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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Lächeln, was sein bereits vorhandenes Gefühl von Unwissenheit noch
vertieft.
    »Harpunen?
Meine Männer sind keine Sporttaucher, wir sind Elitesoldaten! Seit 1976 verwenden
wir für den Unterwasserkampf unsere HK P11. Das ist eine Gasdruckwaffe, die zwölf
Zentimeter lange Pfeile verschießt. Das Besondere dieser Waffe ist die Bündelung
von fünf Läufen. Dadurch können fünf Pfeile nacheinander abgeschossen werden.«
    »Wegen solcher
Pfeile bin ich gekommen, die Spurensicherung braucht Vergleichspfeile. Ich würde
gern einen davon mitnehmen.«
    Die Augen
des Offiziers bleiben kalt und stechend. Der Hauptkommissar spürt eine Ablehnung,
die sich nicht allein auf seinen Wunsch zu beziehen scheint. Er hat vielmehr den
Eindruck, es gehe um seine Person, dass er eben nur Zivilist ist und kein Militärangehöriger.
    »Das kann
ich nicht entscheiden, Herr Hauptkommissar, das wird auf dem Dienstweg beschieden.
Ihre Behörde muss in der Sache einen Antrag beim Verteidigungsministerium stellen.«
    »Muss ich
auch einen Antrag stellen, wenn ich Sie nach dem Wirkungsbereich von Fregattenkapitän
Kreuzhausen befragen möchte?«
    »Der Herr
Fregattenkapitän ist schon seit Jahren nicht mehr Kommandeur unserer Einheit, was
sollte es da noch für Fragen geben?«
    »Ob Sie
ihn noch persönlich gekannt haben, zum Beispiel?«
    »Aber ja,
ich gehöre zum alten Inventar des Standorts.«
    »Dann wissen
Sie sicher, ob es zu Zeiten des Herrn Fregattenkapitäns irgendwelchen Ärger um seine
Person gegeben hat. Hat er sich Feinde gemacht? Gab es Personen, die auf ihn nicht
besonders gut zu sprechen waren?«
    »Der Feind
ist nicht unseresgleichen, der Feind gefährdet die Sicherheit Deutschlands. Hier
gibt es Meinungsverschiedenheiten, und die regeln wir unter uns. Kameraden sind
keine Feinde.«
    »Gab es
Meinungsverschiedenheiten, besonders in Bezug auf den Fregattenkapitän Kreuzhausen?«
    »Herr Fregattenkapitän
ist ein verdienter Offizier, ein alter Kämpfer. Er hat unter Adenauer die Bundeswehr
neu aufgebaut, da spielen Lappalien keine Rolle.«
    »Ich sorge
auch für die Sicherheit in Deutschland, Herr Korvettenkapitän. Ich mache es auf
meine Art, indem ich Fragen stelle. Was sind für Sie Meinungsverschiedenheiten?
Ich brauche eine Auskunft, die ein normaler Kriminalbeamter mit nach Hause nehmen
kann. Und bedenken Sie, es geht dabei um einen Mordfall. Der Enkel von Herrn Kreuzhausen
ist ermordet worden!«
    Swensen
sucht den Augenkontakt. Der Fregattenkapitän lächelt, es ist nicht ersichtlich,
ob es freundlich oder ironisch gemeint ist.
    »Es gab
eine Art Skandal, eine kleine Sache, nicht der Rede wert. Aber die Polizei will
anscheinend selbst Banalitäten wissen.«
    Swensen
nickt. Langes Schweigen.
    »Eine Lappalie,
wie gesagt, kurz bevor der Herr Fregattenkapitän seinen Dienst in der Truppe quittierte.
Er hat auf einer Feier im Offizierskasino, natürlich nur im privaten Rahmen, vom
›Jüdischen Aussaugesystem‹ gesprochen. Das ist irgendwie an die Öffentlichkeit geraten,
und die Gazetten haben versucht, ihm einen Strick daraus zu drehen.«
    »Aber diese
angebliche Lappalie muss doch der Presse gesteckt worden sein. Das dürfte doch reichen,
um von Feindschaft in den eigenen Reihen zu sprechen.«
    »Das ist
übertrieben! Das war irgendein Kameradenschwein, so was kommt vor! Aber wer es gewesen
ist, ist nie herausgekommen! Liegt auch schon 20 Jahre zurück, das ist Schnee von
gestern, Herr Hauptkommissar.«
     
    »Die Seele ist ein Lebensgeist und
wohnt im Blut. Seele bedeutet Rasse von innen gesehen.« Originalsätze des Heinrich
Kreuzhausen. Swensen hat sie nach seinem Besuch bei der Bundeswehr in den Presseberichten
gefunden, die im Zusammenhang mit der Aussage vom ›Jüdischen Aussaugesystem‹ erschienen
waren. Eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut. »Der Sinn, dass unsere Toten
des Weltkriegs nicht umsonst gefallen sind, kann nur in einer geistigen Wiedergeburt
Deutschlands liegen.«
     
    Das Geräusch von Schritten holt
den Hauptkommissar zurück. Er schlägt die Augen auf und sieht über den Friedhof.
Direkt im Blickfeld, auf der Familiengruft der Kreuzhausens, steht ein aufragender
Obelisk. Die Schritte gehören zu der Journalistin Maria Teske, die auf genau diese
Ruhestätte zumarschiert. Sie hat einen Fotografen im Schlepptau, und das Zeitungspärchen
duckt sich in den Schatten einer mächtigen Eiche. Während die Journalistin telefoniert,
sucht der Fotograf offensichtlich nach einer Position, um

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