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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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leidenschaftlich.
    Die Chet-Baker-CD war längst zu Ende, als Jeanie schließlich fragte, wie spät es sei.
    Ray warf einen Blick auf die Uhr neben dem Bett.
    »Spät.«
    »Ich muss gehen.« Die Worte schienen aus dem Mund einer anderen zu kommen.
    »Wir sind wirklich ein starkes Team«, stellte er schmunzelnd fest und küsste sie auf die Stirn. »Jetzt, wo du endlich bekommen hast, was du wolltest, lässt du mich fallen wie eine heiße Kartoffel.«
    Er stand auf, um im anderen Zimmer Miles Davis’ Kind of Blue einzulegen. Obwohl Ray kräftig gebaut war, bewegte er sich leichtfüßig wie ein Tänzer.
    »Miles Davis kenne ich«, erklärte sie, als er zu ihr ins Bett zurückschlüpfte, sie küsste und sie wegen ihres musikalischen Unwissens neckte. Der Jazz war lyrischer, leichter als der von Chet Baker.
    »Das ist Jazz light. Warte nur, bis du was aus meiner Hardcore-Sammlung hörst.«
    Jeanies Augen wurden feucht, als sie sich erinnerte, warum sie gekommen war. Sie setzte sich auf und zog das Oberbett über die Brust.
    »Ich kann ihn nicht verlassen, Ray, das musst du verstehen. Das hat nichts mit dir oder meinen Gefühlen für dich zu tun … Die heutige Nacht wird mir unvergesslich bleiben; sie war einzigartig für mich.« Sie wischte sich mit der einen Hand die Tränen aus dem Gesicht, während sie mit der anderen die seine umklammerte wie eine Ertrinkende. »Wenn er mir nicht von der Sache mit Acland erzählt hätte …«
    »Pst, Jeanie, bitte sprich nicht darüber.«
    »Ich muss jetzt gehen. Es ist nach elf.«
    Sie blieben noch eine halbe Stunde ineinander verschlungen liegen, bis sie sich dazu zwang aufzustehen und ihre auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln.
    »Ich bring dich nach Hause.«
    Sie gingen Hand in Hand schweigend durch die kühle, wolkige Nacht. Oben auf dem Hügel küsste Ray sie.
    »›Liebes Herz ‹ «, flüsterte er, »›der Gedanke an dich
    Ist der Schmerz in meiner Seite …
    Der Schatten, der meinen Blick erstarren lässt.
    Ich habe Angst, dich zu verlieren,
    Ich habe Angst vor meiner Angst. ‹
    Du weißt, wo du mich findest, wenn du es dir anders überlegen solltest«, murmelte er traurig.
    Im Haus war es, abgesehen vom Ticken der zahllosen Uhren, still. Der Regulator im Flur schlug die Viertelstunde, als Jeanie die Stufen zu ihrem Zimmer hinaufschlich. Ihre Tränen waren versiegt; sie wollte nur noch schlafen und nie mehr aufwachen. Jeanie schlüpfte in der Dunkelheit aus ihren Kleidern, während sie zum Bett ging, und legte sich auf die kühlen Laken. Als sie sich umdrehte, stieß sie einen Schrei aus. Neben ihr lag George.
    »Hallo, Jeanie«, begrüßte er sie verschlafen, geweckt durch ihren Aufschrei.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Jeanie verärgert.
    George setzte sich auf.
    »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich hielt es für an der Zeit, einen Neuanfang zu machen.«
    »Ohne mich zu fragen?«
    »Du bist meine Frau, Jeanie. Ich sollte nicht um Erlaubnis bitten müssen, in deinem Bett zu schlafen.«
    »Du hättest es erst gar nicht verlassen sollen. Ich bin müde. Bitte, George, geh in dein Zimmer zurück. Wir reden morgen darüber.«
    Ahnte er, was sie getan hatte? Spürte er es?
    »Okay, okay, wenn du darauf bestehst. Ich dachte, du würdest dich darüber freuen.«
    »Eine Überraschung war es allerdings«, murmelte sie.
    »Du bist ziemlich spät dran«, stellte er fest, während er aufstand und die Pyjamahose hochzog.
    »Ich hatte dir doch gesagt, dass es spät werden würde. Rita hasst es, vor dem Theater zu essen.«
    »Es ist fast eins.«
    »Geh ins Bett, George.« Jeanie wandte ihm den Rücken zu. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihm die Wahrheit gestanden.
    Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog Jeanie das Oberbett hoch, wütend darüber, dass seine Anwesenheit sie so brutal aus ihren Träumen von Ray gerissen hatte und ihre Zuflucht entweiht worden war. Das Gefühl, der Gerechtigkeit George gegenüber Genüge tun zu müssen, spielte nun keine Rolle mehr.
    Am folgenden Morgen kam Chanty unerwartet in den Laden.
    »Hallo, Liebes, was für eine nette Überraschung. Wo ist Ellie?«
    »Ihr geht’s gut. Sie ist im Kindergarten, wie immer am Mittwoch.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Alles in Ordnung? Du siehst müde aus.«
    »Bin ich auch. Ist spät geworden mit Rita.«
    »Heimlicher Ausgang, was?« Chanty lachte. »Hoffentlich hattest du deinen Spaß.« Sie sah sich um, ob Jola lauschte, und senkte, obwohl Jeanie allein

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