Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)
heimtückischen Intrige, das bin ich. Und nur Sie können bezeugen, dass ich niemals mit Ihnen in Lo Monthang war. Klären Sie das Missverständnis auf! Helfen Sie mir!
Hochachtungsvoll,
Rashid Shamesta,
Ministerialbeamter II . Grad, Innenministerium Nepal, Kathmandu.
Pat O’Shady:
Danke, dass Sie das Amulett nicht mitgenommen haben. Es war tatsächlich so, wie ich es vermutet hatte. Die Mongolen sind überglücklich. Sie haben einem Volk ein Stück seiner Geschichte zurückgegeben.
Siebeneisen:
Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, auf diese Pinnwand hier zu schreiben! Sitzen gerade am Flughafen in Hongkong und freuen uns auf zu Hause! Bald sind wir da!
@ Uchka der Fahrer: Danke für die Komplimente! Ich weiß nur leider nicht, wovon Sie sprechen … Hoffe, dem Auto geht es gut!
@ Rashid Shamesta: Wenden Sie sich am besten einmal an die Dorfältesten von Loh Monthang. Erwähnen Sie das Stichwort »Geier«; möglicherweise kann man Ihnen dann weiterhelfen. Ich weiß, dass es ein weiter Weg ist. Vielleicht sollten Sie den langen Marsch als eine Art Büßergang verstehen.
@ Pat O’Shady: Mein Fahrer hat mir auch schon so eine kryptische Nachricht hinterlassen! Was ist mit dem Amulett?
@ Wipperfürth: Wir waren gerade eben bei dem Großhändler in Shenzhen, zu dem Du uns geschickt hast. War am Ende dann doch ganz schön weit vom Flughafen, und leider fuhren doch keine Linienbusse, wie Du vermutet hattest – das ist nämlich die Grenze zu China dazwischen. Das Taxi hin und zurück hat knapp 100 € gekostet. Sag das Schatten bitte schon mal, sonst fällt er später bei der Abrechnung in Ohnmacht.
Und dann verrate mir bei Gelegenheit einmal, weshalb er sich dieses Einmann-U-Boot bestellt hat. Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wo er damit herumfahren könnte – der bekommt doch schon in einem Aufzug Platzangst. Und dann hat er auch noch seinen Namen ins Metall gravieren lassen!
Wie auch immer: Wir haben das Ding natürlich nicht ins Taxi bekommen, sondern mussten es mit einem Laster nach Hongkong liefern lassen (299 €). Jetzt geht es als Übergepäck mit (420 €). Die hatten übrigens ziemlich schicke Motorroller dort.
Ach so: Pat O’Shady. Keine Ahnung.
52
(Dublin, Irland, etwa zwei Wochen später.)
Manche Menschen behaupten ja, es gebe auf Gottes weiter Welt kaum etwas Schöneres als einen Spätsommertag in Dublin. Die allermeisten dieser Menschen sind natürlich Iren, und die meisten dieser allermeisten wiederum sind Iren, die in Dublin wohnen. Aber selbst unbefangene Besucher der irischen Hauptstadt soll an einem Spätsommertag in Dublin schon einmal die Ahnung beschlichen haben, dass es möglicherweise kaum etwas Schöneres auf Gottes weiter Welt gibt als, nun ja: einen Spätsommertag in Dublin.
Wenn man Glück hat, wacht man auf an so einem Tag, und die Stadt draußen vor dem Fenster badet gerade in Gold. Die Sonne ist in einen babystrampelanzugsblauen Himmel geklettert, der Atlantikwind hat über Nacht die letzten Staub- und Rußpartikel aus der Atmosphäre geblasen, und alles scheint von innen heraus zu leuchten, die bunten Fassaden der Häuser, die Kopfsteinpflasterstraßen, die Mauern des Trinity College und die Statue von Molly Malone, die ganze große alte Stadt. Sogar die Liffey sieht nicht länger aus wie ein Auffangbecken für Klärschlamm, sondern tatsächlich wie ein richtiger Fluss, über den die Schwalben ihre Achten in den Himmel fliegen. Anders gesagt: Alles ist perfekt an so einem Morgen. So lange, bis am Vormittag dann die ersten Regenwolken aufziehen. Spätestens um die Mittagszeit, wenn es in der Regel das erste von etlichen Malen schüttet, ist der Morgen dann nicht mehr als eine verblasste Erinnerung. Weshalb viele Menschen behaupten, ein Spätsommertag in Dublin sei vergleichbar mit einem Spätherbsttag irgendwo sonst in Europa. Die allermeisten dieser Menschen sind allerdings keine Iren. Und natürlich ist keiner von ihnen Ire, der in Dublin wohnt.
Einer der Dubliner, die an einem dieser goldenen Morgen am Ufer der Liffey entlangging, war Nathan Ó Cinnéide. Der Notar war übellaunig. Er litt an den Folgen seines Besuches im Dead Cromwell am Vorabend, wo er das größte Brauereiunternehmen der Stadt ein wenig zu offensiv bei dessen Um- und Absätzen unterstützt hatte. Außerdem besaß er mehr als nur eine vage Ahnung davon, was ihn an diesem lieblichen Spätsommertag erwartete, und auch das war seiner Stimmung nicht gerade zuträglich. Gut
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