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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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seine Bereitschaft. »Ich habe den Kredit von Herrn Eschenberg übernommen,
privat!«
    »Einfach
so?«, faucht Silvia Haman herüber. Swensen atmet lautstark durch. Am liebsten hätte
er die Kollegin erwürgt, doch glücklicherweise ist er Buddhist.
    »Nein, natürlich
nicht!« Es ist zu sehen, wie der Mann innerlich mit sich ringt. »Es gab eine Gegenleistung.
Herr Eschenberg hat mir einige wertvolle Kunstwerke überlassen.«
    »Lassen
Sie mich raten«, sagt Swensen mit geheimnisvoller Stimme, »Zeichnungen von Horst
Janssen?«
    »Woher wissen
Sie das?«
    »Das ist
unwichtig! Wichtiger ist, Sie bekommen Kunst von Herrn Eschenberg und übernehmen
seinen Kredit. Ein riskanter Deal, finde ich! Woher wissen Sie, das es ein gutes
Geschäft ist?«
    »Ich kenne
mich mit Kunst aus! Mein Vater ist Kunsthändler in Hamburg. Wir haben etliche Jahre
neben dem Janssenhof in Witzwort gelebt. Ich selbst habe Janssen als Kind ein paar
Mal gesehen.«
    »Sie sind
aus Witzwort?«, fragt Swensen erstaunt. »Ich bin gerade dort hingezogen.«
    »In solch
eine gefährliche Gegend«, scherzt Bieling. Sein Gesichtsausdruck hat plötzlich etwas
Spitzbübisches angenommen.
    »Gefährlich?«
    »Ja, gefährlich!
Mein Vater hat mir erzählt, als Janssen ’72 diesen Haubarg gekauft hat, soll der
Bauer seiner Freundin Gesche und ihm eine Schrotflinte vor die Nase gehalten haben.
Ein hutzeliges Bäuerlein, steht in einem von Janssens Büchern. Die Schrotflinte
ist dann wieder im Schrank verschwunden, und dafür ist Aquavit auf den Tisch gekommen.«
    »Das mit
Aquavit klingt glaubwürdig. Er mochte den Schnaps, hab ich gehört.«
    »Stimmt
aufs Wort! Mein Vater sagt heute noch, so genial der Mann als Künstler war, so unerträglich
war der leibhaftige Mensch zu Lebzeiten. Er war selbst einmal bei einer seiner feuchtfröhlichen
Runden dabei, die wohl jedes Mal aus dem Ruder gelaufen sind. Janssen hatte seinem
Freund Michael Hauptmann zum fünfjährigen Bestehen seiner Galerie einige Radierungen
geschenkt, sie auf dem Fest signiert und ihn dann im Laufe des Trinkgelages angepflaumt:
Dir habe ich Tausende von Mark geschenkt. Daraufhin soll Hauptmann ihm seine Blätter
wütend in die Hand gedrückt haben: Die kannst du sofort zurückhaben. Janssen hat
dann im Suff die Radierungen angezündet und Hauptmanns Frau gegen das Schienbein
getreten.«
    »Uns interessiert
nur ihr merkwürdiger Deal mit Herrn Eschenberg!«, unterbricht Silvia Haman barsch,
die den vertraulichen Ton von Felix Bieling nicht mehr ertragen will. »Für Anekdötchen
eines durchgedrehten Genies haben wir keine Zeit!«
    »Ich habe
nur zu beschreiben versucht, dass ich mir das Geschäft mit Herrn Eschenberg gut
überlegt habe. Ich konnte beurteilen, dass die Arbeiten echt sind und dass sie viel
mehr wert sind als der Kredit, der noch ausstand.«
    »Sie wussten
aber nicht, dass die Zeichnungen gestohlen sind.«
    »Gestohlen?
Woher wollen Sie das denn wissen?«
    »Herr Eschenberg
hat sie seiner Mutter gestohlen. Die hat den Diebstahl bei der Polizei angezeigt
und das Fehlen von zwölf Zeichnungen des Künstlers angegeben.«
    »Zwölf?
Ich habe nur zehn Zeichnungen bekommen. Sind Sie sicher, dass wir von den gleichen
Arbeiten reden?«
    »Der Teufel
und die Tänzerin, sagt Ihnen das etwas?«
    »Scheiße!«,
flucht Bieling ohne jegliche Kontrolle.
    »Ein riskanter
Deal, Herr Bieling, ich habe es Ihnen bereits gesagt! Den Rest dürfen Sie jetzt
mit Frau Eschenberg regeln. Und damit Sie die Sache auch wirklich freiwillig aus
der Welt schaffen, wird Ihre Aussage erst im Gegenzug vertraulich bleiben.«
    »Und der
Kredit?«
    »Ich denke,
den haben Sie übernommen?«
    »Scheiße,
verdammte Scheiße! Das gibt es doch nicht. Der Kerl ist tot und hat mich selbst
im Grab noch gelinkt!«
    Swensen
hört den Mann noch länger laut vor sich hin schimpfen. Er stapft mit den Schuhen
in der Hand der Kollegin hinterher, die mit hochrotem Kopf, geballten Fäusten und
kraftvollen Schritten in Richtung Dienstwagen vorauseilt.

Dänemark 1943
     
    »Georg Ferdinand
Duckwitz war der deutsche Schifffahrtsattaché an der Gesandtschaft in Kopenhagen.
Ende September 1943, als die nervöse Spannung allenthalben zunahm, teilte er uns
mit, dass sich der bisherige Zustand leider nicht halten lassen würde. Am 28. September
suchte er mich während einer Sitzung im Alten Arbeiterversammlungsgebäude in der
Rømersgade 22 auf. Das Unheil ist nun da, sagte er. Alles ist bis auf das kleinste
Detail geplant. Im Hafen von

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