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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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dieser Mann, diese Musik, dieser Moment, alles verband sich zu einem sinnlichen Ganzen.
    Ray schenkte ihr Wein ein, doch sie rührte ihn nicht an.
    »Alles in Ordnung?« Er setzte sich neben sie.
    »Ja«, antwortete sie und merkte, wie er sich zu entspannen begann, wie ein Lächeln um seine Mundwinkel spielte.
    Eine Weile lauschten sie nur stumm der Musik.
    »Seit ich dich kenne, wollte ich dich hierherbringen, um endlich allein mit dir zu sein.«
    Jeanie reichte ihm ihre Hand, und er ergriff sie.
    »Nicht in unschicklicher Absicht«, erklärte er grinsend, »sondern damit wir uns keine Gedanken mehr über andere machen müssen.«
    »Es ist perfekt«, flüsterte sie. »Ray …« Sie hätte ihm gern erklärt, welche Gefühle er in ihr weckte, doch ihr fehlten die Worte. Da spürte sie seine Lippen auf den ihren, und endlich ließ sie der Lust freien Lauf.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dalagen und einander streichelten; sie befanden sich an einem Ort ohne Zeit und Grenzen.
    »Jeanie?« Ray musterte sie mit gequältem Blick.
    Sie richtete sich auf. »Was?«
    Ray drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
    »Jeanie, ich begehre dich so sehr, aber das ist ein gewaltiger Schritt für uns beide. Es geht nicht nur um Sex, jedenfalls nicht für mich.«
    »Ist das nicht mein Text?«
    Sie spürte Ray kichern. »Okay … Aber ich finde, wir sollten nichts überstürzen.« Er sah sie an. »Es ist … Mir fällt kein anderes Wort als ›gewaltig‹ dafür ein.«
    »Hast du denn keine … Beziehung … mehr gehabt seit Jess?«
    »Hin und wieder Sex, mehr nicht.« Sie hörte Ray seufzen. »Ich habe Angst, Jeanie.«
    Sie setzte sich auf und griff nach ihrem Weinglas. Plötzlich fürchtete sie, dass er sie mit seiner früheren Liebe verglich.
    »Was ist aus deinem Vorsatz geworden, sich ganz dem Moment hinzugeben?«, neckte sie ihn, und er lachte.
    »Ich bin auch dann gerne mit dir zusammen, wenn wir nur Pommes essen oder mit Dylan und Ellie spielen. Miteinander zu schlafen, führt uns auf eine andere Ebene.«
    Sie wartete. »Hast du Angst, dass es mit mir nicht schön wird?«, fragte sie, als er stumm blieb. »Ich weiß, ich hatte in den letzten zehn Jahren nicht viel Übung.«
    »Himmel, nein …« Er zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich erkläre das nicht sonderlich gut, oder?«
    »Was, Ray? Bitte sag es mir.« Sein Zögern erinnerte sie an George. Lag es an ihr? Hatte sie etwas an sich, das Männern die Lust verdarb, mit ihr zu schlafen?
    Ray stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab.
    »Was ich sagen möchte, ist letztlich sehr einfach.« Er blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sah Jeanie an. »Ich habe Angst, mich in dich zu verlieben. Wenn wir miteinander schlafen, hänge ich am Haken. Und du … kehrst zu deinem Mann zurück.«
    Jeanie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Was für eine Erleichterung! Also begehrte er sie doch!
    »Ich habe sehr gelitten in der Zeit, in der du dich nicht mit mir treffen wolltest.« Er hob die Hände, als sie den Mund öffnete. »Ich verstehe völlig, warum, also bitte denk nicht, dass ich dir Vorwürfe mache. Aber in den vergangenen drei Wochen hat sich nichts verändert, Jeanie.«
    Plötzlich wurde Jeanie klar, dass es nicht nur um sie ging.
    »Erzähl mir von Jess«, forderte sie ihn auf. In Rays Augen trat ein Ausdruck des Erstaunens und des Schmerzes.
    Er setzte sich wieder aufs Sofa und schob die Hände unter die Oberschenkel wie ein Kind.
    »Es war weniger Jess selbst als die Tatsache, dass ich sie verloren habe«, sagte er. »Bist du sicher, dass ich dir von ihr erzählen soll?«
    Jeanie nickte.
    »Ich habe sie sehr geliebt. Sie war jung. Das gab manchmal Probleme. Alles in allem führte ich ein durchschnittliches Leben. Ich hatte mit einem Freund eine gutgehende Setzerei – hauptsächlich Broschüren und Ähnliches für Seefahrtsunternehmen in Portsmouth. Und sie war bei einem IT-Unternehmen in der Human-Resources-Abteilung – was auch immer das sein mag.«
    »Zu unserer Zeit hieß es Personalabteilung.«
    »Jedenfalls war Jess ziemlich gut in ihrem Beruf. Ich dachte, sie ist wegen der vielen Arbeit so müde, und hab ihr ständig wegen den Überstunden in den Ohren gelegen. Am Ende hatte es gar nichts damit zu tun; sie hatte Krebs. Wenn ich den Grips besessen hätte, sie rechtzeitig zum Arzt zu bringen, wäre sie vielleicht noch zu retten gewesen.«
    Ray klang, als hätte er das schon oft erzählt. Jeanie wusste, dass er keine Worte des Trostes

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