Donnerstags im Park - Roman
grauem Marmor.
»Hallo, Schatz, was kann ich für dich tun?« Er nahm die kleine Lupe von seinem Auge, setzte die Brille auf und wandte sich ihr zu, um sie zu begrüßen.
»Alles in Ordnung? Du wirkst besorgt.«
»George, können wir reden?«
Er stand auf und streckte sich gähnend. Dabei fiel sein Blick auf die Uhr. »Gütiger Himmel, ist es schon so spät? Ich wollte doch heute Nachmittag raus in den Garten, mich um die Magnolien kümmern.«
George drehte Jeanie sanft um die eigene Achse und schob sie in Richtung Tür. »Holen wir uns ein Glas Wein, und setzen wir uns raus. Es ist so ein schöner Abend.«
Jeanie nahm das Glas kühlen Weißwein, das er ihr hinhielt, mit zitternden Fingern.
»Raus mit der Sprache. Was ist los?« George trank einen Schluck und lehnte sich zufrieden seufzend auf dem Gartenstuhl zurück. »Hoffentlich fängst du jetzt nicht wieder mit dem Umzug aufs Land an.«
Fast hätte Jeanie über die Absurdität der Situation gelacht.
»George, es gibt keine sanftere Methode, dir das zu sagen: Ich habe mich in einen anderen verliebt.«
Es war heraus.
Einen Augenblick lang glaubte sie, er hätte sie nicht gehört. Die Sonne fiel nicht vom Himmel, und George saß auf seinem Stuhl, als wäre nichts geschehen. Er blinzelte sie an.
»Was hast du gerade gesagt?«
Sie stellte das Glas ab, weil sie fürchtete, dass es auf dem Steinboden der Terrasse landete. Dass das nicht passierte, erschien ihr plötzlich sehr wichtig.
»Vor ein paar Monaten habe ich diesen Mann kennengelernt, und … wir sind uns sehr nahe gekommen.« Das klang wie eine Zeile aus einem Schundroman.
George richtete sich auf.
»Jeanie, mach dich nicht lächerlich. Du kannst dich nicht in einen anderen verliebt haben.«
Sie hielt seinem Blick stand.
»Das ist ein Scherz, stimmt’s?« Jeanie spürte, wie er wütend wurde.
»Ich wünschte, es wäre so, George.«
Er sprang auf, knallte das Glas auf den Tisch und starrte sie von oben herab an.
»Hör sofort auf damit.«
Sie senkte den Kopf.
»Wer ist es?«
»Er heißt Ray Allen. Ich habe ihn mit Ellie im Park kennengelernt.«
»Das glaube ich dir nicht.« George trat durch die Terrassentür in die Küche.
»George, komm zurück.« Jeanie eilte ihm nach. »Wo willst du hin?«
George ging in den Flur.
»Ich habe keine Lust, mir diesen Quatsch weiter anzuhören«, murmelte er.
»George!« Sie packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich herum. Er versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden, doch in diesem Moment war sie stärker als er. »Wir müssen darüber reden.«
Sie sah den Schmerz in seinen Augen. »Ich will aber nicht.«
»Doch, George, wir werden darüber sprechen, weil wir müssen.« Sie zog ihn zurück in die Küche und drückte ihn auf einen Stuhl, bevor sie sich selbst auf die andere Seite des Tischs setzte. Von dort aus beobachtete sie, wie seine Augenlider zu flattern begannen.
»Da gibt es nichts zu besprechen.« Er wich ihrem Blick aus und begann, in einem Uhren-Magazin zu blättern. Das war, abgesehen vom Ticken der Uhren, das einzige Geräusch in der Küche. Jeanie entriss ihm die Zeitschrift und warf sie ans andere Ende des Tischs.
»Du willst also so tun, als wäre nichts geschehen?«
»Was soll ich denn machen? Mich erschießen? Ihn?« Er runzelte die Stirn. »Oder dich?«
»Bitte.«
Er stand auf. »Jeanie, ich weiß nicht, was läuft, und möchte es auch nicht wissen. Du bringst das sicher wieder ins Lot. Bis dahin sehe ich keinen Sinn darin, darüber zu reden.«
Auf halbem Weg zur Tür blieb er stehen und wandte sich zu ihr um, nickte zweimal kurz und verließ den Raum.
Sie blieb benommen am Küchentisch sitzen. Wieder einmal hatte er sich geweigert, ihr zu glauben, und ihr nicht wirklich zugehört. Obwohl sie seinen Schmerz gesehen hatte, war alles wie immer.
Ihr Handy klingelte.
»Mum, ich bin’s. Bist du allein?«
»Ja. Dad ist oben.«
»Wegen gestern Abend: Du hast es Dad noch nicht gesagt, oder? Das solltest du nicht; es würde ihm zu wehtun. Ich war schockiert und egoistisch und wollte dich dazu bringen, Ray den Laufpass zu geben. Bitte, Mum, sag es ihm nicht. Ich heiße nicht gut, was du mit Ray machst, aber wenn das nur eine kurze Liebelei ist, solltest du das, was du mit Dad hast, nicht aufs Spiel setzen.«
Jeanie hörte sie schwer atmen, als würde sie Treppen steigen. Im Hintergrund erklang das Klingelgeräusch eines Aufzugs, dann wünschte ihre Tochter jemandem eine gute Nacht. »Ich habe es ihm schon gesagt,
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