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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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könnte. Doch bevor er zu einem Ergebnis kommt, hat
Silvia die Handynummer bekommen. Sie verlassen das Bankgebäude, steigen in den Dienstwagen
und während Swensen den Motor anwirft, hat die Hauptkommissarin den gesuchten Bieling
bereits am Apparat. Das Gespräch dauert nicht lange, einige Fragen, danach sagt
die Kriminalistin nur knapp »Bockholmwik, wir müssen nach Bockholmwik.«
    Swensen
macht ein fragendes Gesicht, sagt aber nichts
    »Irgendwo
an der Förde, halt dich in Richtung Glücksburg. Ich schau kurz auf die Karte.«
    Die Kriminalistin
zieht eine Schleswig-Holstein-Karte aus dem Türfach. Geknister und ellenlanges Falten
setzt ein.
    »Wieso sprichst
du eigentlich so gut Dänisch?«, fragt Swensen, während er den Dienstwagen von Ampel
zu Ampel durch die Stadt steuert.
    »Von Glücksburg
aus müssen wir über die Rüder Strasse bis nach Rüde, weiter über die Bockholmwiker
Straße bis nach Bockholmwik«, vermeldet Silvia ihr Kartenstudium.
    »Dein Dänisch,
wo hast du das gelernt«, wiederholt Swensen.
    »In Nykøbing.«
Silvia scheint einen Moment innerlich damit zu ringen, wie viel Privatleben sie
preisgeben möchte, plaudert dann aber frisch drauflos. »Sieben Jahre, bis ich zehn
war, bin ich dort aufgewachsen.«
    »Ehrlich?
Wir kennen uns jetzt schon solange, aber davon habe ich nichts mitbekommen.«
    »Das war
meine Kindheit! Ich weiß auch nicht, was du mit 10 Jahren gemacht hast.«
    »Da habe
ich irgendwo in Husum gespielt.«
    »Ich bin
aus Schleswig. Mein Vater ist nach meiner Geburt abgehauen. Meine Mutter hat einen
Dänen aufgerissen und ist mit ihm nach Dänemark. Sieben Jahre hielt die Sache, dann
sind wir nach Schleswig zurück.«
    »Und Dänemark,
wie war das für dich?«
    »Nicht richtig
toll, glaube ich. Zumindest gibt es schreckliche Erinnerungen, die ich nicht vergessen
habe, Einkäufe mit meiner Mutter zum Beispiel, furchtbar! Ich erinnere mich noch
genau an den Gemüsehändler in der Østergade oder den Bäcker am Enighedsvej. Wenn
wir in den Laden kamen, war es immer schlagartig still. Die Leute starrten uns an
und drehten sich dann weg. Alle wurden bedient, nur uns ließ man warten. Einmal
hat meine Mutter wie eine Furie die Verkäuferin beschimpft, auf Deutsch: Sie blödes
Sommersprossengesicht, ich will nur ein Vollkornbrot. Da haben sie uns alle ausgelacht,
und ich hab mich furchtbar geschämt.«
    »Aber du
hast Dänisch gelernt, das ist doch nicht schlecht.«
    »Für Urlaub
in Dänemark reicht es aus!«
    »Und für
Ermittlungen auch!«
    Den Rest
der Fahrt versinken sie in Schweigen. In Rüde folgt Swensen dem Schild in Richtung
Bockholmwik, es geht an einer größeren Waldschonung vorbei. Bis ins Wageninnere
riecht es nach Meer. Am Yachthafen findet Swensen einen Parkplatz, der wegen des
stürmischen Wetters nur mäßig belegt ist. Gegenüber steht ein Wagen mit Surfbrett
auf dem Dachträger. Die Heckklappe ist geöffnet und ein breitschultriger Mann zerrt
einen schweren Seesack heraus. Das Oberteil seines Wetsuit hängt herunter, die Neoprenärmel
klatschen bei jeder Bewegung an seine Oberschenkel. Auf dem Rücken ist das Spiel
seiner Muskeln zu sehen.
    »Wie kommt
man zu den Kitesurfern?«, ruft der Hauptkommissar hinüber.
    »Den Weg
dort entlang«, ruft der Athlet zurück und deutet mit der Hand in eine Richtung.
»Gehen Sie so lange, bis das weiße Haus zu sehen ist!«
    Swensen
bedankt sich, indem er kurz den Arm hebt und marschiert mit Silvia über den Sand,
bis in Höhe des weißen Hauses das Meer in Sicht kommt. Es weht ein kräftiger Ostwind.
Der Strand fällt seicht bis zum Wasser ab. Rund um die Landzunge der Bucht treiben
mehrere gebogene Lenkdrachen durch die Luft und reißen die Kiter auf ihren Brettern
mit atemberaubendem Speed über die Wellen. Swensen und Haman ziehen sich die Schuhe
aus und stapfen barfuß, mit ihren Schuhen in der Hand, über den Sandstrand auf eine
kleine Gruppe zu, die das Treiben vom Land aus verfolgt. Schon die Kleidung verrät
von weitem, dass alle Personen zur Surfergemeinde gehören.
    »Sehen alle
aus wie Außerirdische«, flüstert Silvia. Swensen lässt seine Schuhe in einer Hand
hinter dem Rücken verschwinden.
    »Kriminalpolizei
Husum!«, sagt er mit lauter Stimme und hat sofort die gesamte Aufmerksamkeit. »Wir
sind auf der Suche nach einem gewissen Felix Bieling! Kennt einer der Anwesenden
diesen Herrn?«
    Das Grinsen
auf den Gesichtern friert ein, Blicke fliegen hin und her, eine der Frauen löst
sich aus der Gruppe und geht auf

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