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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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einatmete, und seine Arme sich um sie legten. Aus Gewohnheit blickte sie sich um.
    »Keiner schaut her«, sagte er leise, doch sie löste sich trotzdem von ihm.
    »Möchtest du was trinken?«, fragte er und hielt ihr die Tür zum Lokal auf.
    Sie bestellten den roten Hauswein. Jeanie tat, als würde sie die Speisekarte lesen, doch die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen.
    »Ich kann mich nicht entscheiden. Ich weiß nicht, was ich will.«
    Ray sah den Kellner an. »Würden Sie uns eine große Schale Pommes bringen?«
    »Ist das alles?« Der Junge, nicht älter als sechzehn, wirkte besorgt darüber, dass man ihn verantwortlich machen könnte für die Launen der Gäste.
    »Fürs Erste, ja«, antwortete Ray und gab ihm die Speisekarten zurück.
    Jeanie seufzte erleichtert. »Genau das, was ich jetzt brauche.«
    Sie nahm hastig einen Schluck Wein. »Ich sollte eigentlich nicht hier sein, aber George ist das Wochenende über weg.«
    Ray hob die Augenbrauen und lächelte.
    »Ich hatte mir vorgenommen, es nicht zu tun, und jetzt bin ich doch hier.«
    »Lass uns nicht über das Warum, Wie und Was nachdenken. Konzentrieren wir uns ganz auf heute Abend, auf das Jetzt.«
    Sie nickte.
    Ihre Pommes waren heiß, salzig und einfach köstlich.
    Ray erzählte Jeanie von seiner Familie und Kindheit. »Dad war weder ein Alkoholiker noch ein Nichtsnutz, aber die meiste Zeit auf See, und damit wurde Mum nicht fertig. Sie hat immerzu gegrübelt, und wahrscheinlich haben wir Jungs ihr das Leben auch nicht gerade leicht gemacht. Jimmy war ständig in Schwierigkeiten, doch sie hat uns nie an die Kandare genommen.«
    »Siehst du sie oft?«
    »Sie sind alle tot.«
    »Sogar dein Bruder?«
    Ray nickte. »Er ist vor zwei Jahren gestorben – die Leber –, mit erst einundsechzig.« Ray schwieg kurz. »Ich hatte kaum noch Kontakt mit ihm, nachdem er von zu Hause ausgezogen war. Er ist eine Weile zur See gefahren wie mein Dad, hat das nicht ausgehalten, zu trinken angefangen und weiß Gott was für andere Sachen genommen. Jahrelang wusste ich nicht mal, wo er sich rumtrieb; vor etwa fünf Jahren haben wir uns getroffen, weil er einen Artikel über die Aikido-Schule in der Zeitung gelesen und sich bei mir gemeldet hatte. Mittlerweile war er trocken und hatte sein Leben im Griff, aber es war zu spät, seine Leber war hinüber. Er lebte in Portsmouth; ich habe ihn manchmal am Wochenende besucht. Ich wünschte, wir hätten früher zueinandergefunden.«
    Jeanie sagte nichts.
    »Wieder diese Familiengeschichten, was?«
    »Wenigstens konntest du noch eine Beziehung zu ihm aufbauen.«
    »Ja. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es ein vergeudetes Leben war. Jimmy war immer so voller Energie. Ich werde wohl nie erfahren, was schiefgelaufen ist.«
    »Vielleicht hatte er ja wenigstens Spaß dabei.«
    Ray grinste. »Bestimmt.«
    Er trank sein Glas aus. »Wo soll’s jetzt hingehen?«
    Jeanie stieg der Wein zu Kopf; sie hörte auf zu denken.
    »Wohnst du in der Nähe?«
    »Ungefähr hundert Meter weg.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Ich könnte …« Jeanie hielt den Atem an.
    »Du klingst unsicher.«
    »Bin ich auch.«
    »Dann sollten wir vielleicht lieber einen Spaziergang machen?«
    Sie lachte. »Nein, Ray, lass uns zu dir gehen.«
    Seine Wohnung befand sich im obersten Geschoss eines Gebäudes aus den dreißiger Jahren in einer kleinen Straße in Hampstead Heath. Von außen wirkte es ein wenig heruntergekommen; die Farbe im Eingangsbereich war zerkratzt und schmutzig, der Aufzug wackelig. Doch Rays helle Wohnung vermittelte eine Atmosphäre der Ruhe, was wohl mit der kargen Einrichtung aus hellem Holz und den japanischen Drucken zu tun hatte. Jeanie ging zum Fenster, das die gesamte Breite des Raums einnahm, und betrachtete von dort aus die in der Dämmerung dunkler werdenden Grüntöne der Heath. Ray hatte die Schuhe beim Betreten der Wohnung ausgezogen. Jeanie hörte ihn Lampen einschalten und Gläser und Wein holen. Sie bückte sich, um ebenfalls aus ihren Pumps zu schlüpfen. Als sie sich umdrehte, standen eine Flasche Rotwein und zwei Gläser auf dem niedrigen Tisch beim Sofa, und er ließ einen Finger über die sorgfältig geordnete Reihe seiner CDs gleiten.
    »Chet Baker?«, fragte er.
    »Kenne ich nicht.«
    »Dann kannst du dich auf was Schönes freuen … Vorausgesetzt, du magst Jazz.«
    »Versuchen wir’s.«
    Schon bald erfüllten Chet Bakers melancholische Trompetenklänge den Raum. Jeanie setzte sich aufs Sofa und schloss die Augen. Dieser Ort,

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