Donnerstags im Fetten Hecht: Roman (German Edition)
unbeschadet nach Hause bekommen sollte. Neben dem Souvenirgeschäft war ein Internetcafé.
Siebeneisens Facebookseite gefiel mittlerweile bereits 22 Personen. Sie waren links zu sehen, winzige Passfotos, auf denen er die Leute nur erkennen konnte, wenn er sich ganz nah an den Bildschirm heranbeugte. Auf dem Flug hatte er in einer Computerzeitschrift einen Artikel über »soziale Netzwerke« gelesen, er wusste nun, dass Wipperfürth eine sogenannte Fanseite für ihn eingerichtet hatte. Eine solche Seite konnte jeder Internetbenutzer irgendwo auf der Welt aufrufen und sich anschauen, und jeder Internetnutzer irgendwo auf der Welt konnte auf einer solchen Seite herumschreiben.
Abigail Richardson:
Bitte richten Sie der lieben Lawn aus, dass es NICHT die beiden Texanerinnen waren, die nachts die Geräusche verursachen. Wir hören sie immer noch jeden Abend. Außerdem ist vorgestern einer Besucherin während einer Führung ein Brillantohrring gestohlen worden. Ihr Mann ist ein bekannter Rechtsanwalt in Los Angeles und will uns nun verklagen. Auf den Gegenwert des Ringes und ein hohes Schmerzensgeld für seine Frau. Der Ring saß sehr fest am Ohr, die Ärmste hat schrecklich geblutet. Vielleicht kann Lawn einmal mit Tara reden? So kann es jedenfalls nicht weitergehen, da stehe uns der Herrgott bei!
Siebeneisen nahm einen der kleinen Notizzettel, die neben dem Bildschirm lagen und schrieb: »Lawn: mit Tara reden!«.
Mathilda Pankovic:
G’day , lieber Herr Siebeneisen! Wie wir Sie vermissen! Gestern hatten wir wieder einen Erinnerungsabend an die gemeinsame Antarktisreise. Sie sind auf so vielen unserer Fotos zu sehen! Wir haben ein wenig Rum getrunken, und weil wir am Ende alle so guter Laune waren, haben wir Ihnen ein kleines Video aufgenommen. Sie werden staunen! Klicken Sie einfach hier:
Einen Teufel werde ich tun, dachte Siebeneisen. Konnte man solche Beiträge eigentlich löschen? Er musste das unbedingt herausfinden. Je mehr von diesem Kram hier stand, desto mehr Leute fühlten sich zu ähnlichem Gefasel angeregt. Das war wie mit dieser Theorie der zerbrochenen Fensterscheiben – wenn man davon eine in der Straße hatte, standen die Chancen gut, dass demnächst noch weitere eingeschmissen werden würden.
Er las weiter:
Schatten:
Siebeneisen, alter Knabe! Hervorragende Arbeit! Wippi wird sich demnächst bei dir melden. Wenn das Erbe ausgezahlt wird, bekommst du ein erkleckliches Sümmchen von meinem Anteil, das kannst du glauben! Dein Motorroller hat ja nun auch schon einige Kilometer auf dem Tacho …
Wippi sendet dir bald noch einige Tipps für deine Reise ins Tierparadies. So ein Ausflug ist nur wenigen vergönnt! Wir beneiden dich! Noch immer! Immer mehr!
Macht das nur, dachte Siebeneisen, macht das nur, beneidet mich. Ich kenne da eine alte Dame in New Orleans, die mir mit Sicherheit das ein oder andere Mittelchen gegen Freunde wie euch zur Verfügung stellen wird, und anschließend reden wir dann nochmal über so Sätze wie dem mit dem Motorroller. Da war dieser Mensch dabei, 50 Millionen Euro zu erben und wagte es, ihm einen Motorroller als Belohnung in Aussicht zu stellen. Einen Motorroller! Was kostete so ein Teil? 2 000 Tacken? Wenn er Pech hatte, ließ Schatten den von Wipperfürth bei eBay ersteigern, irgendwo hinter der tschechischen Grenze, nur für Selbstabholer. Er hätte einen Vertrag aufsetzen sollen, dachte Siebeneisen, einen Vertrag mit einer festgeschriebenen Belohnung im Erfolgsfall, einer hohen Belohnung, oh ja. Und dann hätte er Schatten dazu zwingen sollen, diesen Vertrag zu unterschreiben. Zur Not mit Hilfe eines Anwaltes.
Villa La Reina:
Was haben Sie mit unserem Papagei gemacht? Archibald ist völlig verstört. Er glaubt, dass General Sherman mit einer Armee in der Stadt einmarschieren wird und kreischt jedes Mal panisch, wenn sich die Tür zur Lobby öffnet. Sobald er einen Gast mit Gepäck Richtung Ausgang gehen sieht, ruft er ihm verzweifelt nach, dass er ihn doch bitte mitnehmen solle. Gestern hat er einem Ehepaar aus Russland sogar Geld angeboten! Möglicherweise können Sie sich vorstellen, wie humorlos diese Menschen sind. Sie sollten froh sein, dass wir keine rechtlichen Schritte gegen Sie einleiten. Für Ihren nächsten Aufenthalt in unserer schönen Stadt empfehlen wir Ihnen, sich in einem anderen Hotel einzubuchen.
Lady Marian:
Na? Nase wieder o. k.? Was macht die Suche nach meinen Miterben?
Gruß aus Down Under!
Jigme:
Werter Siebeneisen! Wir möchten uns an
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