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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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der joggende Neuseeländer stand schnaufend dabei. Der Inder verneigte sich tief vor Siebeneisen. Frau Naubeck und die Kreischerin überreichten ihm Zettel mit den Daten ihrer kommenden Antarktisreisen, falls es zeitlich passe, wäre doch schön. Die Grönländer hatten sich in ihre Flagge gewickelt. Siebeneisen wurde es ein bisschen schwer ums Herz. Hinter ihm hörte er ein leises Summen. Als er sich umdrehte, standen die Australierinnen da und sangen ein Abschiedslied, irgendwas mit »Kälte des Meeres« und »Gottes schützender Hand«, vielleicht ein alter Werbespot der Seefahrtsmission. Dann schenkten sie ihm einen großen Plüschpinguin aus dem Bordverkauf. Siebeneisen nahm ihn gerührt entgegen. Versehentlich drückte er dabei einen Knopf im Stoff, worauf der Plüschpinguin nach Siebeneisens Finger schnappte und wie außer sich mit den Stummelflügeln schlug. Dann ließ er los, öffnete den Schnabel und gab ein erbärmliches Krächzen von sich. Siebeneisen kam das alles seltsam bekannt vor. Bevor es zu spät war, steckte er den Pinguin schnell zurück in die Plastiktüte.

15
    Er war überrascht, wie komfortabel die Station eingerichtet war. Hinter der auseinanderfallenden Holzfassade wartete ein Wohnzimmer, auf das die Besitzer eines Südstaaten-Bed & Breakfast in Charleston oder Savannah bestimmt stolz gewesen wären. Der Raum war mit einem lindgrünen Flauschteppich ausgelegt, dessen Farbton sich in den Bezügen diverser Sofas und Sessel fortsetzte. Überall lagen Bücher, Peter Hoeg, Christoph Ransmayr, Sten Nadolny. An den in einem munteren Altrosa gestrichenen Wänden hingen Antarktislandkarten wie Familienfotos. Und an der Decke ein Kronleuchter. Natürlich gab es auch eine Küche, in der Siebeneisen eine Popcorn-Maschine entdeckte und interessanterweise auch einen großen Kühlschrank mit integrierter Eiswürfelmaschine. Offenbar war die Einrichtung unter dem Gesichtspunkt angeschafft worden, sie später einmal in einem anderen Teil der Welt verscherbeln zu können.
    Zum US -Team gehörten Aaron und Mike, die ihr Forscherleben einer bestimmten Planktonart widmeten und einen stark autistischen Eindruck auf Siebeneisen machten – ihren ersten Besucher in acht oder neun Monaten begrüßten sie lediglich mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken. Walt war der Mann für Probebohrungen im Eis, ein hagerer Texaner, dem Siebeneisen in Gedanken sogleich Verbindungen zu den Familien Bush oder Cheney oder den anderen üblichen Öl-Verdächtigen unterstellte. Meadow kümmerte sich um die Technik der Station, um Solarpanels, Satellitenverbindungen und die Heizanlage. Sie würde ihn am kommenden Morgen schnell über das Eis hinaus zum Außenposten der Briten bringen, in der James O’Shady seine Pinguinforschungen betrieb.
    »Und wie kommen wir da hin?«, fragte Siebeneisen. Nach einer sehr ähnlich beginnenden Reise vor ein paar Wochen war er bei Angaben wie »schnell« mittlerweile vorsichtig geworden.
    »Mit Samson.« Meadow gähnte. Schon als sie ihm die Tür geöffnet hatte, war sie Siebeneisen seltsam träge vorgekommen. Jetzt kämpfte sie offenbar mit dem Einschlafen.
    »Samson?«
    »Unser Schneemobil. Ich vorne, Sie hinten. Knapp drei Stunden bis zu den Engländern.«
    Siebeneisen verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass sie ihn nicht zu den Engländern, sondern zu einem einzelnen Iren fahren sollte, das war unwichtig und zu kompliziert. Vor allem für einen Gesprächspartner, der am Wegdösen war.
    »Entschuldigung!« Meadow richtete sich ruckartig auf. »Ich habe kaum geschlafen, seit ich hier angekommen bin. Es wird nie dunkel hier draußen.« Sie wischte sich eine Strähne aus der Stirn.
    »Dabei schlafe ich sonst immer. Im Zug, als Beifahrer im Auto, im Flugzeug, setzt mich hinein, und ich schlafe ein. Nur hier funktioniert’s nicht. Ist einfach zu hell.«
    Siebeneisen sah hinüber zu den Vorhängen: blassrosa und komplett durchsichtig. Wenn dieses Modell auch vor den Fenstern in den Schlafzimmern hing, fühlte sich Meadow wahrscheinlich längst wie Al Pacino in diesem Film, in dem er Ende Juni nördlich von Seattle einen Mörder jagt und nicht schlafen kann, weil es nie richtig dunkel wird.
    »Ist so ein bisschen wie in Insomnia sagte Meadow. Sie gähnte erneut.
    Siebeneisen beschloss, die Technikerin in Ruhe zu lassen und stattdessen ein wenig über den kontinentübergreifenden Einfluss Hollywoods auf die Gedankengänge von Menschen in bestimmten Situationen nachzugrübeln. Er legte sich auf eine

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