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Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)

Titel: Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nink
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dieser Stelle noch einmal dafür bedanken, dass Sie sich bei Ihrer Trekkingtour nach Lo Monthang für unser Unternehmen entschieden haben! Und auch dafür, dass Sie uns auf das Problem mit den 38 Trägern aufmerksam machten. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass wir auf unseren Expeditionen nur deshalb so viele Träger mitnehmen müssen, damit Nahrungsmittel für so viele Träger getragen werden können. Unser Büro in Bodnath hat dieses Problem nun erkannt und wird sich schnellstmöglich damit befassen. Ich kann Ihnen versichern, dass die Kollegen dort sehr gewissenhaft arbeiten und sicherlich sehr bald erste Lösungsansätze präsentieren können.
    Siebeneisen seufzte. Er beschloss, diesen Eintrag noch einmal zu lesen, obwohl er sicher war, dass er ihn verstanden hatte. Er wollte bloß noch nicht zum letzten neuen Kommentar auf der Seite kommen.
    »The Man« Wipperfürth:
    Yo, Alter, dein Super-Supporter mal wieder! Habe heute eine E-Mail von Nathan Ó Cinnéide bekommen, dem Nachlassverwalter in Dublin. Das ist ein höflicher Mensch! Er hat gemeint, ich solle ihm nicht so oft und so ausführlich von deinen Fortschritten schreiben. Bestimmt kann er sich denken, wie sehr wir uns hier ins Zeug legen müssen und dass für solche Berichte eigentlich keine Zeit ist. Aber natürlich werde ich ihn weiterhin detailliert auf dem Laufenden halten. Vor allem die historischen Hintergründe eurer Geisterjagd werden ihn bestimmt brennend interessieren!
    Deswegen heute nur kleine, coole Shoppingtipps vor eurem Take-off in den Nationalpark: Moskitonetze, Insektenspray und eine Pinzette für eventuelle Dornensplitter. Schatten sagt, die Kreditkarte sei weiterhin gedeckt. Hast du Stiefel? Wären ganz praktisch. Ist gerade Regenzeit, da könnte einiges unterwegs sein. Wusstest du, dass es 117 giftige Schlangenarten in Afrika gibt?
    Draußen vor dem Internetcafé stand Lawn vor dem einzigen Laden und hielt die größte der geschnitzten Giraffen in die Höhe.
    »Was meinst du? Würde sich doch gut machen im Wohnzimmer, oder?«
    »Stell die bitte wieder hin! Und sage mir ganz schnell, dass du außer deinen Stiefeln noch ein paar Herrenstiefel Größe 44 dabeihast.«

29
    (Im Tamallango Nationalpark, Südafrika, am Abend des nächsten Tages.)
    Merkwürdig verknorpelt, mit laublosen Ästen und einem Stamm so breit, dass selbst ein Elefant daneben irgendwie schmächtig wirkt: Wer jemals auch nur eine einzige Folge von Daktari gesehen hat, kennt diese Bäume. Sie werden immer dann gezeigt, wenn das Außergewöhnliche präsentiert werden soll, die wunderbare Vielfalt dieser Welt, die Einzigartigkeit der Schöpfung. Beziehungsweise, wenn vor einer flammend roten Untergangssonne links neben den beiden Giraffen noch eine andere Silhouette benötigt wird. Wegen der Bildkomposition. Oder auch nur zum Größenvergleich.
    Von allen Bäumen Afrikas ist der Affenbrotbaum oder Baobab der merkwürdigste: Er sieht aus, als habe man ihn kopfüber in die Landschaft gepflanzt, mit den Ästen in den Boden und den Wurzeln in den Himmel ragend. In Bodennähe ist sein Stamm ungewöhnlich breit, so breit wie ein Garagentor ungefähr, anschließend geht es ein paar Meter steil nach oben, bis der Stamm sich dann flaschenartig verjüngt. Alles in allem wirkt der Baobab, als sei der Versuch der Evolution, einen halbwegs normalen Baum hinzubekommen, komplett in die Hose gegangen. Und natürlich ranken sich etliche Legenden um den Affenbrotbaum. Angeblich soll er sich nach der Schöpfung für sein Aussehen geschämt und deswegen den Kopf in die Erde gesteckt haben. Angeblich sieht er so aus, weil die wütende Hyäne ihn aus dem Boden gerissen hat, nachdem sie ihr hässliches Spiegelbild in einer Pfütze entdeckt hatte – um sich zu rächen, schleuderte sie den Baobab Richtung Himmelsschöpfer (der Baum sauste logischerweise zur Erde zurück und blieb mit der Krone voran im Boden stecken). Anderen Legenden zufolge wohnen die Götter in seiner merkwürdigen Krone. Oder Geister. Oder Dämonen. Oder alle zusammen. Unterm Strich ist der Baobab jedenfalls völlig zu Recht der berühmteste Baum Afrikas. Selbst Der kleine Prinz hat über ihn philosophiert: »Die Affenbrotbäume beginnen damit, klein zu sein, bevor sie groß werden.«
    Unter einem solchen Baum saß Siebeneisen auf einem Klappstuhl und schaute nach oben, wo etwas direkt über ihm baumelte. Er hatte das Tier für eine überdimensionierte Fledermaus gehalten, aber Sam erklärte ihm, dass es sich um einen

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