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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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und Jeanies hitzige Diskussion.
    »Weiß Dad es?«
    »Natürlich nicht.«
    »Und das findest du okay?«
    »Nein.« Jeanie spürte, wie sie in seltsame Apathie verfiel. Es war nicht fair, von Chanty zu erwarten, dass sie sie verstand.
    »Mum …« Chanty versuchte es mit einem anderen Ansatz. Es kostete sie große Mühe, ruhig zu bleiben. »Du bist nicht mehr die Jüngste. Natürlich siehst du blendend aus, aber in deinem Alter ist man verletzlich. Diesen Mann interessiert nur eines. Wenn du diesen Weg wählst und Dad und deine Ehe aufgibst, wie stehst du dann in zwei Jahren da? Verlassen, alt und allein. Eine schreckliche Vorstellung.«
    »Ja, schrecklich.« Fast hätte sie ihre Tochter darauf hingewiesen, dass Ray, wenn er nur auf eine Bettgeschichte aus gewesen wäre, die Auswahl unter Hunderten, wenn nicht Tausenden von Frauen gehabt hätte, die meisten halb so alt wie sie.
    »Spar dir den Spott, Mum.«
    Jeanie nahm diese Rüge ernst. »Sorry, dass ich dich aus der Fassung bringe, wirklich. Das wollte ich nicht.«
    Chanty schnaubte verächtlich.
    »Ich weiß, es klingt alles ziemlich abgeschmackt. Tut mir leid, dass du es herausgefunden hast.«
    »Dass ich es herausgefunden habe, aber nicht, dass es passiert ist?«
    »Genau«, antwortete Jeanie mit fester Stimme.
    »Genau? Mum! Wie kannst du so gefühllos sein? Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich. Du warst immer so aufrichtig und integer. Du weißt, wie sehr ich dich bewundere, aber …« Sie holte tief Luft. »Machst du dir eine Vorstellung davon, was das für Dad bedeutet? Kein Wunder, dass du nicht aufs Land ziehen wolltest.«
    »Es hat nichts mit dem Umzug zu tun. Den hatte Dad zu dem Zeitpunkt schon beschlossen.«
    Als Jeanie schwieg, fing ihre Tochter wieder an. »Du musst jetzt einen Schlussstrich ziehen, Mum. Dann braucht Dad nichts davon zu erfahren. Ich erzähle niemandem davon, nicht einmal Alex … am allerwenigsten Alex.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Jeanie.
    Chanty wandte sich mit zusammengebissenen Zähnen ab. Ihr Zorn war verständlich; sie und ihr Vater standen einander sehr nahe. Jeanie wusste, dass Chanty in einer vergleichbaren Situation mit George genauso hart ins Gericht gegangen wäre. »Was willst du dann tun?«
    Jeanie kam sich vor wie ein aufsässiges Schulmädchen.
    »Chanty, das habe ich bereits gesagt. Ich weiß es nicht. Natürlich ist mir klar, was ich machen sollte, aber so leicht geht das nicht.«
    »Es geht sogar sehr leicht. Ich erklär dir’s, Mum: Du gibst Ray den Laufpass und ziehst mit Dad aufs Land, Punkt.« Chanty hob wütend ihre Tasche vom Boden auf. »Und falls du es nicht tust, sage ich es Dad höchstpersönlich. Wie sehr ihn das auch verletzt: Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie du ihn hintergehst. Jetzt, wo ich die Wahrheit kenne, könnte ich ihm nicht mehr in die Augen sehen.«
    Jeanie war klar, dass sie das ernst meinte, und begriff auch, warum: Chanty war davon überzeugt, dass ihre Mutter hinters Licht geführt wurde.
    »Ich sage es ihm«, versprach Jeanie, die die Sorge im Blick ihrer Tochter erkannte.
    »Wenn du einen Schlussstrich ziehst, diesen Mann nie mehr wiedersiehst und nicht mehr mit ihm sprichst, musst du Dad nichts sagen. Es wäre grausam und sinnlos, ihn damit zu belasten.« Chanty wartete auf die Zusicherung ihrer Mutter, die Jeanie ihr nicht geben konnte. Wie sollte sie ihrer Tochter versprechen, dass sie nie wieder mit Ray reden würde?
    »Mach mir keine Vorschriften, Liebes. Damit bezweckst du nichts.«
    Damit musste Chanty sich zufriedengeben.

16
    Jeanie saß auf einer Bank in der Mitte des Pond Square, nur hundert Meter von ihrem Haus entfernt. Auf dem Platz war es still und dunkel um halb ein Uhr morgens. Die Lokale auf der einen Seite hatten entweder bereits geschlossen oder waren gerade dabei zuzumachen; die Müllsäcke standen zur Abholung auf dem Gehsteig. Paare gingen in leise Gespräche vertieft nach Hause, ein Mann lief, das Handy am Ohr, an der Bushaltestelle auf und ab. Es war kühl geworden, hatte jedoch kein Gewitter gegeben. Jeanies Herz schlug wie wild.
    »Ich bin’s«, flüsterte sie ins Telefon.
    »Wo bist du?«
    »Am Pond Square, auf einer Bank.«
    »Komm her.«
    »Ich kann nicht. Ray, ich war gerade mit Chanty beim Essen. Sie weiß Bescheid und hat gedroht, George alles zu erzählen, wenn ich weiter mit dir Kontakt halte.«
    »Aha … Und was willst du jetzt tun?«
    »Mir bleibt keine andere Wahl. Ich sage es ihm. Er muss es von mir erfahren.«
    »Du sagst ihm was,

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