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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Kopenhagen werden Schiffe vor Anker gehen, auf die
Ihre unglückseligen jüdischen Landsleute von der Gestapo gebracht werden sollen,
um einem unbekannten Deportationsschicksal entgegenzusehen. Er war kreideweiß vor
Empörung und Scham.«
     
    Hans Hedtoft, Parteivorsitzender der dänischen
Sozialdemokraten
     
     
    »Haben Sie das da gelesen?«, liest
Aase und hält das Heft des Bruders fest in den Händen, als wolle sie es nie mehr
loslassen. Sie ist ein Teil der Geschichte geworden, lebt in dieser kleinen Stadt
am Meer, in die Soldaten gekommen sind. Sie möchte unbedingt wissen, was die Menschen
gegen diesen Oberst Lanser unternehmen werden, was sie gegen seine Maschinengewehre
ausrichten können. Die Mutter ist gerade mit zwei Eimern zur Pumpe gegangen, um
Wasser zu holen. Es kann länger dauern, bis sie zurückkommt. Am Wasserhahn steht
immer eine lange Menschenschlange an. Eine gute Gelegenheit, um noch schnell einige
Seiten weiterzukommen.
    »Nun, ich
habe es gelesen. Bitte hören Sie gut zu.«
    Aase liest
weiter und stellt sich vor, wie der verdutzte Oberst ein im Inneren einer Papierhülle
gefundenes Flugblatt anstarrt, und wie er die ungeheuerlichen Worte laut vorliest,
die dort geschrieben stehen.
    »Dem unbesiegten
Volk. Versteckt das Papier, wenn es von euch gefunden wird. Ihr werdet es später
gebrauchen können.«
    Aase liest
von den Gebrauchsanweisungen, die auf dem Flugblatt stehen, die die Menschen, die
das Papier gefunden haben, auffordern, den Transport auf den Bahnstrecken zu unterbinden.
    »Legt die
Sprengkapsel unter die Schiene«, steht auf dem Papier geschrieben, das Lanser aus
dem Heftchen des Bruders in dieser Geschichte vorliest, »dort wo sie mit der nächsten
verbunden ist, dicht an der Schwelle.« Es gibt Anweisungen, dass man Erde oder hart
geklopften Schnee über die Kapsel pressen soll, dass man langsam bis 60 zählen soll,
wenn man die Zündschnur angesteckt hat. Dann explodiert die Bombe.
    Aase hört
die Stimme des Oberst, die in ihren Ohren entsetzt klingt: »Brücken. Beschädigen,
nicht zerstören. Und hier: Telegrafenstangen. Bahnübergänge. Güterwagen.«
    »Wir müssen
etwas tun«, liest Aase. Den Satz hat Hauptmann Loft gesagt, und das Mädchen stellt
sich seine Stimme schrill vor. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, das zu unterdrücken.
Was sagt das Hauptquartier, Herr Oberst?«
     
    Aase ist glücklich, dass die Soldaten
Angst bekommen haben. Sie weiß endlich, warum der Bruder ihr das Heft gegeben hat.
Gleichzeitig kann sie nicht glauben, wieso dieser amerikanische Schriftsteller das
alles wissen kann, was er geschrieben hat. Woher kennt er nur ihren Bruder? Wer
hat ihm erzählt, wie ihr Bruder hier in Dänemark gegen diesen gemeinen Oberst Lanser
kämpft?
    »Es ist
höchste Zeit, dass du ins Bett gehst, Aase!«, hört sie die befehlende Stimme der
Mutter, noch bevor sie vorsichtig, die vollen Eimer in beiden Händen balancierend,
durch die geöffnete Tür tritt.
    »Noch fünf
Minuten, bitte! Ich hab nur noch ein paar Seiten!«
    »Die kannst
du genauso gut morgen lesen, Aase«, wehrt die Mutter ab. »Du brauchst deinen Schlaf,
verstanden? Es wird auch keine Kerze mehr angezündet und weitergelesen. Ich mach
jetzt die Suppe heiß, und wenn Vater gleich von der Arbeit da ist, komm ich rüber
und schau nach, ob du auch wirklich schläfst.«
    Widerspenstig
steht Aase auf. Die Mutter passt auf, dass ihr Heft auf dem Küchentisch liegen bleibt.
Geräuschvoll lässt das Mädchen die Tür hinter sich zufallen, zieht ihre Kleidung
aus, streift das Nachthemd über und kriecht unter die Decke. Sie ist noch wach,
als der Vater kommt. Durch einen Spalt in der Bretterwand beobachtet sie vorsichtig
das Treiben in der Küche. Ihr fallen schon fast die Augen zu, da klopft es leise
an der Haustür. Sie ist sofort wieder hellwach, presst ihr Auge dicht ans Holz.
Mutter und Vater sehen erschreckt aus.
    »Wer ist
da?«, fragt die Mutter mit ängstlicher Stimme.
    Es klopft
ein zweites Mal, diesmal etwas heftiger. Die Mutter geht zur Tür, öffnet sie langsam
einen Spalt und stößt einen lauten, spitzen Schrei aus. Ihr Gesicht strahlt vor
Freude, als sie zum Vater hinüberblickt.
    »Jesper,
schau nur wer da ist! Der Junge! Malthe! Er ist wieder da!«, sprudelt es aus ihr
heraus. »Komm rein, Junge, komm rein! Dein Vater ist auch da!«
    Aase klebt
an dem Spalt, ihr Herz macht einen Satz, und sie hätte beinah vor Glück laut losgeschrien,
wie die Mutter. Im letzten Moment beißt sie

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