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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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bedurft. Er überflog den Text noch einmal. Dann räusperte er sich.
    »Meine Damen und Herren«, sprach Nathan Ó Cinnéide, »sehr geehrte Mitglieder der O’Shady-Familie, verehrte Freunde und Begleiter derselben.«
    Er blickte seinen Besuchern in die Augen. Die O’Shadys saßen in einer Stuhlreihe vor seinem Schreibtisch. Sie kamen ihm etwas nervös vor, aber nicht übermäßig erregt. Das alles waren Menschen, die in der rauen Welt da draußen klargekommen waren, dachte er, und die dort auch weiterhin zurechtkommen würden – wenn vielleicht auch auf andere Art und Weise, als sie es sich jetzt in diesem Moment hier dachten. Siebeneisen, dessen Freundin und dieser schreckliche Wipperfürth hatten es sich in der Sitzecke im hinteren Teil des Büros gemütlich gemacht. Wahrscheinlich waren sie davon ausgegangen, dass dieser Termin länger dauern würde, wenn er erst einmal begonnen hätte. Würde er aber nicht, dachte Ó Cinnéide. Würde er weiß Gott nicht.

54
    (Donnerstags im Fetten Hecht, zwei Tage später.)
    Während Hartmut Engler, Gründer und Sänger der deutschsprachigen Popband Pur, irgendetwas von fliegenden Adlern sang, füllte Walburga eine große Schale mit Schattens Lieblingserdnusssorte. Es war donnerstags im Fetten Hecht, und gleich würden die Herren zum Tipp-Kick kommen. Und zum ersten Mal nach so langer Zeit wieder alle drei! Walburga war ein wenig aufgeregt. Sie nahm ihren kleinen Handstaubsauger und ging zum Tipp-Kick-Tisch hinüber, an einem Tag wie heute sollte kein Krümel das Spiel stören, oh nein, alles sollte perfekt sein. Siebeneisens neue Spielfigur hatte sie schon gegen die alte ausgetauscht; er hatte ihr das Päckchen gestern in den Briefkasten geworfen. Da sah man mal, wie viel Kind selbst noch in den größten Reisenden steckte, sinnierte Walburga. Da war ihr Siebeneisen einmal um die Welt geflogen und hatte zwischendurch doch an die Donnerstage im Fetten Hecht gedacht. Von einer richtigen Voodoo-Prinzessin hatte er die Figur bekommen! Bestimmt war der kleine Metallfußballer verzaubert. Dann würde Siebeneisen nie wieder gegen Wipperfürth verlieren, so wie früher immer. Ach, das würde ein schöner Abend werden!
    Walburga sah sich um im Fetten Hecht. Was fehlte noch? Ein paar Flaschen Bier sollten noch in den Kühlschrank. Und die Musik müsste sie leiser stellen, ihre Lieblingsband kam bei den drei Herren ja nicht sonderlich gut an. Vielleicht sollte sie besser gleich die CD von Louis Armstrong auflegen, die mit den Hot Five, die mochte Siebeneisen besonders. Was musste der alles erlebt haben! Bestimmt würde er viel erzählen. Wenn Wipperfürth ihn zu Wort kommen ließ. Walburga drehte vor Aufregung und Freude eine kleine Pirouette auf den erdfarbenen Fliesen. Dann wartete sie auf Schattens Schnaufen und Wipperfürths Stimme.

55
    (Nochmal in Dublin, zwei Tage zuvor.)
    »Wir sind hier zusammengekommen, um den Nachlass der verstorbenen Claire O’Shady zu regeln«, fuhr Ó Cinnéide fort.
    »Die Voraussetzungen sind Ihnen alle bekannt: Nur bei vollständigem Erscheinen der Erbberechtigten und bei Zustimmung jedes Einzelnen soll das Vermögen der Verstorbenen auf Sie aufgeteilt werden. Mr Pat O’Shady hat mir im Vorfeld unseres Termins bereits mitgeteilt … «
    »Nein!« Hinten in der Sitzecke war Wipperfürth wie von der Tarantel gestochen aus seinem Ledersessel geschossen. Siebeneisen und seine Freundin hielten ihn fest.
    »… hat mir im Vorfeld des Termins bereits mitgeteilt, dass …«
    Ó Cinnéide hatte sich fest vorgenommen, sich nicht unterbrechen zu lassen. Auch nicht von der sehr geräuschvollen Schnappatmung, die jetzt bei Seamus Brothaigh Donnchadh O’Shady direkt vor ihm eingesetzt hatte.
    »… dass er seinen Anteil des Erbes annehmen werde, den kompletten Geldbetrag aber direkt auf das Konto einer von ihm gegründeten Stiftung zur Bewahrung des Erbes von Dschinghis Khan überwiesen haben möchte. Was natürlich möglich wäre.«
    Ó Cinnéide schaute in die Runde. Seamus Brothaigh Donnchadh O’Shady schien ein Felsbrocken vom Herzen gefallen zu sein. Er atmete schlagartig ruhiger. Von seiner Nase löste sich ein Schweißtropfen und landete ein Stück weiter unten, wo sich das Hemd über den gewaltigen Bauch spannte. Für einen Moment glaubte der Notar, der Tropfen werde von dort wie von einem Trampolin in seine Richtung geschleudert werden, aber dann zog er dann doch ziemlich schnell in den Stoff ein. Hinter der Schulter des O’Shady aus Deutschland sah

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