Donnerstags im Park - Roman
mich darauf einlasse und mich so fern wie möglich von der Versuchung halte, fängt es möglicherweise sogar irgendwann an, mir zu gefallen. Vielleicht«, sie schwieg kurz, »vergesse ich diesen Wahnsinn … und ihn.«
»Und das möchtest du?«
Jeanie zuckte mit den Achseln. »Hm … Die Alternative wäre jedenfalls undenkbar.«
»Wie sieht diese Alternative denn aus?«
Jeanie holte tief Luft. »Dass ich George verlasse, mit einem Mann, den ich kaum kenne, durchbrenne und meine Familie und Jahrzehnte einer guten Ehe in den Wind schreibe.« Rita runzelte die Stirn. »Okay, perfekt ist diese Ehe nicht, aber ich war glücklich … zufrieden. Das weißt du.«
Rita nickte. »Die Dinge verändern sich, Jeanie. Vergiss nicht: Dir stehen möglicherweise noch dreißig Jahre mit George bevor.«
Sie prusteten los.
»So ausgedrückt …«
»Worüber lacht ihr?«
Jeanie und Rita zuckten zusammen, als George, in dunklem Anzug und marineblauer Krawatte, unvermittelt den Kopf durch die Terrassentür streckte.
»Ach, wir haben uns gerade vorgestellt, wie es wäre, unsere Männer zu verlassen und mit einem hübschen Lustknaben durchzubrennen«, antwortete Rita gänzlich unverlegen, während Jeanie, dankbar für die fast vollständige Dunkelheit, versuchte, ruhig zu wirken.
»Das wäre tatsächlich lustig«, pflichtete George ihr lachend bei. »Kann ich den Damen einen Schlummertrunk bringen?«
Rita wand sich gähnend aus ihrer Decke. »Danke, George, aber ich glaube, ich gehe lieber.«
»Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen«, sagte George, ein wenig unsicher auf den Beinen. »Bleib doch noch auf einen Drink. Vielleicht ein Brandy? Oder ich hab auch einen sehr guten Armagnac …«
»Nein, ich muss wirklich los.« Als Rita sich mit einem Wangenkuss von Jeanie verabschiedete, zischte sie ihr ins Ohr: »Rede mit ihm. Gleich.«
»Ich habe einen Schwips«, gestand George, nachdem er die Tür hinter Rita geschlossen hatte, bedachte Jeanie mit einem schiefen Grinsen und zeigte auf die Brandyflasche, die er aus dem Schrank geholt hatte. »Komm, gönnen wir uns noch ein Gläschen.«
Jeanie wusste, dass in diesem Zustand nichts Vernünftiges mit ihm anzufangen war, aber plötzlich hatte sie Lust, in seiner Gesellschaft zu sein, Spaß mit ihm zu haben, vielleicht sogar zu testen, was von ihrer Beziehung noch übrig war.
»Okay, aber wirklich nur ein kleines.«
13
Heute Abend? Am üblichen Ort? , hatte Ray auf Jeanies SMS geantwortet.
George war am Morgen zu dem Golfwochenende in Gleneagles abgereist, das sein Freund Danny alljährlich mit sechs anderen Männern organisierte. Sie flogen nach Edinburgh, wo ein Limousinenservice sie abholen und zum Hotel bringen würde. Die nächsten beiden Tage würden sie mit einem ausgesprochen harten Privatturnier verbringen. Der Gewinner hatte die zweifelhafte Ehre, das Abendessen aller am Sonntagabend zu bezahlen. George würde also erst am Montag zurückkommen.
Nachdem Jeanie ihren Mann mit der schweren Golftasche über der Schulter verabschiedet hatte, war sie in den Laden gefahren und hatte sich durch den Freitagmorgen gequält, sich die ganze Zeit über einzureden versucht, dass sie nicht konnte und nicht würde, obwohl sie genau wusste, dass sie sowohl konnte als auch würde. Schließlich hatte sie während ihrer Mittagspause mit zitternden Fingern im Café Nero eine SMS geschrieben: Wollen wir uns treffen? Dann hatte sie gewartet.
Nichts. Sie hatte keinen Bissen hinuntergebracht und nervös überprüft, ob ihr Telefon funktionierte. Ja. Nichts. Das Handy war stumm geblieben. Gegen drei hatte sie, obwohl sie es nicht glauben konnte, begonnen, sich mit der Möglichkeit abzufinden, dass er sie nicht mehr sehen wollte.
Als seine SMS schließlich gekommen war, hatte sie sie nicht bemerkt, weil Margot sie über Hyaluronsäure ausfragte. Und als sie sie dann gelesen hatte, war sie fast in Ohnmacht gefallen.
»Schlechte Nachrichten, meine Liebe?«, hatte sich Margot neugierig erkundigt.
Das griechische Lokal war um diese Uhrzeit praktisch leer. Jeanie hatte den Laden später zugemacht als üblich, damit sie nicht zu viel Zeit zum Überlegen hatte, und war anschließend, tief die milde Abendluft einatmend, durch den Park gehastet. Ihre Schritte waren federleicht gewesen, als flöge sie.
Ray wartete voller Vorfreude vor dem Lokal auf sie.
»Hallo.«
»Hallo.«
Sie schwiegen, plötzlich befangen, bis sie sich an ihn drückte, sein weiches Hemd spürte, den Geruch seiner Haut
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