem es ein Blutzeichen gibt.
Wenn der Sittenverfall nicht gestoppt werden kann, rüttelt der alte Fluch von Hoyerswort
an den Grundpfeilern der Gesellschaft.«
    »Der Fluch
von Hoyerswort?«, fragt Swensen irritiert, erstaunt darüber, dass so ein alter Kämpfer
an Flüche zu glauben scheint. »Sie reden von einem Gespenst oder so was?«
    »Nein, er
redet vom Teufel!«, sagt Silvia Haman trocken. »Es geht um die alte Bauerngeschichte
von dem Teufel und der Tänzerin.«
    »Das ist
keine alte Bauerngeschichte.« Die Stimme des Fregattenkapitäns klingt brüchig. »Mein
Enkel ist tot, der Teufel war wieder hier, hier auf Hoyerswort! Man hat ihn gewarnt,
meinen Großvater, als er das Schloss unbedingt kaufen wollte. Das war lange bevor
ich geboren wurde. Da haben die Bauern der Umgebung ihm damals schon prophezeit,
das Schloss würde Unheil bringen. Und jetzt ist es passiert!«
    »Das ist
Eiderstedter Spökenkram«, versucht Swensen, den alten Mann in die Realität zurückzuholen.
»Das hat mit Ihrem Enkel nichts zu tun, der ist nicht vom Teufel ermordet worden.«
    »Und der
Zusammenhang? Das ist kein Zufall!« Kreuzhausens Augen haben einen irrealen Glanz,
seine aufrechte Haltung ist verschwunden.
    »Welchen
Zusammenhang meinen Sie?«, fragt Swensen vorsichtig.
    »Der Leutnantshof,
mein Geschenk zur Hochzeit meiner Tochter! Einige Monate später hat sie am Stall
eine Grabplatte gefunden. Margareta Hans steht auf dem alten Stein, am 25. Dezember
1614 mit 18 Jahren gestorben. Margareta Hans ist die Tänzerin von Hoyerswort. Mein
Enkel wurde auf dem Leutnantshof geboren, und jetzt ist er vor Hoyerswort gestorben.«
    »Jetzt läuft
mir doch eine Gänsehaut über den Rücken«, flüstert Silvia Haman.
    »Fängst
du auch noch an! Das ist nur eine erdachte Geschichte!«, würgt Swensen seine Kollegin
ärgerlich ab.
    »Aber das
sind doch schon merkwürdige Parallelen.«
    »Schluss
mit dem Unsinn! Wir ermitteln in einem Mordfall!«, sagt Swensen scharf und beobachtet
den Fregattenkapitän aus dem Augenwinkel, dem sein Diener gerade ein halb volles
Glas Wasser vom Beistelltisch reicht, welches er in kleinen Schlucken austrinkt.
    »Geht es
Ihnen gut, Herr Kreuzhausen? Sind Sie in der Lage weiterzumachen?«
    »Ich war
Führungsoffizier!«, sagt der matt und stützt sich auf die Lehne seines Ohrensessels.
    »Ihre Tochter
sagte uns, Sie waren Kommandeur einer Minentaucherkompanie in Eckernförde?«
    Der Fregattenkapitän
starrt den Hauptkommissar an, sagt aber kein Wort.
    »Hatten
Sie während Ihrer Dienstzeit irgendwelche Meinungsverschiedenheiten oder Probleme
mit Untergebenen?«
    »Was sind
das für Fragen? Nennen Sie das Ermittlungen?«
    »Ihr Enkel
ist mit einer Druckluft- oder Gasdruckharpune getötet worden. Ich nehme an, dass
die Rekruten in Ihrer ehemaligen Einheit an solchen Waffen ausgebildet wurden.«
    »Mir ist
schwindelig, Martin!«, sagt Kreuzhausen und lässt sich von ihm dabei helfen, sich
in den

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